Gilching:Aldi-Streit entzweit Gilching

Der Gemeinde stehen wohl noch viele kontroverse Debatten bis zum Bürgerentscheid im Oktober bevor. Eine Initiative, die für das Auslieferungslager kämpft, verteilt nun Flugblätter an die Haushalte

Christian Deussing

GilchingDie Initiative, die vehement für die Ansiedlung eines Aldi-Logistikzentrums bei Gilching kämpft, will keine Zeit verlieren. Kurz nachdem sich die Gemeinderäte am Dienstagabend für einen Bürgerentscheid am 14. Oktober ausgesprochen hatten, gab "Gilching gewinnt" mit einer Presseerklärung das Startsignal. Der Tenor: "Wir suchen das Gespräch mit den Bürgern und bekommen hier in Gilching die besondere Chance". Weiter heißt es darin, die Gilchinger hätten jetzt das Wort. In einem Flugblatt, das an diesem Donnerstag an die Gilchinger Haushalte verteilt wird, sind zehn Gründe für das geplante Auslieferungslager bei der Lindauer Autobahn aufgelistet, darunter die "sichere Gewerbesteuer" und auch, dass das Warenlager südlich der Autobahn "weit weg von den Gilchinger Wohngebieten" liege.

Zuvor zeigte sich in der Debatte im Gemeinderat erneut die tiefe Kluft im Streit um Aldi. Zwar beugten sich die Gegner des Bürgerentscheids dem Urteil der Verwaltungsgerichts vom Juni, die Bevölkerung abstimmen zu lassen. Doch Rechtsreferent Fritz Wauthier (SPD) wies die Frage der Richterin energisch zurück, wovor denn die Mehrheit des Gemeinderats bei einem Entscheid Angst habe. Darum gehe es gar nicht, monierte der Gemeinderat.

Dagegen erklärte FW-Sprecher Thomas Reich, dass er sich über das "glasklare Urteil" für das Bürgervotum freue. Dass der Gemeinderat die Abstimmung im vergangenen Jahr "vom Tisch gefegt" habe, ist in seinen Augen beschämend. Da seien "demokratische Rechte mit den Füßen getreten worden", ärgerte sich der ehemalige Bürgermeister über den seiner Ansicht nach "ungeheuerlichen Vorgang". Diesen Vorwurf wiederum missbilligte SPD-Fraktionssprecher Michael Rappenglück und fand das "Nachtreten" von Reich unmöglich. Rappenglück erinnert ihn daran, dass die Gemeinderäte "der Sache wegen nach ihrem Gewissen entschieden" hätten. Er ist auch Sprecher der Anti-Aldi-Allianz der Ratsfraktionen (außer den Freien Wählern), die unter dem Motto "Gilching bleibt fair" einen erfolgreichen Bürgerentscheid am 14. Oktober verhindern wollen.

Dazu gehört auch Martin Fink (CSU), der in dieser Hinsicht zuversichtlich ist und glaubt: "Die Trümpfe haben wir." Schließlich würden immer mehr Bürger merken, warum 80 Prozent des Gemeinderats das große Warenlager ablehnten, damit der "Raum dort nicht zugepflastert" werde. Zudem könne es nicht sein, so Fink, dass ein Projekt "für Gilching nur Nachteile und für Gauting nur Vorteile" bringe. Der Discounter will sein 49 000 Quadratmeter großes Auslieferungslager auf Gilchinger und Gautinger Flur bauen. Kritiker befürchten, damit würde das Naherholungsgebiet der Neugilchinger südlich der Lindauer Autobahn zerstört - die Befürworter versichern jedoch, dass der jetzige Spazier- und Joggingweg später um das "begrünte Aldi-Areal herumgeführt" würde.

Einige Kommunalpolitiker - wie Michael Hauser (CSU) - sind zudem darüber verärgert, dass die Gemeinde gezwungen werde, Baurecht zu schaffen. Grünen-Sprecher Peter Unger zeigte sich vom gemeindlichen Anwalt enttäuscht, weil der nicht die richtige Strategie gewählt habe. Denn der Jurist habe im Prozess den Entscheid mit dem Bauplanverfahren vermischt, worüber laut Unger noch gar nicht zu entscheiden war.

Von Anfang an hat sich Bürgermeister Manfred Walter (SPD) für den Entscheid ausgesprochen. Allerdings lehnt auch er das Aldi-Projekt im Landschaftsschutzgebiet ab, das seiner Ansicht nach in diesem Bereich erhalten bleiben sollte.

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