Das Klinikum Starnberg wächst. Mehr als 22 000 Patienten verbuchte das Krankenhaus im vergangenen Jahr, mehr als 3000 Kinder kamen dort zur Welt. Beide Zahlen stellen neue Spitzenwerte dar. Heuer will die Klinik die Intensivstation neu bauen, die Kinderklinik erweitern, ein Parkdeck und ein Verwaltungsgebäude errichten. Auch der Klinikverbund wird größer: Nach der Übernahme des Krankenhauses in Penzberg 2012 soll in diesem Jahr die Chirurgische Klinik in Seefeld eingegliedert werden. In Wolfratshausen laufen die Verhandlungen über eine Geburtenstation unter Starnberger Leitung.
Damit sich das Unternehmen möglichst reibungslos und rentabel vergrößern kann, hat sich die Gesellschaft zum Jahresanfang die Struktur eines Konzerns gegeben und einen weiteren Chef eingestellt. Über allem thront nun eine Holding als gemeinnützige Gesellschaft namens Starnberger Kliniken, in deren Leitung der frühere Krankenhauschef an der Oßwaldstraße aufrückt, Thomas Weiler. Diese Muttergesellschaft vereint die Tochterkliniken unter ihrem Dach - allen voran das Kreiskrankenhaus, zu deren Geschäftsführer nun Heiner Kelbel berufen wurde.
Der 54-Jährige wechselt von den Kreiskliniken Mühldorf und Haag ins Fünfseenland. Der gebürtige Niedersachse absolvierte zunächst die Ausbildung zum Krankenpfleger und schloss ein Wirtschaftsstudium an. Er ist verheiratet und Vater eines 16-jährigen Sohnes. Seit 2006 gelang es ihm in Mühldorf nach Klinikangaben ein Fünf-Millionen-Defizit in eine schwarze Null zu verbessern, die Zahl der Patienten steigerte sich von 12 000 auf 18 000 pro Jahr. Kelbel sagt, er habe aus privaten Gründen wechseln wollen. Eine Voraussetzung sei gewesen, dass der frühere Chef Weiler bleibe. Beide kennen sich seit elf Jahren. Und die andere, dass es im Kreistag nicht um Parteipolitik gehe, sondern Krankenhauspolitik gemacht werde.
Dem Landkreis gehört künftig nach der neuen Struktur nicht mehr das Kreiskrankenhaus, sondern die Holding als Tochter und die Kliniken als Enkel, wie es Konzernchef Weiler formulierte. Rund 100 der insgesamt 1000 Mitarbeiter wechseln aus der alten Gesellschaft in die neue. Das betrifft ausschließlich Verwaltungsangestellte etwa aus den Bereichen Finanzen und Controlling, Technik oder Personal, die künftig für alle drei Standorte arbeiten. Landrat Karl Roth (CSU) bekennt, dass die Mitarbeiter zunächst nicht begeistert waren: "Ängste waren da, die wir aber in der Personalversammlung entkräften konnten."
Sämtliche medizinischen und pflegerischen Abteilungen verbleiben in den einzelnen Kliniken. Für die bisherigen Mitarbeiter ändere sich praktisch nichts bis auf die Stelle, die das Gehalt überweise, sagte Weiler. Künftige Angestellte sollen jedoch flexibel an mehreren Standorten arbeiten. Das könne den überall drohenden Fachkräftemangel abfedern. Ein Stellenabbau sei nicht geplant - im Gegenteil. Allerdings benötige die Holding weniger Einstellungen als drei eigenständige Gesellschaften. Das spart Kosten.
Für die Patienten soll sich nicht allzu viel ändern - zumindest nicht für die in Starnberg. Die in den kleinen Häusern sollen dagegen stärker von den Spezialisierungen in der Zentrale profitieren. In Penzberg etwa sei im vergangenen Jahr ein Beckenbodenzentrum unter Starnberger Leitung eröffnet worden, das Betroffene aus der ganzen Region anspreche, sagte Konzernchef Weiler. Auch für die Übernahme der Seefelder Klinik seien solche "Schmankerl" geplant.