Gilching:Gutachter mischt im Asphaltverband mit

Bürgerinitiative unterstellt Ingenieurbüro, Gefälligkeitsexpertise für die umstrittenen Teerwerke erstellt zu haben.

Christian Deussing

Im Streit um die zwei Asphaltmischanlagen bei Gilching gerät das Gutachterbüro Müller-BBM (Planegg/Frankfurt) in die Kritik. So vermutet die Protest-Initiative, dass BBM-Experten ein "Gefälligkeitsgutachten" für die Genehmigung der Anlagen erstellt haben. Das Büro hatte aufgrund von Prognosen die vor drei Jahren geplanten Werke für "umweltverträglich" bewertet und lufthygienisch als nicht schädlich eingestuft. Wie berichtet, empören sich aber inzwischen viele Bürger über die "Geruchs- und Staubbelästigungen" der Werke, die sie als "Dreckschleudern" ansehen. Wir haben grundsätzlich Verständnis für diese Sorgen und nehmen sie auch ernst", sagten am Montag die zuständigen Gutachter Martin Heirich und Ludger Gronewäller von der Müller-BBM-Niederlassung Frankfurt. Diese ist auch assoziiertes Mitglied des Deutschen Asphaltverbandes (DAV). Den Verdacht, dessen Interessen indirekt als Lobbyist in Genehmigungsverfahren zu vertreten, weisen die beiden BBM-Gutachter entschieden zurück. Es gehe vielmehr darum, "mit Sachverstand unabhängig zu beraten und zu prüfen, was technologisch sinnvoll ist". Dafür seien Expertisen und die "Anbindung an die Industrie notwendig", erläuterte Diplom-Ingenieur Heirich im Gespräch mit der SZ. Wie er betont, sind die Gilchinger Asphalt-Werke "umwelttechnisch auf dem neuesten Stand" - auch mit ihren Filtern. Dass jedoch die Anlagen Jais und Richard Schulz Tiefbau mit Braunkohlestaub (BKS) und nicht mit Gas oder Heizöl betrieben werden, müsse man laut BBM-Gutachter "politisch bewerten". Denn Braunkohlestaub stoße zwar mehr Kohlendioxid aus, sei aber auch effizienter, so Heirich. Zudem verwies er darauf, dass die Studie über die betroffenen Asphaltmischanlagen zwar modellhaft, allerdings auch "sehr komplex und ausgereift" sei. In einem Rundschreiben - auch über den Asphaltverband - macht die Müller-BBM indes keinen Hehl daraus, den Einsatz und die Vorteile des Regelbrennstoffes Braunkohlestaub zu empfehlen. In dem Papier ist auch die Rede davon, dass sich betroffene Kommunen "recht kreativ " zeigten, um hier das gemeindliche Einvernehmen zu verweigern. Es gebe in dieser Hinsicht "diverse Strategien". Wie man zudem "Beschwerden aus der Nachbarschaft über Geruchsbelästigungen, Staubimmissionen und Anlagenlärm" begegnet, konnten voriges Jahr Teilnehmer einer Fachtagung in der Planegger Zentrale von Müller-BBM erfahren. Referiert wurden unter anderem "rechtssichere Entgegnungen von Beschwerden" gegen Mischanlagen, aber auch die Benzolproblematik. Doch nicht nur in Gilching wächst der Widerstand gegen die Bitumen-Werke. So wurde wegen Protesten eine derartige Anlage in Markt Haag (Landkreis Mühldorf am Inn) vor einigen Monaten geschlossen. Die Betreiber haben mit einem abermaligen Probebetrieb noch bis zum 10. Oktober eine Chance erhalten, die Grenzwerte bei "luftverunreinigenden Stoffen" einzuhalten, teilte eine Sprecherin der Mühldorfer Kreisbehörde mit.

Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen

Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen Gilching Die Asphaltmischanlagen bei St. Gilgen, ohne Verkleidung das Jais-Werk 'Amigi'.

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)
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