Geplantes Hightech-Gewerbegebiet in Starnberg:"Musterbeispiel für Flächenfraß"

Geplantes Hightech-Gewerbegebiet in Starnberg: Das Gewerbegebiet Schorn in der Nähe des Autobahndreiecks Starnberg.

Das Gewerbegebiet Schorn in der Nähe des Autobahndreiecks Starnberg.

(Foto: Google Earth)

Der Vorsitzende der Starnberger Naturschützer und die Grünen ziehen gegen das Projekt beim Autobahndreieck zu Felde.

Von Otto Fritscher

Die Grünen und der Bund Naturschutz wollen das von der Stadt Starnberg geplante Gewerbegebiet Schorn in der Nähe des Autobahndreiecks Starnberg mit allen Mitteln verhindern. "Wir werden unsere Ablehnung auf eine höhere Stufe heben", kündigte Christian Hierneis, Abgeordneter der Grünen im Bayerischen Landtag, bei einem Pressetermin am Dienstagmittag an. "Da redet der Söder von Klima- und Artenschutz und davon, dass der Flächenverbrauch eingeschränkt werden muss, da kann man doch nicht für so ein Projekt wie dieses hier sein, das ein Musterbeispiel für Flächenfraß und Naturzerstörung ist", sagte er. Martina Neubauer, Landratskandidatin der Grünen, deren Starnberger Bürgermeisterkandidatin Kerstin Teubner-Benicke, Günter Schorn, der Vorsitzende des Starnberger Kreisverbandes vom Bund Naturschutz, und Rudolf Nützel, Geschäftsführer des Bundes Naturschutz in München, nickten zustimmend. Auch die Bürgerinitiative Schorn unterstütze den Protest, erklärte deren Vorsitzende Ursula Lauer. "Wir sind für den Erhalt dieser wunderbaren Natur als Gesamtgebiet", erklärte sie.

Auf dem Gelände zwischen dem jetzigen Gewerbegebiet Schorn mit dem Briefzentrum der Post und der Verpackungsfirma Brenner ist in Richtung Oberdill, wo die Autobahnmeisterei und die Autobahnpolizei zu finden sind, eine Art Hightech-Campus geplant, der in der Endstufe mehr als 2000 Arbeitsplätze bieten soll. "Die Gebäude sollen bis zu 25 Meter hoch werden", befürchtet Schorn, "was den Luftaustausch mit der Landeshauptstadt München behindern wird". Außerdem haben die Naturschützer bei einer Begehung des Geländes binnen zwei Stunden 27 Vogelarten gezählt, ergänzte Teuber-Benicke, und zudem gebe es Fledermäuse, Milane, Ringelnattern sowie andere geschützte und seltene Tiere. Wie bestellt, kreisten zwei Bussarde über dem Gelände.

Schorn Ortsbegehung Plangebiet Schorn

Bei der Ortsbegehung für das geplante Gewerbegebiet bei Schorn: Martina Neubauer (v. li.), Kerstin Teubner-Benicke, Rudolf Nützel, Günter Schorn, Alexander Schmitz, Ursula Lauer, Christian Hierneis, Andrea Metzger.

(Foto: Georgine Treybal)

Selbst eine Wasserschutzzone in der Nähe sehen die Grünen gefährdet, zudem müsse ein Bannwald gerodet werden. Auch eine drastische Zunahme des Verkehrs befürchten die Kritiker, die beiden sogenannten Halbausfahrten an der A 95 - eine aus Richtung München, eine aus Richtung Starnberg - würden nicht ausreichen. "Wir fordern neue Gutachten zu Vogel- und Reptilienarten sowie zur Wasserschutzzone", erklärte Günter Schorn. Die vorliegenden Gutachten seien zum Teil mehr als fünf Jahre alt und daher nicht mehr brauchbar. Die neuen Gutachten müsse der Freistaat zahlen. "Das übersteigt unsere Möglichkeiten." Überhaupt wollen die Grünen, so Neubauer, "keine neuen Betriebe mehr anziehen." Fazit von Günter Schorn: "Größer geht's nimmer." Der Kreisausschuss des Starnberger Kreistags hatte eine Herausnahme des Gebiets aus dem Landschaftsschutz in Aussicht gestellt, wenn die fehlenden Gutachten vorliegen und dem Vorhaben nicht im Weg stehen sollten. Der Stadtrat hatte das Projekt mit Mehrheit auf den Weg gebracht.

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