Süddeutsche Zeitung

Gilching:Saubere Luft im Null-Corona-Altenheim

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Das Rotkreuzhaus testet schon lange massiv, fast alle Bewohner sind geimpft. Nun kann das Heim neue Desinfektionsgeräte installieren.

Von Leonie Daumer, Gilching

"Solange wir kein Corona haben, ist alles gut", sagt Oxana Rudi, Leiterin des Rotkreuzhauses in Gilching. Das Seniorenheim ist das einzige im Landkreis, das nach eigenen Angaben bislang keine einzige Infektion zu verzeichnen hat. Außerdem seien seit November nach Anmeldung auch Besuche wieder möglich und das Rotkreuzhaus hierfür ausreichend mit Schnelltests ausgestattet, berichtet die Leiterin. Der Bereichsleiter für Senioren und Pflege des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Marcus Wicke, ergänzt: "Egal wer ins Haus kommt, wird getestet." Mittlerweile sind fast alle Bewohner geimpft. Jetzt soll das Haus noch sicherer werden.

Die UV-Technologiefirma Dr. Hönle AG, die im Sommer von Gräfelfing nach Gilching umziehen will, hat der Einrichtung neun Luftentkeimungsgeräte im Wert von 15 000 Euro gespendet. Noch am selben Tag sollen die Luftreiniger,die nach Angaben der Firma mehr als 99 Prozent der Viren mit ultraviolettem Licht (UV) abtötet, in Gemeinschafts-, Personal- und Besucherräumen installiert werden. Das Unternehmen beschäftige sich seit mehr als 40 Jahren mit UV-Technik, erzählt Firmenvorstand Heiko Runge, und habe zu Beginn der Pandemie die neue Produktserie entwickelt, um vor dem Coronavirus und anderen Erregern zu schützen. "Andere Viren machen uns ja auch Probleme", erklärt Marcus Wicke vom BRK.

Er sei besonders froh über die Spende, weil die Pandemie viele Pflegeheime in eine schwierige Lage gebracht habe. Die Nachfrage gehe gegen Null, deshalb könne man selbst nicht "einfach so 20 000 Euro aus dem Handgelenk schütteln." Die Installation von den Luftentkeimern halte er beispielsweise auch in den BRK-Häusern in Garatshausen und Gauting für genauso wichtig, doch das scheitere schlichtweg an der Investition. Immerhin seien inzwischen 93 Prozent der Bewohner und 50 Prozent des Personals vollständig geimpft, erklärt Wicke. Er gehe davon, dass die Quote unter den Mitarbeitern noch steige. Die Impfung gebe Hoffnung auf eine Besserung in absehbarer Zeit, denn gerade am Ende des Lebens über eine lange Zeit Kinder und Familie nicht sehen zu können, sei für die Bewohner eine "enorme Belastung" gewesen.

Den sechs Wochen langen kompletten Lockdown, den die Einrichtung im Frühjahr durchmachen musste, hätten die Bewohner womöglich besser weggesteckt als die anderer Heime, findet Einrichtungsleiterin Rudi. Durch die Aufteilung der Senioren und des Personals in sechs Hausgemeinschaften, in denen täglich gemeinsam gekocht werde, hätten die Bewohner auch während des Lockdowns viele feste Kontakte untereinander und mit ihren Pflegern gehabt. Auch wenn eine strenge Trennung der Wohngemeinschaften untereinander bestand, habe man so "mehr Normalität" möglich machen und die Bewohner weiterhin angemessen betreuen können, so Marcus Wicke.

Doch auch die für Seniorenheime nach seinen Angaben überdurchschnittliche Pflegerdichte von insgesamt 64 Mitarbeitern auf 72 Bewohner sei "für die Altenpflege immer noch zu wenig". Aktuell kommen regelmäßig Ehrenamtliche ins Rotkreuzhaus, um die Bewohner einmal und die Pfleger dreimal wöchentlich auf Corona zu testen. Doch dank der abgeschlossenen Impfung und den neuen Luftreinigern sind Rudi und Wicke zuversichtlich gestimmt: "Die Testerei wird bleiben, aber wir hoffen auf ein normaleres Leben."

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Quelle:
SZ vom 11.03.2021
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