Genossenschaftsmodell:Chance für junge Familien

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Studenten stellen ihre Entwürfe vor, wie das Gebiet am Teilsrain in Wörthsee bebaut werden könnte. Sie legen Wert auf offene Plätze, so dass sich die Bewohner begegnen können. Schwierig ist indes die Verkehrsanbindung

Von Astrid Becker, Wörthsee

Noch ist nicht einmal ein Baubeginn für das genossenschaftliche Wohnprojekt "Am Teilsrain" in Sicht - dennoch werden es neue Interessenten dafür schwer haben. Wie bei der Präsentation studentischer Entwürfe für das mehr als 10 000 Quadratmeter große Areal deutlich wurde, haben allenfalls junge Familien noch eine Chance, von dem Projekt zu profitieren. Dafür müssen sie Mitglied im Verein "Wohnen am Teilsrain" werden, der das Ganze initiiert hatte. Bei der Wogeno-Genossenschaft, die mittlerweile als Erbbaurechtsnehmer Bauherr sein wird, ist dies nicht mehr möglich. Die Münchner Genossenschaft nimmt seit 6. Februar keine Mitglieder mehr auf - der Andrang ist zu groß geworden, die Wartelisten auf Wohnungen zu lang.

Dorfladen als Treff: Bianca Woisetschläger (li.) und Lena Jaeger, beide kurz vor dem Masterabschluss, haben in ihren Entwurf den Dorfladen miteinbezogen – für sie ein wichtiger Punkt im Gemeinschaftsleben. Inspirieren ließen sie sich von den Bauernhöfen, die es auf dem Land gibt. Ihre Baukörper sollen quasi an „zwei bis drei Vierseithöfe“ erinnern, die ja auch Platz in den Dörfern für mehrere Generationen boten. Für ihr Empfinden stellen sie auf diese Art den Bezug zum vorhandenen Bebauungstand dar: „Da aber den richtigen Maßstab zu finden, war die größte Herausforderung.“ (Foto: Nila Thiel)

Vor diesem Hintergrund nimmt "Verdichtung auf dem Land" immer größere Bedeutung ein, wie auch Professor Hermann Kaufmann von der TU München bei der Präsentation sagte. Fast ein Jahr lang hatten sich 20 Gruppen in unterschiedlichen Semestern mit der Frage beschäftigt, wie die Idee "Gemeinsam auf dem Land" verwirklicht werden könnte. Zehn Modelle hatten die Studenten mitgebracht - und eines wurde dabei klar: Einfach ist dieses Projekt auf dem vorgesehenen Grundstück nicht zu verwirklichen. Allein die Zugänglichkeit des Areals für Bewohner von 60 bis 70 Wohnungen mit ein bis sechs Zimmern ist schwierig zu bewerkstelligen, weil es nicht an einer der großen "Verkehrsadern" Wörthsees liegt, sondern nur über kleine Straßen zu erreichen ist. Über dieses Problem setzten sich die Studenten zwar mehr oder weniger hinweg, es wird aber die Stadtplaner bei ihren Entwürfen für einen Bebauungsplan beschäftigen.

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(Foto: Nila Thiel)

Mehrere kleine Höfe: Auch für Simon Öckl (li.) und Carsten Seyfferth, beide im siebten Bachelorsemester, stellte es das größte Problem dar, wie sie ihr Quartier in Einklang mit der vorhandenen Bebauung bringen können - und Gemeinschaft erzeugen können, ohne jedoch auf ein Minimum an Privatsphäre im Freien für die Bewohner zu verzichten. Sie ordneten ihre Baukörper rund um mehrere kleine Höfe an und planten einen Dorfladen mit ein. In den einzelnen Wohnungen, die sie bis ins Detail durchdachten, setzten sie massiv auf Licht: Entweder kommt es nur von Süden her oder durchgängig von Ost nach West.

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(Foto: Nila Thiel)

Wohnbereich für alle: Gabriele Burkhard, elftes Semester, und Besjan Rahmani (nicht im Bild) sind am Anfang über die Größe des Areals "erschrocken". Dann planten sie 56 Wohnungen in Baukörpern, die an Reihenhäuser, wenngleich in anderen Ausmaßen, erinnern. Die Wohnungen dort sind nicht horizontal, sondern vertikal angeordnet - wohl um so den Bezug zur Umgebung herzustellen. Sie integrierten zudem den leer stehenden Supermarkt und planten dort Cluster-Wohneinheiten ein, also kleine Wohnungen mit Küche und einem Wohnbereich für alle. Burkhard: "Eine Art gehobener WG."

Etwas leichter fiel es den Studenten offenbar, wie Gemeinschaftssinn zu erreichen ist: Indem sie bei ihren Planungen nicht von den Baukörpern ausgingen, wie sonst üblich, sondern die Freiflächen im Fokus hatten. Einzelne Höfe und Plätze schufen sie in ihren Entwürfen, Orte also, an denen sich die Bewohner automatisch begegnen - oder auch gewollt. Ein Modell zum Beispiel sieht ein Kulturzentrum auf einem der Plätze vor, ein anderer integrierte den Dorfladen und wieder ein anderer sogar den einstigen und leer stehenden Tengelmann. Eines ist allen gemein: Sie sehen zwei- bis dreigeschossige Baukörper in Holzbauweise vor. Kein Wunder: Kaufmann gilt als Koryphäe auf diesem Gebiet und setzt sich selbst für Nachhaltigkeit ein, also für das Verwenden nachwachsender Rohstoffe. Bei Bürgermeisterin Christl Muggenthal, dem Gemeinderat und auch der Wogeno kommt dies an: "Das deckt sich absolut mit unseren Vorstellungen."

Die Modelle sind noch zwei Wochen lang im Rathaus ausgestellt.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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