Gautinger Künstler:Dick aufgetragen

Groxi zeigt in Krailling seine wundersamen Bilder. "Frau ohne Hund" nennt sich die Ausstellung, ist aber nicht ganz ohne

Von Ute Pröttel, Krailling

Seine Kunstwerke führen ein Eigenleben. Am auffälligsten tritt das bei dem großen Tableau "Bild schön, verzogen" zu Tage. Kaum hatte der Gautinger Künstler Groxi es im ersten Stock des Kraillinger Atelierhauses platziert, verzog es sich und reckt dem Betrachter nun frech die linke untere Ecke entgegen. Wahrscheinlich liegt es am Spannungsgefüge zwischen Rahmen und Bildfläche, mutmaßt der Künstler.

Groxi stellt seine Bilder aus

Gemälde mit Eigenleben: Künstler Groxi vor "Bild schön, verzogen".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Groxis Kunst bewege sich zwischen "Malerei, Skulptur, Schnitzerei, Zumutung, Erhellung und Glückseligkeit", mit diesen Worten begrüßte Bernd Wiedemann vom Kunstverein Gauting den Künstler. Seine Bilder sind Skulpturen aus Holz in Form von Gemälden, die an Wänden hängen. Bevor er sie mit Farbe behandelt, baut er seine Rohlinge. Dazu sammelt er altes Holz, Kisten und Spanplatten und recycelt sie. Auf die geschwungenen massiven Rahmen setzt er gerne noch kleine Holzelemente oder bearbeitet sie mit der Motorsäge. Bei seinem Werk "Scherzensmann" hat er das gesamte Bild mit der Motorsäge skizziert. "Da kann es schon mal vorkommen, dass ich durch die Bildfläche säge", erzählt er. Oder ein Bild behagt ihm so gar nicht, dann sägt er die Fläche aus dem Rahmen und setzt eine neue Grundfläche ein, so wie bei "Bild schön, verzogen". Bemalt werden die Holzrohlinge dann liegend in mehreren Arbeitsvorgängen. Der Rahmen wird dabei in der Regel mit bemalt.

37 neue Bilder unter dem Titel "Frau ohne Hund" zeigt der 57-jährige Künstler in Krailling. Im Vergleich zu seiner großen Ausstellung vor zwei Jahren im Gautinger Rathaus (seither hängt im Zimmer der Bürgermeisterin Brigitte Kössinger Groxis "Mädchen ohne Perlenohrring") ist mehr Abstraktes dabei. Die naiv anmutenden Fantasiefiguren sind weniger geworden.

Groxi stellt seine Bilder aus

Kunst im Glashaus: Die Arbeiten des eigenwilligen Gautinger Künstlers hängen über drei Etagen verteilt im Treppenhaus des Ateliers in der Kraillinger Innovations-Meile (KIM). Die Schau gehört damit zu den seltenen Ausstellungen, die man auch von der Straße aus einigermaßen gut überblicken kann.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Noch immer liebt er den dicken Farbauftrag. Die Farbe, Groxi spricht von "herrlicher Schmierage", tritt reliefartig hervor. "Ich male im Ganzkörpereinsatz", erklärt er seine Technik, "und versuche das Auge, das Optische, zu reduzieren und die Farbe dort aufzubringen, wo die Hand sich wohlfühlt. Man könnte es als Pendeltechnik bezeichnen." Nicht immer goutiert der Untergrund die vielen Farbschichten. Dann wird abgelöst, was nicht verhaften, was nicht verweilen will und neue Farbe aufgebracht. So entsteht ein wunderbar vielschichtiges Werk wie "Misslungenes Bild, süffisant lächelnd".

Er wolle mit seinen Bildern keine Geschichten erzählen, meint Groxi, und doch hat er zu jedem einzelnen viel zu erzählen. So kommunikativ und vielschichtig wie er sind auch seine Kunstwerke und deren Titel: "Weltuntergang (schüchtern)", "Tarantula oder noch so'n Zeug", "Scherzensmann" zitiert das Topos des Schmerzensmannes in der Kunstgeschichte. Dazu Groxi: "Lass einen Buchstaben weg - und schon sieht die Welt ganz anders aus."

Groxi stellt seine Bilder aus

Groxis Bild "Hund ohne Frau". Reproduktion: Franz Xaver Fuchs

Die Preise für seine Kunstwerke berechnen sich übrigens so ähnlich wie die von Grundstücken und Immobilien: nach Quadratmetern.

Zu sehen sind die neuesten Werke im Atelierhaus Krailling, einer Art moderner Künstlerkolonie im Kraillinger Gewerbegebiet KIM. Dort hängen sie über drei Etagen verteilt im komplett verglasten Treppenhaus und treten in ein spannendes Verhältnis zwischen Innen und Außen, Oben und Unten, Nah und Fern. Bereits zum zweiten Mal stellt Groxi dort aus. Insgesamt ist es die vierte Ausstellung, die die Hausgemeinschaft in diesem Jahr organisiert hat.

Groxis Arbeiten sind bis zum 10. Januar im Atelierhaus Krailling am Justus-von-Liebig-Ring 11b zu sehen. Die Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr.

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