Gilching:Grün sticht

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Die Landratskandidaten nehmen bei der Debatte von "Pro Bannwald" zu den umstrittenen Gewerbeplänen im Unterbrunner Holz Stellung. Neubauer bekommt für ihr Nein am meisten Applaus, Frey gibt sich als Vermittler

Von Christian Deussing, Gilching

Der Plan der Gemeinde Gauting, im Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet Unterbrunner Holz ein großflächiges Gewerbegebiet zu entwickeln, erregt im angrenzenden Gilching weiter die Gemüter. Dass dieses Projekt den Leuten unter den Nägeln brennt, wurde auch am Mittwochabend im Gilchinger Rathaus deutlich: 250 Besucher kamen zu einer Podiumsdiskussion, zu der das Aktionsbündnis "Pro Bannwald" eingeladen hatte. Bei dem Reizthema sollten die Landratskandidaten Stefan Frey (CSU), Martina Neubauer (Grüne), Matthias Vilsmayer (FW) und Cedric Muth (FDP) Farbe bekennen. Christiane Kern (SPD) war wegen Krankheit verhindert.

Es gehe um einen Eingriff in ein Trinkwasserschutzgebiet mit Bannwald von etwa 60 Hektar Fläche, was 84 Fußballfeldern entspreche, erklärte Bündnis-Sprecher Christian Winklmeier (SPD). Er verwies auf eine Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde vom Oktober 2018, in der vor einer "unzulässigen Rodung" und negativen Auswirkungen bei einem derartigen Eingriff in das Unterbrunner Holz die Rede ist. Diese Aussage spielt den Gegnern des geplanten Gewerbegebietes, in dem etwa 21 Hektar bebaut werden sollen, in die Hände.

Ein Thema, vier Meinungen: Die Kandidaten (von links) Stefan Frey, Cedric Muth, Martina Neubauer und Matthias Vilsmayer mit Moderator Rudolf Ulrich (Mitte). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Doch davon ließ sich Kandidat Frey keineswegs beirren. Er schlug eine neue Variante vor: den Umfang des vorgesehenen Gewerbegebietes zu reduzieren, das Projekt außerhalb des Bannwaldes zu planen und auf die Rodung zu verzichten. Er wolle als Landrat die verschiedenen Interessen "unter einen Hut bringen" und die mögliche interkommunale Zusammenarbeit ausloten, sagte Frey. Die beiden Kommunen dürften sich nicht auf Dauer in dieser Sache blockieren, die nachher noch in einem unguten und langen Rechtsstreit enden könnte. Der CSU-Politiker sieht sich als Vermittler. Und er erntete Beifall für seinen Lösungsvorschlag.

Allerdings fiel der Applaus für seine Kontrahentin deutlich kräftiger aus, die in Gilching ein Heimspiel hatte und klare Kante zeigte. Sie lehnt das Gewerbegebiet strikt ab, weil so "wertvolle Flächen versiegelt und zerstört werden". Eine Folge wäre außerdem, dass wegen des Zuzugs von Fachkräften noch mehr Wohnungen benötigt werden und der Verkehr massiv zunehme. Neubauer betonte, dass es "keine klimaneutralen Gewerbegebiete" gebe ,und kritisierte das "Greenwashing" von Unternehmen, die sich ein umweltfreundliches Image gäben. Zudem würden Hightech-Firmen enorm viel Energie und Strom verbrauchen, sagte die Grünen-Politikerin.

(Foto: oh)

Für den Gilchinger Vilsmayer von den Freien Wählern ist es wichtig, sich mit dem Nachbarn Gauting, der die Planungshoheit habe, an den Verhandlungstisch zu setzen. "Wir müssen im Austausch bleiben und für beide Seiten verträgliche Lösungen finden", sagte Vilsmayer. Es gehe darum, heimisches Gewerbe zu entwickeln und diese Firmen im Landkreis zu halten. Ähnlich äußerte sich FDP-Kandidat Muth. Er wies darauf hin, dass Gauting die Chance haben müsse, sich zu entwickeln und somit höhere Gewerbesteuereinnahmen zu erzielen. Gleichwohl sehe auch er die Problematik des Wasserschutzes im Unterbrunner Holz - er trete aber auch für "massive Aufforstungen" ein. Für Muth ist wie für seinen Konkurrenten Frey ein kleineres Gewerbeareal als Mittelweg denkbar.

Die erkrankte SPD-Kandidatin Kern ließ ihr Statement verlesen, was Moderator Rudolf Ulrich (Verein Fluglärm) übernahm. Sie forderte darin, zunächst freie Flächen in bereits erschlossenen Gewerbegebieten im Landkreis zu bebauen anstatt neue auszuweisen. Denn damit würden Grünflächen zubetoniert, und man müsse womöglich Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet nehmen.

Das will auch Harald Schwab nicht, der CSU-Fraktionssprecher im Kreistag und Gilchinger Bürgermeisterkandidat: Per Videobotschaft machte er klar, dass er die Gautinger Pläne wegen des Bannwaldes und Wasserschutzes ablehne.

© SZ vom 24.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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