Süddeutsche Zeitung

Gautinger Bosco:Endlich wieder Kultur

Das wichtigste Kulturzentrum im Landkreis startet nach langer Zwangspause durch, den Auftakt übernimmt Filmmusikkomponist Gerd Baumann. Abonnenten und Kartenkäufer, die auf Rückerstattungen verzichteten, haben das Haus vor dem finanziellen Absturz bewahrt

Von Blanche Mamer, Gauting

Nach einem halben Jahr Corona-bedingter Stille und geschlossenen Sälen öffnet das Gautinger Bosco, das wichtigste Kulturhaus im Landkreis, wieder seine Türen. Den Auftakt an diesem Donnerstag, 20 Uhr, übernimmt der Münchner Filmkomponist Gerd Baumann mit seiner Band Parade. Baumann und seine Mitstreiter spielen von ihm komponierte Musik und Songs aus Kinofilmen wie "Wer früher stirbt, ist länger tot", "Sommer in Orange" und "Beste Zeit". Das für den Betrieb zuständige Theaterforum hat die Zwangspause offenbar einigermaßen gut überstanden. Der Verein sei noch solvent, sagt der Vorsitzende Thomas Hilkert und lacht.

Die Pandemie und der Lockdown verursachten ihm zufolge natürlich Verluste. Doch die Mitglieder - es sind mittlerweile 450 - und die Abonnenten hätten dazu beigetragen, den finanziellen Absturz zu verhindern. Zudem hätten etwa die Hälfte der Leute, die bereits Karten gekauft hatten, auf eine Rückerstattung verzichtet und das Geld gespendet. "Die waren viel zahlreicher, als wir dachten. Wir haben also einen kleinen Puffer", erklärt Hilkert. "Wir haben uns entschlossen, das Programm durchzuziehen und nehmen in Kauf, dass wir bei einzelnen Veranstaltungen draufzahlen müssen." Das sei im Budgetkonzept einkalkuliert. Wichtig ist ihm, darauf hinzuweisen, dass Abonnenten, die Bedenken haben, an Veranstaltungen mit vielen anderen Besuchern teilzunehmen, ihr Abo für ein Jahr ruhen lassen könnten. Neue Abos werden derzeit nicht ausgegeben.

Das Programm des Kulturzentrums für die Spielzeit von September bis Dezember 2020 steht. Für alle Veranstaltungen sind Platzkarten nötig, sogar für die Eröffnung der Fotoausstellung von Joachim Heinzelmann über Grönland. Tickets können sowohl online als auch über das Theaterbüro erworben werden. Für die ersten vier Veranstaltungen läuft der Kartenverkauf bereits, für Veranstaltungen von 25. September bis einschließlich Dezember 2020 startet der Vorverkauf am Samstag, 19. September, 10 Uhr. "Wir freuen uns, dass es jetzt wieder losgeht und das Publikum die Möglichkeit hat, überhaupt wieder Kultur, und das vor Ort, zu genießen", sagte Hilkert. Es sei keine Frage, dass die Coronavorschriften eingehalten werden müssen. Das heißt, es muss Abstand gehalten werden, in den Innenräumen müssen die Besucher Mund-Nasenschutz tragen, die Masken dürfen sie erst an ihrem Platz abnehmen. Und die Bosco-Mitarbeiter müssen die Besucherdaten erfassen.

Für den Veranstalter ist es aufgrund der aktuell geltenden Abstandsregelungen, von Vorteil, "wenn Veranstaltungen zu zweit besucht werden, sagt Hilkert. Das trage zu einer möglichst guten Auslastung der vorhandenen Kapazität bei. Die Stühle würden mit dem notwendigen Abstand aufgestellt, nur Familien oder Ehepaare dürfen beieinander sitzen. Was bedeutet, dass zu einer Vorstellung maximal 120 Karten verkauft werden können. Wenn viele Einzelpersonen Plätze buchen, finden höchstens 100 Zuschauer Einlass.

Nach dem Eröffnungskonzert mit Baumann, der von 2013 bis 2017 auch die Musik fürs Singspiel auf dem Nockherberg schrieb und in der Band Dreiviertelblut mit dem Sänger der Bananafishbones, Sebastian Horn, den Hang zum Morbiden auslebt, steht Kabarett an: Am Samstag ist Matthias Deutschmann mit seinem Programm "Notwehr für alle" zu Gast. Das Klassikkonzert mit dem Cellisten Edgar Moreau und dem Pianisten David Kadouch am Sonntag ist bereits ausverkauft. Außerdem gibt es im September und Oktober Gastspiele von Django Asül und Michael Altinger sowie Inszenierungen des Deutschen Theaters Berlin und des Metropoltheaters München. Eine wichtige Änderung: Erst nach Druck des Programmheftes hat Kabarettist Sigi Zimmerschied seinen Auftritt am 23. Oktober abgesagt. Auf Grund der aktuellen Situation hat er bis auf weiteres alle Live-Abende gestrichen.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2020
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