Süddeutsche Zeitung

Gesundheit im Landkreis Starnberg:Fit in neun Monaten

Die Klinik Höhenried ist neuer Eigentümer der Generali-Akademie. Dort entsteht nun ein Präventionszentrum der Deutschen Rentenversicherung. Das Programm richtet sich an Menschen mit Burnout, aber auch an Schichtarbeiter.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Die Klinik Höhenried hat die Generali-Akademie in Bernried gekauft. Die Seminargebäude auf dem etwa 8500 Quadratmeter großen Areal in exponierter Lage im alten Dorf sollen künftig als Präventionseinrichtung genutzt werden. "Ich freue mich sehr, es war ein langer Weg", sagt der Geschäftsführer der Klinik Höhenried, Robert Zucker. Wie er mitteilte, ist vor zwei Wochen der Kaufvertrag unterschrieben worden. Am vergangenen Mittwoch war die Schlüsselübergabe.

Über den Kaufpreis wird Stillschweigen bewahrt. Zucker verriet jedoch, dass es mehrere Angebote von Investoren gab. Dass nach etwa zwölfmonatigen Verhandlungen am Ende die Klinik den Zuschlag bekam, ist laut Zucker der Gemeinde Bernried zu verdanken. Denn die Kommune hatte das Areal nicht nur im Bebauungsplan als Seminarhaus festgelegt, sondern sich auch eine entsprechende Grunddienstbarkeit gesichert. Daher musste die Anlage ein Seminarhaus bleiben. Prävention sei "im Endeffekt Schulung", und Investoren, die dort eine Wohnanlage bauen wollten, seien nicht zum Zug gekommen.

Die Klinik Höhenried ist eine Reha-Einrichtung der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Sie will den relativ neuen Bereich Prävention ausbauen. Früher habe es das Motto gegeben "Reha vor Rente". Heute gelte Rehabilitation vor Reha vor Rente, erklärte Zucker. Doch das Präventionsangebot steckt noch in den Kinderschuhen. Von etwa 2000 Präventionsmaßnahmen deutschlandweit pro Jahr hat die Klinik bislang rund 450 auf Schloss Höhenried geleistet. Zuckers großes Anliegen ist es daher, das Angebot auszubauen. Spätestens bis zum Jahr 2021 soll die Vollausbaustufe mit etwa 2700 Präventionsmaßnahmen auf dem Generali-Areal abgeschlossen sein.

Die Geschäftsleitung hat einen sportlichen Zeitplan. Schon im Mai sollen die Handwerker einziehen. Zwar habe Generali etwa 50 Prozent der insgesamt 76 Zimmer in den vergangenen Jahren saniert. Doch der Rest müsse nun ebenfalls auf neuesten Stand gebracht werden. Zudem sollen die Schwimmbadtechnik erneuert sowie Balkone und Dachisolierung saniert werden. Die Bereiche Diagnostik und medizinische Trainingstherapie müssen ebenfalls ausgebaut werden. Zucker rechnet mit Kosten in Höhe von 700 000 Euro.

Im Oktober soll der Betrieb anlaufen und konsequent erweitert werden, erklärte der Geschäftsführer. In spätestens zwei Jahren will die Klinikleitung eine Vollauslastung erreichen. Derzeit arbeiten fünf Mitarbeiter im Bereich Prävention. Sie sollen in das Generali-Areal umziehen. Zusätzlich sollen weitere zehn Fachkräfte eingestellt werden. Mit 14 Mitarbeitern, die bislang in der Generali-Akademie gearbeitet haben, führt Zucker derzeit Gespräche, um sie nach Möglichkeit zu übernehmen. "Das Personal nehmen wir gerne auf."

Bislang wurden Präventionsmaßnahmen insbesondere für Mitarbeiter von Großkonzernen angeboten. Nun will Zucker auch mittlere Unternehmen ansprechen. Neu ist auch, dass sich Einzelpersonen anmelden können. Das Programm ist geeignet für Menschen in psychischen Belastungssituationen, etwa bei drohendem Burnout.

Das Angebot "fit auf Schicht" richtet sich speziell an Schichtarbeiter. "Teilnahmeberechtigt ist jeder, der im Erwerbsleben steht und nicht so krank ist, dass er eine Reha braucht", erläutert der Geschäftsführer.

Das Präventionsprogramm läuft über neun Monate. Es beginnt mit einer Initialwoche, die nach einer Bestandsaufnahme Schulungen für gesunde Ernährung sowie Outdoor-Elemente beinhaltet. Eine Motivationswoche bildet den Abschluss des Programms. In diesen neun Monaten haben die Teilnehmer laut Robert Zucker alleine durch Ernährungsumstellung und Bewegung durchschnittlich sieben Kilogramm Gewicht verloren.

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Quelle:
SZ vom 26.04.2019
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