Mitten in Gilching:Unger for Tempolimit

Mitten in Gilching: Ginge es nach Peter Unger, müsste auf allen deutschen Autobahnen in Zukunft Tempo 100 gelten.

Ginge es nach Peter Unger, müsste auf allen deutschen Autobahnen in Zukunft Tempo 100 gelten.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Das Grünen-Urgestein Peter Unger plädiert für stark gedrosselte Geschwindigkeiten auf deutschen Fernstraßen. Doch fällt das in die Zuständigkeit des Gilchinger Gemeinderats?

Glosse von Peter Haacke

Die Welt scheint außer Kontrolle geraten zu sein, das aktuelle Szenario verschiedener Krisen - Corona, Krieg und Umwelt - lässt niemanden kalt. Auch Peter Unger nicht: Das grüne Urgestein aus Gilching hat sich seit Ende der Siebzigerjahre wie kein zweiter Kommunalpolitiker im Landkreis mit Dringlichkeitsanträgen für Themen mit weltpolitischer Relevanz stark gemacht - auch wenn er damit zuweilen scheiterte. Man denke etwa an die Beratungsstellen zur Verhinderung von Schulden und Familiendramen, die sich mit den Gefahren der Glücksspielsucht befassen sollten. Oder eine "Speakers Corner" wie im Londoner Hyde Park auf dem Gilchinger Marktplatz.

Doch es gibt auch Erfolge, wie die werbetechnisch vermarkteten Gullydeckel, die es seither bundesweit gibt. Und Unger lässt nicht locker. Jüngste Idee aus der grünen Denkfabrik: Der Gemeinderat Gilching möge die Bundesregierung auffordern, umgehend Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen einzuführen, um russische Energielieferungen reduzieren zu können. Umweltfreundlich wäre das obendrein auch.

Mitten in Gilching: Peter Unger ist schon mit zahlreichen Anträgen in Erscheinung getreten. Manche waren erfolgreich, manche nicht so.

Peter Unger ist schon mit zahlreichen Anträgen in Erscheinung getreten. Manche waren erfolgreich, manche nicht so.

(Foto: Arlet Ulfers)

Zugegeben: Der Vorschlag ist nicht ganz neu. Der Deutsche Städtetag forderte die Bundesregierung schon vor drei Wochen auf, ein Tempolimit zu prüfen. Zumal ein russischer Gas- und Öl-Lieferstopp ein durchaus realistisches Szenario ist. Daher soll nun auch der Gemeinderat anerkennen, dass die Versorgungssicherheit von Öl durch ein Tempolimit erhöht wird - eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu verringern, meint Unger.

Unger selbst wurde mal von der Polizei aufgehalten - wegen "Schleichens auf der Landstraße"

Der 77-Jährige begründet seinen Antrag damit, dass laut Umweltbundesamt ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf deutschen Autobahnen jährlich eine Milliarde Liter Benzin und 2,5 Millionen Tonnen CO₂ einsparen könnte. Das aber ist Unger nicht genug: Durch Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen könnte man angeblich sogar 3,7 Milliarden Liter Kraftstoff und neun Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Damit werde die Abhängigkeit von Russland reduziert, schlussfolgert Unger. Zudem sei die Maßnahme "schnell und unkompliziert durchzuführen und kostet wenig Geld".

Da hat er wohl recht, der Peter Unger. Auch, wenn Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) meint, dass es in Deutschland wegen der vielen Krisen dafür aktuell nicht genügend Verkehrsschilder gebe. Doch so ganz uneigennützig ist Ungers Idee nicht. Schließlich wurde er selbst schon einmal im Auto von der Polizei gestoppt - wegen "Schleichens auf der Landstraße".

Wie auch immer: Der Gemeinderat stimmt diesen Dienstag über seinen Antrag ab. Und sollte sein Begehr womöglich im Kreistag landen, könnte es hier am Ende wieder einmal heißen: Ach Peter, dafür sind wir doch gar nicht zuständig.

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