Gilching:Caritas hofft auf gute Nachbarschaft

Die Bedenken wegen der Unterkunft für junge Flüchtlinge in einem umfunktionierten Hotel in Gilching haben sich gelegt. Anfang Oktober ziehen die ersten Asylbewerber ein

Von Christian Deussing, Gilching

Mit diesem Andrang hat der Caritasverband nicht gerechnet: Fast 200 Gilchinger, darunter viele Anwohner, sind am Mittwochabend in das ehemalige Hotel Thalmeier an der Sonnenstraße gekommen, um sich über die künftige Nutzung als Unterkunft für junge männliche Flüchtlinge zu informieren. Die ersten der 29 minderjährigen Asylbewerber werden Anfang Oktober in das zweistöckige Gebäude einziehen, das sich in einem Wohn-und Geschäftsviertel am S-Bahnhof Neugilching befindet. 15 Mitarbeiter der Caritas, darunter auch Sozialpädagogen, Psychologen und ein Ethnologe, werden die teilweise traumatisierten Flüchtlinge betreuen.

Man hoffe auf eine "gute Nachbarschaft", sagte die Jugendhilfe-Bereichsleiterin der Caritas, Sandra Bartmann, bei dem Informationsabend. Man wolle "Berührungsängste abbauen", Vertrauen schaffen und mit der Gemeinde, dem Asyl-Helferkreis, den Schulen sowie Vereinen eng zusammenarbeiten. Darüber habe es schon weitreichende Gespräche gegeben, man fühle sich in Gilching "gut aufgenommen", sagte Sandra Bartmann unter Beifall.

Bürgermeister Manfred Walter berichtete, dass es zunächst große Ängste in der Nachbarschaft gegeben habe, weil zuerst von 60 jungen Flüchtlingen die Rede gewesen sei. Aber die nunmehr 29 Asylbewerber seien sicher gut zu integrieren, glaubt der Rathauschef.

Das ist möglich, davon ist Einrichtungsleiter Frank Woltmann überzeugt. Die Jugendlichen würden rund um die Uhr betreut, erläuterte er. Im Tagesablauf gebe es feste Regeln, die einzuhalten seien. Hierzu gehörten "Toleranz und Respekt", der Besuch von Schulen, der Deutschunterricht und der Weg in die Ausbildung. Ein Ziel sei es, die 15- bis 18-Jährigen zur "Eigenverantwortlichkeit zu erziehen", sagte Woltmann.

Die Caritas-Mitarbeiter räumten ein, dass es auch zu Problemen kommen könnte, zum Beispiel zu Konflikten mit einheimischen Jugendlichen. Dazu merkte jedoch Eva Ott vom Gilchinger Asyl-Helferkreis an, dass "von den Flüchtlingen selbst die wenigsten Aggressionen ausgehen" dürften, wie sie glaubt. Diese Einschätzung teilte auch ein Polizist, der in der Nachbarschaft des umfunktionierten Hotels wohnt. Die Bevölkerung werde durch diese jungen Menschen sicher nicht gefährdet, sagte der Beamte. Vielmehr stellten sich einigen Besucher die Frage, ob die Flüchtlinge in der Unterkunft ausreichend vor möglichen Übergriffen geschützt seien. Es gebe auf jeden Fall ein Sicherheitskonzept, erklärte dazu Woltmann in der Veranstaltung.

Nach den Reden und der Fragerunde durften die Besucher die Zimmer für jeweils zwei Personen, die Baderäume und die Küchen ansehen. Auch diesen Rundgang machten die meisten Bürger mit, vor allem die Anlieger. Manchen müssen sich offenbar noch mit der Unterkunft anfreunden. Wegen des großen Interesses lädt der Caritasverband am kommenden Freitag, 30. September, um 16 Uhr zu einer zweiten Informationsveranstaltung mit Hausrundgang ein.

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