Süddeutsche Zeitung

Gericht:Marihuana mit Mengenrabatt

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Ein 25-Jähriger soll in Seefeld Rauschmittel an Jugendliche verkauft haben

Von Christian Deussing, Seefeld

Ein Koch soll an Jugendliche im vorigen Jahr am Pilsensee Drogen verkauft haben - unter anderem an einen damals erst 14-jährigen Schüler aus Germering. Der Jugendliche hat am Dienstag vor dem Schöffengericht Starnberg zugegeben, über Freunde 1,7 Gramm Marihuana bei dem Mann erworben zu haben, der seinerzeit noch in einem Wohnwagen bei Seefeld gelebt hatte. Der Angeklagte, der mittlerweile in Rosenheim wohnt, verweigerte die Aussage. Er wurde wegen des Verkaufs von Rauschmitteln an Minderjährige zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung verurteilt. Der 25-Jährige, der selbst Cannabis konsumierte, muss zudem 1200 Euro an Condrobs zahlen, zehn Suchtberatungsgespräche führen und sich sechsmal einem Drogentest unterziehen.

Die Ermittlungen ergaben, dass eine ganze Gruppe von Jugendlichen bei dem Mann Stoff erworben hatte, um somit den Gramm-Preis zu drücken. Bei einem der Jugendlichen, dem seinerzeit 14-jährigen Schüler, entdeckte die Polizei das Marihuana. Im Handy des Jugendlichen war die Telefonnummer des mutmaßlichen Dealers eingespeichert. Zudem passte dessen Beschreibung mit der Person vom Campingplatz überein. Es handle sich zwar um weiche Drogen, sagte die Staatsanwältin, doch der Stoff sei als "Einstiegsmenge an erkennbar sehr junge Abnehmer" offenbar regelmäßig verkauft worden. Ein Polizist sagte aus, dass bis zu 20 Minderjährige in die Geschäfte verwickelt gewesen seien, um einen günstigeren Preis zu erzielen.

Der Verteidiger verlangte einen Freispruch, weil seiner Ansicht nach die Tat nicht nachweisbar sei. Denn die Aussagen des Schülers seien zu vage; weder der genaue Zeitpunkt noch der Ablauf des Verkaufs von Cannabis sei belegt. Es habe keine Chats zwischen seinem Mandanten und dem Jugendlichen gegeben. Doch das überzeugte das Schöffengericht nicht. Es ließ sich auch nicht auf eine rechtliche Vereinbarung ein, die der Verteidiger zweimal angeregt hatte.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2017
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