Wohnungsbau:Ein neuer Ortsteil für bis zu 700 Menschen in Gauting

Wohnungsbau: Architekt Hans-Peter Hebensperger-Hüther erklärt an einem Modell, wie das Neubaugebiet in Gauting aussehen soll.

Architekt Hans-Peter Hebensperger-Hüther erklärt an einem Modell, wie das Neubaugebiet in Gauting aussehen soll.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Gemeinde will in der Siedlung an der Ammerseestraße Familien eine Perspektive geben. Nachbarn kritisieren die dichte Bebauung und befürchten Verkehrsprobleme.

Von Michael Berzl

Als würde der komplette Ortsteil Königswiesen neu hinzukommen: Das sind die Größenordnungen beim Bevölkerungszuwachs für Gauting, um die es bei dem geplanten Neubaugebiet zwischen der Ammerseestraße und der Pötschener Straße geht. Dort sind Mehrfamilienhäuser mit bis zu fünf Stockwerken, eine Siedlung mit Flachbauten und ein Supermarkt mit Wohnungen in den zwei Etagen darüber vorgesehen. "Da sind wir grob überschlagen bei 700 Personen", sagte der Architekt Hans-Peter Hebensperger-Hüther in seinem Vortrag bei einem Informationsabend am Montag im Rathaus. Nach den Angaben in einer Broschüre der Gemeinde hat Königswiesen etwa so viele Einwohner. Allerdings umfasst das Ortsgebiet knapp 28 Hektar, das geplante Neubaugebiet im Westen Gautings dagegen nur etwa drei Hektar. Daher kritisieren vor allem direkte Nachbarn, die vorgesehene Bebauung sei viel zu dicht.

Außer der Gemeinde sind auch das katholische Siedlungswerk in München, der Verband Wohnen in Starnberg und der AOA-Mutterkonzern Diehl in Nürnberg als Grundeigentümer an dem Großprojekt beteiligt. Die Schaffung von neuem Wohnraum in einem Wurf in dieser Größenordnung hat es in Gauting schon lange nicht mehr gegeben. Entsprechend groß war das Interesse an dem von der Gemeinde organisierten Infoabend mit Vorträgen und Schautafeln, zu dem etwa 150 Besucher gekommen sind. Und es waren nicht nur Kritiker, sondern durchaus auch Interessenten aus Nachbargemeinden, die sich vorstellen könnten, in eines der Häuser einzuziehen, die dort entstehen sollen.

Gerade mit Blick auf die Situation auf dem Immobilienmarkt verteidigt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) das Vorhaben, da hier dringend benötigter Wohnraum geschaffen wird: "Uns geht es darum, dass Gautinger Familien in Gauting bleiben können", bekräftigte sie vor dem Infoabend. Bei Preisen von einer Million Euro für eine Doppelhaushälfte sei es den wenigsten möglich, sich eine eigene Immobilie zu leisten. Kössinger erzählte von einem jungen Elternpaar, das deswegen nach Germering umgezogen sei; beide seien bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert gewesen. Darum hält Kössinger hohe Häuser für sinnvoll, genauso wie Flachbauten auf engem Raum im Stil eines Quartiers in der Nähe, das unter dem Namen "Klein-Jerusalem" bekannt ist. "Besser als vier Doppelhäuser für acht Millionäre", meinte die Bürgermeisterin und spielte damit auf die Vorgaben in älteren Planungen an, die zusammen mit den Gewerbeflächen eine massivere Bebauung im Vergleich zu den jetzigen Konzepten vorsah. "Mitarbeiter von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten müssen wir am Ort halten, ebenso wie Erziehungs- und Pflegepersonal", heißt es in einem Faltblatt der Gemeinde. Etwa 260 Wohnungen könnten auf dem Areal entstehend, so Architekt Hebensperger-Hüther. Wie viele es tatsächlich werden, hängt aber von den Detailplanungen der beteiligten Bauherren ab.

Zu viele, finden einige Nachbarn. "Vollknallen", nennt Hans Aulinger aus Weßling das, was auf der Wiese an der Ammerseestraße passieren soll. Ihm gehört ein Haus direkt gegenüber von dem Baugebiet, und er ist sichtlich wütend, als er beim Infoabend im Rathaus die Pläne auf Stellwänden studiert. Mit am stärksten betroffen ist davon der 82-jährige Richard Schäffler, der in einem Bungalow an der Günther-Caracchiola-Straße wohnt. Bisher schaut er von seinem Grundstück ins Grüne, künftig auf die Wand eines hohen Hauses. Gerade wegen der Nachbarproteste wurden Höhen reduziert und Stockwerke gestrichen, aber mit dem Ergebnis ist Schäffler noch lange nicht zufrieden.

Birgit und Christoph Sendtner, die in der Nähe wohnen, machen sich vor allem Sorgen wegen des Verkehrs. "Das ist alles nicht durchdacht", kritisieren sie und befürchten, dass sich der Parkplatzsuchverkehr bis in die angrenzenden Wohngebiete rundherum erstrecken könnte.

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