Mynaric erhält Wirtschaftspreis:Internet aus dem All

Das Gilchinger Unternehmen Mynaric baut Laser für die schnelle Datenübertragung zwischen Satelliten und der Erde. Dafür ist es mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises Starnberg ausgezeichnet worden.

Von David Costanzo

Die Zukunft des Internet schwebt im All, Daten werden per Laser zwischen Erde und Satelliten flitzen und auch zwischen Satelliten - davon ist Mynaric überzeugt. Das Gilchinger Unternehmen entwickelt und baut die Technologie für die Übertragung. Aus dem Landkreis in den Weltraum: Das erfüllt Landrat Karl Roth (CSU) und die Wirtschaftsfördergesellschaft GWT mit Stolz. Mynaric ist am Donnerstagabend im Gilchinger Rathaus mit dem Wirtschaftspreis des Landkreises Starnberg ausgezeichnet worden.

PT scientists, Part-Time Scientists

Satelliten sollen in Zukunft Netzwerke im All bilden. Das Gilchinger Unternehmen Mynaric liefert die Lasertechnologie für die Datenübertragung.

(Foto: Mynaric)

"Zukunftsgestalter" lautete das Motto des Wettbewerbs in diesem Jahr, der zwölften Auflage. Nominiert waren Flugtaxi- und Drohnenhersteller, Produzenten von Batterien und minimalinvasiven Lasern gegen Krampfadern. Die Jury habe sich gequält, sagte Roth, sich am Ende aber unter den zehn innovativsten Unternehmen einstimmig für Mynaric entschieden. Mitbegründer Markus Knapek sagte: "Die Art der Kommunikation, die wir alle nutzen, wird sich sehr verändern."

Gilching RH GWT Wirtschaftspreis 2019

Landrat Karl Roth (2.v.l.), GWT-Chef Christoph Winkelkötter (4.v.l.) und Wirtschaftsförderin Annette von Nordeck (r.) zeichnen Wolfram Peschko (l.), Markus Knapek und Martina Pennekamp von Mynaric aus.

(Foto: Nila Thiel)

Die Datenmengen steigen rasant auf der ganzen Welt. Doch wie sollen sie um den Globus gelangen - und zwar möglichst schnell? Funk stößt an seine Grenzen, überall Glasfaserkabel zu verbuddeln, ist teuer. Im Himmel sei die Übertragung billiger, sagt Vorstand Wolfram Peschko. Unternehmen arbeiten etwa daran, jeweils gleich mehrere Satelliten in 1000 Kilometer Höhe zu schießen, ganze "Konstellationen", wie die Experten es nennen, die Netzwerke über den Wolken knüpfen sollen. Mynaric liefert die schnellen Laser dafür.

100 Gigabit

pro Sekunde will Mynaric in wenigen Jahren per Laser als Datenübertragungsrate erreichen, bislang schafft das Unternehmen nach eigenen Angaben zehn Gigabit pro Sekunde. Zum Vergleich: Sehr schnelle Hausanschlüsse sind 100 Megabit pro Sekunde schnell. Die angestrebte Geschwindigkeit würde dem Tausendfachen entsprechen.

Knapek forschte jahrelang am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen (DLR) an der Technologie, 2009 gründete er mit einem Kollegen ein Vorgängerunternehmen, zwei Jahre danach stieß Peschko dazu. Seit 2014 hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf knapp 100 verdreifacht. 2017 wagte die Gesellschaft den Börsengang - als erstes Unternehmen aus dem Landkreis seit Jahren. Der Ausgabekurs von 54 Euro wird derzeit jedoch nicht erreicht, am Freitag notierte die Aktie um 43 Euro. "Wir freuen uns darüber nicht", sagt Peschko. Der Kurs sei jedoch nicht die relevante Größenordnung für das langfristige Projekt. Zweifel an der Technologie seien ausgeräumt. 50 Millionen Euro habe das Unternehmen mittlerweile bei Investoren eingesammelt. Zuletzt sei ein Auftrag über 1,7 Millionen Euro eingegangen, Testsatelliten eines Unternehmens auszurüsten. "Mynaric hat mit seiner Technologie den Schlüssel in der Hand, der führende Ausrüster für Kommunikationsnetze in der Luft- und Raumfahrt zu werden", heißt es in der Laudatio.

In seiner Dankesrede sagte Peschko, das es kein Zufall sei, dass Mynaric im Landkreis entstanden sei. "Wir kommen aus der Region", sagte er mit Verweis aufs DLR. "Viele unserer Lieferanten kommen aus der Gegend." Der Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft GWT, Christoph Winkelkötter, hob die Dichte der innovativen Unternehmen im Landkreis hervor, was Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) auf seine Gemeinde münzte. Schließlich hätten fünf der zehn nominierten Unternehmen ihren Sitz in Gilching. Kritik gab es allerdings auch. Preisträger Peschko monierte: "Die Internetqualität ist hier nicht so berauschend."

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