Geothermie:Mit sonorem Brummen in die Tiefe

Geothermie: Der Hauptdarsteller: Investor Baldur Trinkl (rechts) verfolgte in seiner Rolle als Gastgeber die Diskussion mit den Bürgern aufmerksam.

Der Hauptdarsteller: Investor Baldur Trinkl (rechts) verfolgte in seiner Rolle als Gastgeber die Diskussion mit den Bürgern aufmerksam.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei einer öffentlichen Veranstaltung versucht der Unternehmer Baldur Trinkl, die Bedenken wegen der Geothermie-Bohrungen zu zerstreuen. Von Herbst 2017 an soll Erdwärme nach oben strömen

Von Annette Jäger, Krailling/Planegg

Ein "sonores Brummen" soll es sein, mehr nicht. Die Geothermie-Bohrung bis in fast 4000 Meter Tiefe auf dem Acker zwischen Planegg, Martinsried und Gräfelfing, die Ende des Jahres beginnen soll, werde die Bewohner kaum belästigen, versprach der Kraillinger Investor Baldur Trinkl, der die Bohrrechte auf dem Areal besitzt. Am Montag informierte er im Planegger Kupferhaus die Öffentlichkeit über das Geothermievorhaben. Der zu erwartende Lärm und die Sorge vor Schadstoffemissionen trieben das Publikum um.

Das Gesetz empfiehlt eine "frühzeitige öffentliche Beteiligung", wie Trinkl dem Publikum vortrug. Das hat er mit dem Infoabend im Kupferhaus erledigt. An seiner Seite: der Geologe Wolfgang Alt und der Tiefbohrexperte Berthold Kibellus. Alle drei gaben detailliert Einblick in die geologische Beschaffenheit des Standortes und das technische Prozedere.

Läuft alles nach Plan, wird im Sommer der Bohrplatz etwa in Größe eines Fußballfeldes eingerichtet, im September der 52 Meter hohe Bohrturm aufgestellt, von Oktober an wird gebohrt. Etwa drei Monate dauert die erste Bohrung. Es wird kein "Schlagbohren" sein, wie eine Zuhörerin besorgt fragte, der Bohrer wird sich vielmehr kontinuierlich in die Tiefe schrauben. Trinkl hat Wert auf eine besonders leise Anlage gelegt, betonte er: "Eine noch leisere Anlage ist mir nicht bekannt." Schallschutzwände seien nicht nötig, im angrenzenden Wohngebiet würden die gesetzlichen Dezibel-Grenzwerte nicht überschritten. "Ein Lastwagen hat im Stand 70 Dezibel, hier reden wir von Werten zwischen 35 und 45 Dezibel".

Eine zweite Bohrung, die weitere drei Monate dauert, wird sieben Meter versetzt stattfinden, danach werde der gesamte Bohrplatz wieder zurückgebaut. Übrig bleiben zwei U-förmige Rohre, die aus dem Boden ragen. Es muss noch ein Gebäude für den Wassertauscher errichtet werden. Das Gebäude könnte unterirdisch gebaut werden und müsse nicht zwingend auf dem Gelände stehen. Trinkl: "Mit Beginn der Heizperiode im Herbst 2017 steht die Wärme zur Verfügung."

Mancher im Publikum befürchtet den Austritt von Schadstoffen, da der Bohrplatz auf einer in den Sechzigerjahren verfüllten Kiesgrube entsteht. Trinkl und die Experten versicherten, dass das Bohrloch hermetisch versiegelt sei; auch sei aus der ehemaligen Kiesgrube keine Ausgasung zu erwarten. Für das ganze Projekt seien umfangreiche Umwelt- und Wassergutachten nötig gewesen.

Die Vermarktung der Wärme sollen andere übernehmen. Wunschpartner ist die Gemeinde Gräfelfing, betonte Trinkl. Bislang konnten sich beide - Trinkl und Gemeinde - jedoch nicht einig werden, wie eine Partnerschaft aussehen könnte, auch über Preise wurde noch nicht verhandelt. Die Gemeinde hat großes Interesse an der Geothermie, sie verfügt über ein zum Teil ausgebautes Fernwärmenetz, seit 2012 gibt es die Fernwärmenetz GmbH, eine Tochtergesellschaft der Gemeinde, die jederzeit in Betrieb gehen könnte. Laut Trinkl habe auch Planegg und Neuried Interesse an der Erdwärme bekundet. Sollten die Verhandlungen mit den Kommunen scheitern, habe er einen "Plan B und C". Es sei auch möglich, ein eigenes Fernwärmenetz zu bauen und zu betreiben - "aber das ist nicht mein vorrangiges Ziel".

Trinkl erklärte, dass sich die Verhandlungen mit der Gemeinde Gräfelfing seit dem Bürgermeisterwechsel 2014 und seitdem sich die Gemeinde von einer Beratungsfirma betreuen lasse, erschwert hätten. Zu den Preisen der Wärme könne er erst eine Aussage machen, wenn das Wasser nach oben gepumpt sei und klar sei, wie viel es ist und wie heiß es aus dem Erdinneren kommt. Er wolle das Projekt jetzt auf die Zielgerade bringen und die Wärme so günstig wie möglich abgeben. Aber: "Die Preise müssen wirtschaftlich verantwortbar sein."

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