Süddeutsche Zeitung

Interview:"Wir Frauen müssen in der Sprache vorkommen"

Die neue Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbands, die CSU-Abgeordnete Ute Eiling-Hütig aus Feldafing, plädiert für Geschlechtergerechtigkeit, räumt aber persönliche Probleme mit Gender-Sternchen ein.

Interview von Sylvia Böhm-Haimerl

Die CSU-Landtagsabgeordnete und Feldafinger Gemeinderätin Ute Eiling-Hütig ist einstimmig zur Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbands gewählt worden. Seit der jüngsten Debatte in Dießen um das Gendersternchen im Programmheft muss sie sich auch mit Gleichberechtigung und gendergerechter Sprache in den Volkshochschulen auseinandersetzen. Die SZ sprach mit Ute Eiling-Hütig über ihre Aufgaben und darüber, wie sie die zusätzliche Herausforderung neben ihrer Arbeit als Politikerin meistern will.

SZ: Frau Eiling-Hütig, Sie sind seit Freitag, den 13. Mai, Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbands. Haben Sie das einstimmige Ergebnis erwartet?

Ute Eiling-Hütig: Nachdem morgens das Licht im Bad ausgefallen ist und der Föhn nicht mehr funktioniert hat, dachte ich, dass an einem Freitag, den 13., gar nichts funktioniert. Dann wurde ich einstimmig gewählt - das hat mich sehr gefreut.

Der Bayerische VHS-Verband schlägt eine gendergerechte Sprache vor. Manche Volkshochschulen verwenden im Programmheft Gendersternchen, andere bieten auch spezielle Kurse für geschlechtsneutrale Formulierungen an. Die Volkshochschule Ammersee hat die Gendersternchen wieder aus dem Programmheft verbannt. Wie sehen Sie als Präsidentin die Rolle der Volkshochschulen, was Demokratieerziehung betrifft?

Jede Volkshochschule kann frei entscheiden, wie sie die Menschen in ihrem Programmheft adressiert. Ich finde es wichtig, dass man sich die Zeit nehmen und jedes Geschlecht ansprechen sollte. Wir Frauen müssen schon in der Sprache vorkommen. Mit den Gender-Sternchen habe ich beim Sprechen allerdings Probleme. Anstatt Studentinnen und Studenten sage ich halt Studierende. Denn für mich muss Sprache sprechbar bleiben. Was die Sprache stört oder sie nicht mehr verständlich macht, ist nicht sinnvoll.

Welche Ziele haben Sie in ihrer Funktion als Präsidentin?

Wir wollen seitens der Politik Pluralität in der Erwachsenenbildung mit vielen Trägern, wie den Volkshochschulen, den kirchlichen Bildungswerken oder dem Bildungswerk des Bauernverbandes, sowie Niederschwelligkeit und flächendeckende Angebote in Bayern erhalten. Mein besonderes Augenmerk werde ich künftig dabei auf die Volkshochschulen richten. Die Bandbreite, die sie anbieten, ist unglaublich. Als Studentin habe ich Kurse für Fremdsprachen belegt, und meine Tochter hat als Kind einen Prinzessinnenkurs besucht. Als Politikerin setze ich mich weiterhin für die Erwachsenenbildung ein und unterstütze die interfraktionelle Zusammenarbeit - natürlich ohne die AfD.

Was sind die aktuellen Herausforderungen bei der Erwachsenenbildung?

Durch die Pandemie sind Strukturveränderungen erforderlich. Der Etat der Erwachsenenbildungsträger wurde bislang nach dem Geschäftsjahr von vor zwei Jahren berechnet. Doch wegen Corona hatten alle Träger hohe Ausfälle. Für die kommenden drei Jahre soll daher ein Sockelbetrag eingeführt werden. Dabei wird das Geschäftsjahr 2019 nun zu 60 Prozent und das Coronajahr 2020 nur noch zu 40 Prozent herangezogen.

Wie bringen Sie die neue Aufgabe zeitlich noch in ihrer 80-Stunden-Woche als Politikerin unter?

Mit der Thematik Erwachsenenbildung bin ich seit Jahren vertraut. Ich hatte schon 2015 eine interfraktionelle Arbeitsgruppe für Erwachsenenbildung im Landtag gegründet und dazu beigetragen, dass das Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung aus den 1970-er Jahren aktualisiert und außerdem der Etat um 20 Millionen Euro auf aktuell 42 Millionen Euro aufgestockt wurde. Jetzt kommen sicherlich zusätzlich Repräsentationstermine dazu. Aber das kriegt man hin.

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