Gilching:Imposantes Finale

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Markus Schwaiger (rechts) dirigierte beim Kirchenkonzert in St. Sebastian nicht nur Chor und Orchester sondern präsentierte auch eine Eigenkompostion. (Foto: Arlet Ulfers)

Markus Schwaiger führt erstmals sein "Ave Maria" mit dem Gilchinger Kirchenchor auf

Von Reinhard Palmer, Gilching

Seit 20 Jahren ist Markus Schwaiger nun Kirchenmusiker der Pfarrgemeinde St. Sebastian in Gilching. Dieses Jubiläumskonzertjahr feiert er nicht nur am Pult von Chor und Orchester, sondern auch als Komponist: Mit der Uraufführung seines "Ave Maria" für Chor, Orchester (samt Klavier) und Soprana erweist sich Schwaiger keineswegs als Avantgardist, er ist im Grunde Romantiker, dem es offenbar die Neigung der Spätromantik zu den imposanten Wirkungen eines Gustav Mahler oder Richard Strauss angetan hat.

Es war wohl die zuvor aufgeführte Version des "Ave Maria" zur Begleitstimme von Johann Sebastian Bach und Melodie von Charles Gounod, die - effektvoll gesteigert mit Chor und Streichern - für seine Komposition Modell gestanden hatte. Mit der Sopranistin Cosima Baumer verfügte das Ensemble über eine wohltuend lyrisch formende Solistin, die mit ihrem warmen, dunklen Timbre der Atmosphäre des beliebten Werkes gänzlich gerecht wurde. Aber auch Chor und Orchester vermochten in dem bestens besuchten Konzert einfühlsam in die Lyrik einzutauchen und dabei durchaus Innigkeit zu vermitteln.

Schwaigers Komposition ging weit darüber hinaus und begnügte sich nicht mit einer einmaligen Steigerung. Als Abschluss des Programms sollte sie schließlich den Kulminationspunkt bilden. Bis dahin hatte schon eine enorme Entwicklung stattgefunden. Begonnen hatte es mit einem hymnisch getragenen "Ave Maria" des Spaniers Tomás Luis de Victoria aus dem 16. Jahrhundert, einem für die Renaissance überaus ausdrucksstarkes Werk. Das in der Ausführung jedoch noch Klarheit und Transparenz vermissen ließ, zudem übertönten Trompeten und Posaunen den verschwommenen Chor. Erst im "Gloria" von Vivaldi (RV 589) erreichten die Ensembles eine wohlaustarierte Balance, um feinsinniger an die Gestaltung heranzugehen. Das energische und straffe Eingangsgloria stellte die Weichen: Baumer brillierte mit schlanker Lyrik, insbesondere im zart fließenden "Domine Deus". Michael Kleintz beeindruckte im dramatischer grundierten "Domine Deus, Agnus Dei" mit seinem imposanten Bass.

Das Orchester konnte in der Sinfonia Nr. 41 C-Dur von Joseph Haydn seinen kraftvollen, entschiedenen Zugriff alleine demonstrieren. Schwaiger führte es stark pointiert mit energischem Dirigat. Bei Vivaldi erwies sich dies allerdings stellenweise als nicht sensibel genug, zumal der Chor nicht genügend Stimmvolumen zu entwickeln vermochte, um sich durchzusetzen. In seinem "Ave Maria" setzte Schwaiger eher auf die satte Klangentwicklung mit großen Wirkungen und Steigerung der Volumina. Die zum Kontrast eingesetzten Rücknahmen mussten daher nicht zu weit reichen, um als zarte Empfindung durchzugehen. Und dieses Wechselspiel trieb der Komponist auf die Spitze: Glaubte man schon am Höhepunkt angelangt zu sein, kam eine erneute Wendung, die zur nächsten Weiterentwicklung führte. Hier vermochten die Ensembles dieses weit wogende Auf und Ab überaus plastisch zu modellieren. Ein imposantes Finale, das mit Händels "Ombra mai fù" aus "Xerxes" noch ein überraschend einfühlsames, ja berührendes Nachspiel haben sollte. Frenetische Ovationen.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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