Zweieinhalb Jahre lang ist gebaut worden, nun ist das neue Benedictus-Krankenhaus in Feldafing fertiggestellt. 2012 hatte die Artemed-Klinik ein etwa 50 000 Quadratmeter großes Areal auf dem dortigen Bundeswehrgelände erworben. Das Ziel: Einen Neubau als Ersatz für die schon lange zu klein gewordene alte Klinik in der Ortsmitte zu errichten. Es formierte sich eine Bürgerinitiative gegen den neuen Standort, die Planungen verzögerten sich. Doch bei einem Ratsbegehren votierten die Feldafinger mit großer Mehrheit für die Klinik, die am Samstag feierlich eingeweiht worden ist.
Von dem zurückhaltend-eleganten Bau, der nach einem Entwurf des Architekten Tillmann Wagenknecht errichtet worden ist, zeigten sich die geladenen Gäste unisono begeistert. "Es ist eine Vorzeigeklinik weit über Feldafing hinaus", sagte Pfarrer Peter Brummer bei der Segnung des Gebäudes. Wie Landrat Karl Roth hervorhob, hat der Landkreis nach Berlin die größte Krankenhausbettendichte in Deutschland. Bürgermeister Bernhard Sontheim war sichtlich zufrieden. "Ich möchte diese Klinik als Perle in der Perle am See bezeichnen", sagte er. Mit ihr sei ein architektonischer Ankerpunkt geschaffen worden. Stolz verwies der Feldafinger Rathauschef darauf, dass er mit einem Verbesserungsvorschlag an dem Entwurf mitgewirkt habe. Bei den Planungen habe er festgestellt, dass das kreuzförmige Gebäude zusammen mit der Bundeswehrheizanlage daneben von oben wie ein Hakenkreuz wirken könnte, sagte Sontheim. Er habe deshalb vorgeschlagen das Kreuz zu verschieben, dass eine Windmühlenform herausgekommen sei.
In der Rehabilitationsklinik mit insgesamt 230 Betten sind großzügige Therapieräume mit Robotik-, Hand-, Arm- und Ganglabor, Wassertherapie und einem Schwimmbad untergebracht. Alles ist hell und freundlich, die Patienten in den oberen Stockwerken haben einen phänomenalen Blick bis zu den Alpen. Die moderne Küche versorgt auch die Tutzinger Klinik. Bei einem Klinikaufenthalt habe er aus eigener Erfahrung feststellen können, dass man hier "fast wie in einem Sternerestaurant" essen könne, schwärmte Sontheim. Auf jeden Fall können die Patienten in dem Klinikrestaurant mit den bodentiefen Fenstern und der großen Terrasse in Richtung See eine schöne Aussicht genießen.
In die bestehenden Abteilungen für Neurologie und Geriatrie (es ist die einzige Einrichtung dieser Art in der Region) sind bereits am Sonntag etwa 90 Patienten und 150 Mitarbeitern gezogen. Zusätzlich soll das Schmerzzentrum der Tutzinger Klinik nach Feldafing verlagert werden. Der Umzug ist am kommenden Samstag geplant. Das Schmerzzentrum ist eine der größten Einrichtungen für Schmerztherapie in Deutschland. Laut Simon Machnik, Geschäftsführer der Benedictus-Kliniken in Feldafing und Tutzing, wird die Bettenanzahl von bislang 30 auf 40 erhöht und die Therapiegruppen auf drei aufgestockt. Die beiden Benedictus-Kliniken in Tutzing und Feldafing arbeiten eng zusammen. In Tutzing ist die Akut- und Notfallmedizin untergebracht, in Feldafing das Rehazentrum. Weil nur drei Kilometer dazwischen liegen, könne man Reha-Patienten in einem Akutfall schnell versorgen, sagte der geschäftsführende Direktor der Artemed-Kliniken, Clemens Guth. Die Klinik sei nicht nur "ein gelungenes Beispiel für Kooperation", wie Herwig Heide vom Bayerischen Gesundheitsministerium betonte, Artemed habe den Neubau auch komplett aus Eigenmitteln finanziert.
Machnik zufolge arbeiten in der neuen Klinik insgesamt 250 Mitarbeiter. Sie sollen auf 300 aufgestockt werden. Deshalb werden auf dem Gelände auch 68 Mitarbeiterwohnungen gebaut. Zusätzlich hat die Klinik im Hotel Forsthaus am See in Possenhofen Zimmer angemietet. Nach Angaben von Pflegedienstleiter Benjamin Wülfert ist dieses Angebot in der hochpreisigen Gegend dringend notwendig, um Mitarbeiter gewinnen zu können. Die erste Frage bei jedem Bewerbungsgespräch sei, ob es Wohnungen gebe, sagte er. Für die ersten Wohnungen, die im Februar fertig werden sollen, haben sich laut Wülfert schon 40 Interessenten gemeldet.
Über die Schaffung von Mitarbeiterwohnungen freute sich auch Landrat Roth. Die Klinik sei eine sehr gute Ergänzung der Regelversorgung im Landkreis, sagte er. Erfreulich für den Landkreis sei auch, dass sich Artemed am Defizit für die neue stündliche Busverbindung von Feldafing nach Tutzing beteiligt. Die Klinik wird von sofort an von dem Bus angefahren.