Giftige Pflanzen gefunden:Blaualgen-Alarm im Starnberger See

Badegäste müssen vorsichtig sein: Im Starnberger See sind Blaualgen aufgetaucht, die in hoher Konzentration Gifte bilden können. Mögliche Folgen sind Übelkeit, Erbrechen und Atemnot.

A. Greune und C. Bleiker

Das strahlende Sommerwetter mit Temperaturen über 30 Grad lockt zur Zeit viele Münchner für einen Badeausflug auch an den Starnberger See. Davon ist an diesem Wochenende abzuraten, denn Badende entdeckten im Wasser des Sees Blaualgen. Die Organismen, die eigentlich Cyanobakterien heißen, können in hoher Konzentration toxische Nervengifte bilden. In den Münchner Badeseen gab es nach Angaben von Hubert Maiwald, Mediziner am Referat für Umwelt und Gesundheit, noch nie Probleme mit Blaualgen.

Ferienstimmung am Starnberger See

Getrübter Badespaß: Im Starnberger See sind Cyanobakterien entdeckt worden. An manchen Stellen ist das Wasser bereits getrübt, die Blaualgen bilden Schlieren. Das Gesundheitsamt Starnberg rät, die Wasseroberfläche genau zu beobachten.

(Foto: dpa)

Während die Münchner den letzten Untersuchungen zu Folge also unbesorgt in den städtischen Badeseen schwimmen können, sieht das im Starnberger See anders aus. Zunächst klang alles nach einem skurrilen Fehlalarm: Am Montagnachmittag wurde die Rettungsleitstelle verständigt, weil ein Schwimmer zwischen dem Auslauf der Würm und Percha einen etwa 150 Quadratmeter großen Ölteppich entdeckt haben wollte.

Daraufhin rückten 16 Feuerwehrleute aus, um den vermeintlichen Schaden zu begutachten. Auch die Wasserschutzpolizei besah sich den Film, berichtet Kreisbrandrat Markus Reichart. Proben wurden noch am gleichen Abend im Wasserwirtschaftsamt Weilheim mikroskopisch untersucht und als Anabaena flos-aquae bestimmt, wie Walter Schramm, Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamts für den Landkreis Starnberg, mitteilte.

Ein Vorkommen dieser Bakterienart im Starnberger See ist ziemlich ungewöhnlich: Staskiewicz war "bisher noch keine Blaualgenproblematik im Starnberger See bekannt". Für den Deixlfurter Weiher hingegen musste im Jahr 2006 ein Badeverbot erlassen werden. Und im Landkreis Ebersberg hatte der Klostersee vor Jahren vollkommen ausgebaggert werden müssen, nachdem Blaualgen das Wasser getrübt und Schlieren gebildet hatten, sodass die Gefahr von Hautreizungen und Bindehautentzündungen bestand. Unter bestimmten Voraussetzungen können Cyanobakterien Toxine bilden, die beim Verschlucken Übelkeit, Erbrechen und Atemnot auslösen.

"Im Hochsommer sind sie besonders häufig"

In den Badeanstalten am Starnberger See sei derartiges nicht zu befürchten, sagt Staskiewicz. Seine Mitarbeiter haben gestern erneut am Yachtclub Proben entnommen, die nun an das Landesgesundheitsamt zur detaillierten Untersuchung gesandt werden. "Geringe Mengen von Cyanobakterien finden sich in allen Gewässern außer Moorseen", sagt Gewässerökologe Jochen Schaumburg vom Landesamt für Umwelt in Wielenbach: "Im Hochsommer sind sie besonders häufig." In sauberen, nährstoffarmen Gewässern wie dem Starnberger See treten sie eigentlich selten auf.

Der Chef des Weilheimer Gesundheitsamts, Karl Breu, führt das gefährliche Blaualgen-Wachstum auf die heftigen Regenfälle im Juni zurück. "Von den Wiesen wurden viele Nährstoffe in den See geschwemmt, was ideal ist für die Algen", sagte er. Durch die einsetzende Hitze Anfang Juli konnte sich der See stark erwärmen, was den Wachstumsprozess beschleunigt habe.

Die Seen im Münchner Stadtgebiet sind frei von dem gefährlichen Gewächs. Hubert Maiwald versichert: "Wenn der Hygiene-Inspektor bei den regelmäßigen Proben-Entnahmen an den Seen eine auffällige Menge an Algen feststellen würde, dann würde die Probe auf Blaualgen-Bakterien geprüft werden. Das war aber noch nie der Fall."Bei den zuletzt entnommenen Proben vom 14. Juni entsprachen lediglich zwei Seen nicht den Leitwerten. Im Feldmochinger See war die Anzahl der e-coli Bakterien geringfügig erhöht, und auch im Lerchenauer See gab es Unregelmäßigkeiten. In beiden Seen entsprach die hygienische Wasserqualität aber den Grenzwerten.

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