Wirtschaft im Landkreis Starnberg:Der prekäre Handel mit China

Experte referiert in Gilching über die geopolitischen Ambitionen des asiatischen Staates und mahnt, sich auf eigene Stärken zu besinnen.

Von Christian Deussing, Gilching

Glänzende Geschäfte und große Absatzmärkte: Dutzende von Firmen im Fünfseenland pflegen seit Jahren Handelsbeziehungen mit China und verfügen dort auch über Niederlassungen und sogar Werke, wie zum Beispiel der Autozulieferer Webasto aus Stockdorf. Doch der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, wie gefährlich sich Abhängigkeiten auf dem Export-und Importmarkt auch bei einem Konflikt mit China auswirken könnten. Der autokratische Staat verfolgt geopolitisch konsequent das Ziel, zum Weltmarktführer aufzusteigen. Zu diesem Thema hatte die Mittelstandsunion der CSU im Landkreis Starnberg am Dienstagabend ins Gilchinger Rathaus eingeladen.

Fast hundert Besucher - darunter etliche Unternehmer von Hightechfirmen - waren gekommen, um sich über diese Problematik zu informieren. Denn mit dem Referenten Ingo Beyer von Morgenstern war es gelungen, einen ausgewiesenen China-Experten für den Vortrag zu gewinnen. Er war drei Jahrzehnte bei der Unternehmensberatung McKinsey, davon zehn Jahre in China, und ist Honorarprofessor an der Tsinghua Universität in Peking. Der Referent erläuterte die machtökonomische Strategie des asiatischen Landes, mit Bildung, Digitalisierung, Robotik und Künstlicher Intelligenz den technologischen Vorsprung auszubauen oder auf anderen Gebieten mit hohem Tempo aufzuholen - zum Beispiel im Maschinenbau noch bessere, aber trotzdem billigere Geräte und Waren zu produzieren. Beyer von Morgenstern sprach von "tektonischen Verschiebungen auf dem Kapitalmarkt" und betonte, dass Sanktionen gegen China nur deren wirtschaftliche Kraft verlangsame. Der Ökonom warnte davor, sich abzukoppeln. Zudem solle man sich auf die eigenen Stärken besinnen und in Bildung und moderne Technologien wie Wasserstoff investieren, um sich nicht abhängen zu lassen.

Viele Firmen befinden sich wegen ihrer China-Geschäften jetzt im Zwiespalt

In dieser Hinsicht lobte der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion, Manfred Herz, wie sich viele mittelständische Firmen und Hightech-Unternehmen in der Region "stark und flexibel behaupten". Aber Politik und Staat müssten mit schnelleren Entscheidungen, etwa bei Gewerbeansiedlungen und bei regenerativen Energien, die Branche besser unterstützen, forderte Herz. Mit Sorge verfolgt auch Christoph Winkelkötter die aggressiven Ambitionen Chinas und auch einen möglichen militärischen Überfall auf Taiwan. Der Geschäftsführer für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg kennt daher den "Zwiespalt" von Firmen, die in China ihre Produkte verkaufen und wissen, dass bei Planungen und Investitionen jetzt Vorsicht geboten sei.

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