Gericht:Schnell mit Sturmgewehr

Auftakt im Prozess um Dreifachmord von Starnberg

Maximilian B. verdeckte zum Prozessauftakt sein Gesicht.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Dreifachmord: Ex-Freundin des Hauptangeklagten sagt aus

Von Christian Deussing, Starnberg

Im Prozess um den Dreifachmord in Starnberg schweigen die beiden Angeklagten Maximilian B. und Samuel V. auch nach fast 40 Prozesstagen. Die 21 und 20 Jahre alten Männer müssen sich seit dem 23. August vorigen Jahres wegen Mordes, illegalen Waffenbesitzes und zwei Raubüberfällen auf Supermärkte in Olching und Emmering vor der 1. Jugendkammer am Landgericht München II verantworten.

Der Hauptangeklagte B. aus Olching soll in der Nacht zum 11. Januar 2020 seinen 21-jährigen Freund, einen Büchsenmacherlehrling, und dessen Eltern in deren Haus erschossen haben - um die Waffensammlung des Starnbergers zu stehlen. Laut Anklage habe er den Tatort so inszeniert, dass es aussehen sollte, als ob der Lehrling seine Eltern und sich selbst umgebracht hätte. B. filmte die Leichen mit einem Handy. Der mutmaßliche Mörder und sein möglicher Komplize und Fluchtfahrer Samuel V. wurden zwölf Tage danach in der Olchinger Wohnung von B. verhaftet, wo die Fahnder ein Kriegswaffenarsenal mit Maschinengewehren, Pistolen und Munition entdeckten.

Im Indizienprozess musste am Freitag die damalige Freundin des Olchingers aussagen. Sie hatte öfter mit B. den Starnberger Freund besucht, der gezeigt habe, wie man Waffen zusammenbaue und scharf mache. Diese habe er im Darknet bestellt, sagte die 22-jährige Zeugin. Auf dem Boden seines Zimmers hätten Patronen herumgelegen. Und es sei geübt worden, wer am schnellsten mit einer Kalaschnikow einen Schuss abgeben könne. Davon drehte die angehende Hotelkauffrau Handyvideos, die im Gerichtssaal gezeigt wurden.

Die Zeugin wirkte gehemmt und nervös, während ihr angeklagter Ex-Freund regungslos auf den Tisch starrte. Sie hätten gewusst, dass der gemeinsame Freund aus Starnberg nach Waffen süchtig gewesen sei und geglaubt, dass er sich in einem "depressiven Schub irgendwann in den Kopf schießen" werde. Er sei mit seinem Leben unglücklich gewesen, auch weil sich die Eltern immer gestritten hätten und er oft allein gewesen sei, erzählte die 22-Jährige. Sollte der Starnberger vielleicht auch unglücklich gewesen sein, weil er eine Beziehung mit B. gehabt habe, wollte die Vorsitzende Richterin Regina Holstein von der Zeugin wissen. Sie spielte damit auch auf die These der Verteidiger von Samuel V. an, wonach es zwischen dem Hauptangeklagten und dem Starnberger eine heimliche sexuelle Beziehung gegeben habe. "Nein, mein Freund stand auf Frauen", antwortete die Zeugin diesmal spontan. Allerdings habe sie erst später gemerkt, dass sie ihn gar nicht richtig gekannt habe, sagte die junge Frau und weinte. Sie erzählte außerdem, dass B. seinen Freund aus Starnberg mal wütend als "anstrengenden Psycho" bezeichnet habe und ausrasten würde, wenn der wieder die halbe Wohnung in Olching zerlege.

Die 22-Jährige gab an, von den versteckten Kriegswaffen im Dachspeicher in Olching gewusst zu haben, die B. für den Lehrling aufbewahrt habe. Sie habe ihrem Freund gesagt, er sollte die Waffen nicht bunkern und dem Starnberger zurückbringen. Toll habe sie das nicht gefunden. Im Prozess werden weitere Personen aus dem Umfeld der Angeklagten befragt, auch die Ex-Freundin von Samuel V., der laut Anklage in den Mordplan eingeweiht gewesen sei.

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