Gilching:Eine Trommel Buntes

36 Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge, Kabarett und Kino: das Programm der Gilchinger Kunst- und Kulturwoche

Von Gerhard Summer, Gilching

Drei Pfarrer und ein Bürgermeister spotten über die evangelische Kirche. Ein Fotograf malt mit Licht, "Rotkäppchen" und der böse Wolf kommen als Glühbirnen-Figuren auf die Bühne. Leichenpräparator Alfred Riepertinger aus Germering spricht über Nähen, Schminken, Plastinieren und darüber, wie er Rudolf Mooshammer und Franz Josef Strauß einbalsamierte. Das Museum im Wersonhaus tischt passend zu seiner Dauerausstellung "Schicht-Werk" einen römischen Imbiss auf, und das Starnberger Percussionquartett Index 4 zaubert auf Marimba und Blumentopf. Klingt sehr bunt, und so ist es auch: Die Gilchinger Kunst- und Kulturwoche legt in ihrem dritten Jahr noch ordentlich was drauf, was die wilde Mischung angeht.

36 Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Kinovorstellungen, Vorträge, Kabarett und Performances stehen diesmal auf dem Programm, etwas weniger als bei der Premiere und im Vorjahr. Wer will, der kann in den zehn Tagen schuhplatteln und goaßlschnalzen lernen oder auch einfach dabei zuhören, wie sich Unterbiberg und der Bosporus musikalisch näher kommen. Lyrik und Blues ergänzen sich seufzend, und natürlich gibt es auch Klassik und Jazz. 23 Veranstalter sind diesmal dabei, als Hauptspielorte dienen das Rathaus und das Gymnasium. Die Gemeinde finanziert das zehntägige Spektakel mit einem "hohen vierstelligen Betrag" mit, wie der Gilchinger Kulturbeauftragte Jakobus Ciolek bei einer Pressekonferenz sagte.

Gilchinger Kulturwoche

Die Unterbiberger Hofmusik eröffnet das Festival mit einer Mixtur aus Landler, Urbanem, Jazz und Samba.

(Foto: Privat)

Matthias Helwig, der Erfinder des Fünfseen-Filmfestivals und zugleich der Kulturreferent der Gemeinde, hatte das Festival 2015 initiiert. Die Idee, einmal im Jahr geballt zu präsentieren, was in der aufstrebenden, für Kinderreichtum und Gewerbeansiedlungen bekannten Kommune sonst übers ganze Jahr verstreut geboten ist, und dabei die Kartenpreise moderat zu halten, schlug ein. Im Vorjahr beispielsweise kamen laut Ciolek mehr als 2000 Besucher.

Der Schwerpunkt der Kulturwoche 2017 von 13. bis 22. Oktober liegt auf Konzerten, Prosa und Lyrik. Themen sind Heimat, Migration und das Leben in der Fremde. Unter anderem geben das mit Studenten besetzte Nonett der Musikhochschule Rostock mit vier Streichern und fünf Bläsern, der Singkreis Gilching, das Erich Lutz Trio, das Hackbrett- und das Akkordeonorchester der Musikschule, der unverwüstliche Zither Manä und die Pianistin Elizabeth Hopkins zusammen mit der Violinistin Almuth Siegel Konzerte.

Gilhcinger Kultorwoche

Die Geigerin Almuth Siegel tritt zusammen mit der Pianistin Elisabeth Hopkins auf.

(Foto: Privat/oh)

Die Lesungen bringen Begegnungen mit Tina Reuther, die sich Texte von Mascha Kaléko, Erich Kästner und anderen zum Thema Liebe vornimmt, mit Ruth Neureiter, die ihr neues Buch ". . .und immer wieder deine Hand" vorstellt und sich zugleich mit Schriftrollen-Objekten als Malerin präsentiert. Sabine Kornbichler wiederum hat ihren Thriller "Wie aus dem Nichts" dabei, Anne Sanders und SZ-Redakteur Bernhard Blöchl himmeln Schottland an. Und Silke Schlichtmann liest aus ihrem Kinderbuch "Pernilla", in dem es um Abenteuer und saure Äpfel geht. In der Buchhandlung "Leselust" gibt es deshalb Äpfel für alle und sogar eine Apfelschälmaschine.

"Aufbruch in die Fremde" schließlich heißt ein Abend mit Autoren und Musikern wie den Gitarristen Mirwais Khugyani aus Afghanistan und Christoph Zöller aus Gilching. Die Schriftsteller lesen Texte auf Deutsch, Englisch und in ihren Heimatsprachen, danach ist das afrikanische Märchen "Affenherz" zu hören.

Auftakt zur Kulturwoche ist am Freitag, 13. Oktober, 20 Uhr, im Rathaus mit der Unterbiberger Hofmusik, die mit ihrer unorthodoxen Stil-Mixtur die ideale Eröffnungscombo für dieses Festival sind. Denn wie die Gilchinger Organisatoren bringt das Septett zusammen, was mutmaßlich zusammengehört. In diesem Fall: Landler, urbanen Jazz, Samba, armenische und türkische Musik.

Schon zuvor, von 18.30 Uhr an, ist die Ausstellung der Malerin Christa Ohland zu sehen, die sich mit ihrem Druck "Sonnenblumenfeld" einen Namen gemacht hat. Parallel nimmt sich die Kabarettgruppe "Die Pfarrermangel" des kirchlichen Allerleis an (Aula des Gymnasiums, Beginn 20 Uhr).

Das detaillierte Festivalprogramm ist im Internet auf der Homepage kulturwoche-gilching.de zu finden. Karten gibt es im Rathaus (Telefon 08105/38660).

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