Verkehr:"Schon fast ohrenbetäubend"

Verkehr: Seit dem Ausbau der Lindauer Autobahn bei Gilching soll sich trotz Schutzwällen und Galerien der Lärmpegel erhöht haben.

Seit dem Ausbau der Lindauer Autobahn bei Gilching soll sich trotz Schutzwällen und Galerien der Lärmpegel erhöht haben.

(Foto: Georgine Treybal)

Anwohner aus Geisenbrunn klagen über den Krach der Lindauer Autobahn. Neue Messungen und besserer Lärmschutz werden gefordert.

Von Christian Deussing

Der Lärm von der sechsspurig ausgebauten Lindauer Autobahn ist für viele Einwohner aus dem Gilchinger Ortsteil Geisenbrunn zunehmend nervtötend. Zum Beispiel für das Ehepaar Petra und Martin Köhrer, das 720 Meter von der A 96 entfernt im Deichelweg wohnt. Vor allem bei Wind aus südwestlicher Richtung sei der Lärm "schon fast ohrenbetäubend", klagt das Paar. Es beschwert sich, dass die Geisenbrunner nichts von dem hochgelobten Premium- Lärmschutz mit Galerien und Wällen zwischen Germering-Süd und Gilching-West/Oberpfaffenhofen hätten. "Wir sind vergessen worden", ärgern sich die Köhrers. Der Lärmschutzwall sei zu niedrig und ende sowohl an der östlichen als auch an der westlichen Seite viel zu früh.

Das Ehepaar zweifelt auch daran, dass die bisher gemessenen Lärmwerte in Geisenbrunn innerhalb der Grenzwerte - 59 Dezibel tagsüber und 49 Dezibel nachts - insgesamt eingehalten würden. Das hatte ein beauftragtes Ingenieurbüro aus Greifenberg vor Kurzem aber dem Gilchinger Gemeinderat so dargelegt. Die Experten hatten drei Wochen im vergangenen Oktober in der Kreuzlinger Straße in Geisenbrunn, in der Waldkolonie und Neugilching die Geräuschkulissen nördlich der Autobahn in der Gemeinde gemessen.

Das Ehepaar verweist auf eigene Lärmpegel-Messungen an ihrem Anwesen, die deutlich höhere Werte ergeben hätten, was sicher auch mit den jeweiligen Windrichtungen zu tun habe. So sei es logisch, dass nördlicher Wind den Lärm von Geisenbrunn eher abhalte und in den südlich der A 96 gelegenen Kreuzlinger Forst trage. Zudem habe das Fachbüro auch an Wochenenden gemessen, die wegen fehlender Rush-Hour und wegen weniger bis gar keinem Lkw-Verkehr natürlich zu niedrigeren Lärmwerten geführt hätten, moniert das Geisenbrunner Paar.

Die Eheleute haben sich deswegen nicht nur an die Autobahn GmbH, Niederlassung Südbayern, und den Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD) gewandt - sondern auch den Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) eingeschaltet. Sie wünschen sich überdies auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung in Höhe von Geisenbrunn und wollen wissen, ob in diesem Bereich der Flüsterasphalt durchgängig aufgetragen worden sei.

Der Landrat hat den Beschwerdeführern bereits zugesagt, bei den zuständigen Behörden nochmals um eine offizielle Messung zu bitten, ohne die leider kein Tempolimit angeordnet werden könne. Auch bei den Themen Flüsterasphalt und weiteren Lärmschutzmaßnahmen würde er sich erkundigen, schreibt Frey dem Anwohner-Ehepaar. Doch eine Antwort hat der Chef der Kreisbehörde von der zuständigen Autobahn GmbH auch nach einigen Wochen bisher nicht erhalten.

Deren Sprecherin Katharina Holzapfel teilte auf Anfrage der SZ mit, dass bald zu dem Thema eine Stellungnahme abgegeben werde - die zunächst an das Geisenbrunner Ehepaar, an den Landrat Frey und an Gilchings Bürgermeister Walter gerichtet sei. Man prüfe derzeit aber noch den Sachverhalt, sagte sie. Walter hat unterdessen bereits angekündigt, dass nach den diesjährigen Sommerferien der Lärm von der A 96 erneut gemessen werde. Zudem seien für eine höhere Aufschüttung des Geländes kurz vor der Ausfahrt Argelsried 50 000 Euro als Lärmschutz im Haushalt eingeplant.

Der Rathauschef verweist jedoch darauf, dass Anwohner aus Geisenbrunn nur die Spitzenwerte und nicht den Pegel messen würden, der nach der Lärmschutzverordnung "gemittelt" werde - so wie es die Fachfirma den Vorgaben gemäß gemacht habe. Doch eines findet Walter in puncto Lärmschutz auch problematisch: die freie Fahrt nach der Galerie bei Germering ohne Tempolimit in Richtung Geisenbrunn.

Diese offene, knapp einen Kilometer lange Tunnelgalerie wirke nach Ansicht von Vize-Bürgermeister Martin Fink (CSU), der im selben Ortsteil wohnt, wie "eine Trompete bis nach Geisenbrunn hinauf". Das hält der beauftragte Messingenieur Jörg-Michael Czogalla aus Greifenberg allerdings für wenig wahrscheinlich. Er stellt klar, dass der Lärmpegel durch die nächstliegende Verkehrsachse und nicht durch das Galerie-Bauwerk der Nachbargemeinde beeinflusst werde.

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