Süddeutsche Zeitung

Geothermie in Gauting:Gelände für Bohrplatz gesichert

Die künftige Betreibergesellschaft um die Asto-Gruppe pachtet 1,5 Hektar Grund direkt neben dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. Hier soll heißes Wasser aus der Tiefe gefördert werden - allerdings frühestens 2024.

Von Michael Berzl

Am Waldrand direkt neben dem Gelände des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen und nur einen halben Kilometer vom Gilchinger Gewerbegebiet-Süd entfernt befindet sich das Grundstück, das als Standort für Bohrungen nach Erdwärme vorgesehen ist: Das etwa 1,5 Hektar große Areal hat sich die künftige Betreibergesellschaft per Erbbauvertrag mit der Gemeinde Gauting gesichert, berichtet Bernd Schulte-Middelich, Geschäftsführer der Asto-Gruppe, die das Geothermie-Projekt federführend vorantreibt. Bereits im vergangenen Herbst sei ein Vertrag beim Notar unterschrieben worden. Auf ein konkretes Datum, wann tatsächlich eine Bohranlage im Forst Rohre in die Tiefe vorantreibt, will er sich noch nicht festlegen. Es dauert aber mindestens noch zwei Jahre, bis das erste heiße Wasser in Haushalte fließt.

Die Gemeinde Gauting und ein Firmenkonsortium sind schon seit Jahren damit beschäftigt, die Erschließung von Wärme aus der Tiefe vorzubereiten. Beteiligt daran sind die Firmen Silenos Energy mit Hauptsitz in Köln, die zum österreichischen Strabag-Konzern gehört, sowie das Münchner Unternehmen Erdwerk mit einem Team aus Geowissenschaftlern und Bohringenieuren. Inzwischen wurde eine Betreibergesellschaft gegründet mit dem langen Namen: "Silenos Energy Geothermie Gauting interkommunal GmbH & Co. KG". Sie wurde im Sommer 2021 in Köln ins Handelsregister eingetragen und ist künftig Vertragspartner bei den weiteren Schritten. Dazu kommt noch die Kraftwärmeanlagen Contracting AG (KWA), deren Hauptanteilseigner die Stadtwerke Schwäbisch Hall sind. Die Firma ist auf technische Betriebsführung und kaufmännische Verwaltung von Energieanlagen spezialisiert, entwickelt auch neue Projekte und übernimmt die Vorfinanzierung. Als Partner der Gemeinde Gauting soll die KWA das Leitungsnetz aufbauen und Verträge abschließen, berichtet Schulte-Middelich.

Die Verhandlungen mit möglichen Abnehmern für das heiße Wasser laufen bereits. Wie der Asto-Chef berichtet, gibt es zum Beispiel Gespräche mit der Gemeindewerken in Gilching über einen Abnehmervertrag. Auch ein Anschluss des Argelsrieder Feldes in der Gemeinde Weßling sei denkbar. Außerdem gebe es intensive Gespräche mit den Betreibern des Sonderflughafens, der ja direkt neben dem künftigen Bohrloch liegt. Im Gautinger Gemeindegebiet böten sich Bereiche wie das geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz, das neue Wohngebiet an der Ammersesstraße oder die Asklepios-Klinik an.

Strom zu produzieren, ist zumindest vorerst nicht vorgesehen

Zugleich gilt es nun, den gepachteten Bohrplatz vorzubereiten. Teilweise ist hierfür das Bergamt zuständig, parallel müssen aber auch Genehmigungen für oberirdische Bauten eingeholt werden, was wiederum Sache des Starnberger Landratsamtes ist. Unter anderem werden dort eine Halle mit dem Wärmetauscher und Büroräume benötigt, berichtet Schulte-Middelich. Viel Platz werde vor allem für zwei Absetzbecken benötigt, die in der Anfangsphase gebraucht werden. Dort wird über einen längeren Zeitraum das aus bis zu 3000 Metern Tiefe nach oben gepumpte Wasser analysiert und geprüft.

Auch das ist einer von vielen Schritten auf dem langen Weg zur Gewinnung von regenerativer Energie aus der Tiefe. Ein Vorhaben, das aktuell mit Blick auf mögliche Lieferengpässe und steigende Preise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine eine noch größere Bedeutung gewinnt. Bisher ist aber lediglich geplant, mit der Erdwärme Gebäude zu heizen; Strom zu produzieren, ist zumindest vorerst nicht vorgesehen.

Die bergrechtliche Erlaubnis zur Suche nach Erdwärme-Vorkommen ist schon lange gesichert und wird gerade verlängert. Kürzlich hat sich auch der Kraillinger Gemeinderat damit beschäftigt. Das 53 Quadratkilometer große sogenannte Erlaubnisfeld erstreckt sich vom Norden Gilchings bis hinunter nach Oberbrunn. "Gauting West" ist der offizielle Name dieses Claims. Doch auch eine Erweiterung nach Osten wäre möglich, erklärt Schulte Middelich.

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