Gilching:Eine multimediale Römerstraße für Gilching

Kulturausschuss genehmigt das groß angelegte museale Projekt zur Ortsgeschichte im Wersonhaus

Von Christian Deussing, Gilching

Der Traum für ehrenamtliche Hobbyforscher, die frühe Ortsgeschichte von Gilching in einer Dauerausstellung im Wersonhaus interaktiv präsentieren zu können, rückt jetzt näher. Denn nicht nur Bürgermeister Manfred Walter ist von dem musealen Projekt begeistert, sondern auch der Kulturausschuss der Gemeinde. Das Gremium genehmigte nun einstimmig das Vorhaben, bei dem der Übergang von der spätantiken zur bajuwarischen Besiedlung im Gilchinger Gebiet (mit der Frauenwiese in Weßling) dokumentiert werden soll - repräsentativ für die Münchner Schotterebene und oberbayerischen Raum, dargestellt am Beispiel der Gilchinger Römerstraße.

Im Blickpunkt stehen dabei drei teilweise sehr gut erhaltene Skelette mit Grabbeigaben aus dem siebten Jahrhundert nach Christus. Die Knochen wurden vor zweieinhalb Jahren auf einem Baugrundstück am Starnberger Weg entdeckt. Die Funde haben Archäologen als wertvoll und bedeutend eingestuft. Die DNA-Proben aus dem Zahnschmelz der zwei männlichen und weiblichen Skeletten werden noch in speziellen Laboren in Mainz und Bozen untersucht. Das berichtete im Ausschuss die Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie und Ortsgeschichte in Gilching, Annette Reindel.

Gilching: Ausgegraben: Ein Skelett mit Grabbeigabe...

Ausgegraben: Ein Skelett mit Grabbeigabe...

(Foto: Gesellschaft für Archäologie)

Sie ist gespannt, welche weiteren Erkenntnisse die Wissensschaftler mittels von Spurenelementen über die drei Bajuwaren liefern können - etwa zur Herkunft der Toten. Abgeleitet vom alten Namen Gilchings "Kiltoahinga" hat die örtliche Archäologie-Gesellschaft die Skelette "Kilti" getauft. Alteingesessene Gilchinger könnten ja über eine "Speichelprobe feststellen lassen, ob sie mit den Kiltis verwandt sind", schlug hierzu Rathauschef Walter scherzhaft vor.

In der Ausstellung will Reindel multimedial mit Hör- und Mitmachstationen die Besucher (und auch Kinder) mit auf die Zeitreise von Gilching nehmen. In Schichtabfolgen, Schubladen und Vitrinen sollen restaurierte und originale Grabbeigaben sowie weitere Fundstücke als Repliken im Wersonhaus dargeboten werden. Dazu gehören ein Lang- und Hiebschwert (die sogenannten Spatha und Sax), Münzen, eine Glasperlenkette, Gürtelschnalle und Anhänger. Als "bestes Stück von Gilching" bezeichnete die Vereinsvorsitzenden Reindel eine "römische Öllampe aus Bronze", die sich aber als besondere Kostbarkeit in der Archäologischen Staatssammlung München befindet. Man werde sich weiter um das Stück bemühen, sagte Reindel.

Gilching: ...etwa aus dem siebten Jahrhundert nach Christus.

...etwa aus dem siebten Jahrhundert nach Christus.

(Foto: Gesellschaft für Archäologie)

Sie erläuterte im Rathaus zudem das geplante Finanzierungskonzept für die Ausstellung, die wissenschaftlich auch vom Landesamt für Denkmalpflege begleitet wird. Demnach kostet das Projekt insgesamt etwa 63 000 Euro. Der Gilchinger Archäologie-Verein hat nach eigenen Angaben bereits 1200 Stunden ehrenamtlich in das Vorhaben investiert - nämlich in Recherche, Beschaffung von Exponaten, Texten und "Fortbildungen auf hohem Niveau", wie Reindel betonte.

Die Schau könnte - wenn alles weiterhin nach Plan läuft - im Juli nächsten Jahres im Wersonhaus an der Brucker Straße eröffnet werden. Bis dahin werden die benötigten Räume durch den Neubau des Rathauses frei. Die römische und bajuwarische Zeit von Gilching wird dann endgültig wieder lebendig.

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