Rückschlag für Energiewende :Windrad-Planung gestoppt

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Die Entscheidung der Deutschen Flugsicherung zu den geplanten Standorten in Gauting und im Kreuzlinger Forst ist ein herber Rückschlag für die Windkraft-Planungen im Landkreis. (Foto: Nila Thiel)

Wegen der Nähe zum Sonderflughafen Oberpfaffenhofen legt die Deutsche Flugsicherung bei den geplanten Windrädern in Gauting und im Kreuzlinger Forst ihr Veto ein. Für die Windkraftpläne im Landkreis Starnberg ist das ein herber Rückschlag.

Von Christian Deussing, Gauting

Das sei eine „schlimme Nachricht“, sagte Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) am Freitag in einem Pressegespräch, zu dem sie kurzfristig ins Rathaus geladen hatte. Auch Landrat Stefan Frey (CSU) und der Geschäftsführer der Bürgerwind Gauting GmbH, Robert Sing, waren fassungslos, dass nun acht Windkraftanlagen in den Wäldern bei Buchendorf und Königswiesen aus luftfahrtrechtlichen Gründen nicht gebaut werden dürfen. Die Politiker und der Planer wurden kalt davon erwischt, dass die Deutsche Flugsicherung (DFS) dem Vorhaben eine Absage erteilt hat. Betroffen sind neben den geplanten Anlagen auf Gautinger Flur auch die geplanten sechs Windräder im Kreuzlinger Forst auf Kraillinger und Gilchinger Flur. So könne die Energiewende nicht gelingen, ärgerte sich Landrat Frey, der nun Ministerpräsident Markus Söder um Hilfe bittet.

Projektbetreiber Sing hat wegen des für ihn überraschenden Vetos der zivilen Flugsicherung und der somit offenbar aussichtslosen Situation bereits das Handtuch geworfen. Alles andere wäre „wirtschaftlich ein Himmelfahrtskommando“, nachdem er ohnehin schon das Risiko habe tragen müssen und jetzt eine sechsstellige Geldsumme an Planungskosten verloren habe. Das „K.-o.-Kriterium“ sei das Ergebnis eines unabhängigen Gutachterbüros in Berlin gewesen. Demnach sei das „Anflugverfahren von Nordost“ in einem Notfall bei den potenziellen Standorten der Windräder problematisch – und dies nicht nur bei Sichtflugstrecken, sondern auch bei Instrumenten-Anflügen. Weitere Konfliktpunkte, sowohl militärisch als auch zivil, seien von der Flugsicherung aber nicht genannt worden, betonte Sing.

Denn die geplanten Windräder bei Buchendorf, Königswiesen und im Kreuzlinger Forst liegen neun, sechs und fünf Kilometer Luftlinie vom Sonderflughafen entfernt und damit außerhalb der bundesweit geltenden Sicherheitszone von vier Kilometern, so Sing. Allerdings könnten im Falle eines sogenannten Fehlanflugs keine 300 Meter Abstand zu den Rotoren eingehalten werden, wie es im Gutachten heißt.

Für die Windenergie-Planungen in der Gemeinde Gauting wären komplexe und zeitlich nicht einschätzbare Änderungen an den bestehenden Flugverfahren notwendig, selbst bei kleineren Windkraftanlagen von 200 statt wie geplant 260 Metern, erläuterte Sing außerdem. Hierbei bedauerte er als Projektplaner, dass sich der Eigentümer des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen – trotz etlicher Anfragen – nicht bewegt und eineinhalb Jahre nicht für ein Treffen gemeldet habe.

Der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) ist verärgert und bittet die Staatsregierung um Hilfe. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Funkstille empörte auch den Starnberger Landrat. Er habe angesichts dieser neuen und ungewissen Lage Verständnis für den Rückzug des Projektierers. Aber nicht dafür, dass der Flughafenbetreiber nicht zu einer Änderung, zum Beispiel bei den Flughöhen, bereit sei und „jegliche Kommunikation“ eingestellt habe. Das hat Frey jetzt auch in einer E-Mail an Söder kundgetan und darauf hingewiesen, dass die Träger dieser Vorhaben „mehr oder weniger auf sich alleine gestellt“ seien.

Frey fordert politischen Druck von oben – etwa auf den Betreiber des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen, damit die privilegierten Windkraftanlagen auf den bereits seit zwölf Jahren ausgewiesenen Flächen endlich realisiert werden könnten. Denn für die Errichtung der acht Gautinger Windräder hätten die Zeichen auf „grün“ gestanden, so Frey.

Der Kraillinger Rathauschef will das Veto der Flugsicherung so nicht hinnehmen

Auch den Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) hat die luftfahrtrechtliche Absage ereilt, er will sich aber davon nicht entmutigen lassen. Zum Beispiel sei das Anflugverhalten sicher lösbar, „sofern man das auch will“. Es seien Änderungen sicher möglich, die keinen Nachteil für den Flughafen bedeuteten und auch nicht die Flugsicherheit gefährdeten, sagt Haux. Es seien zudem Dinge in dem vorgelegten Gutachten nicht berücksichtigt worden – etwa, dass die Abstände der insgesamt sechs Windkrafträder im Kreuzlinger Forst zum Sonderflughafen eingehalten würden.

Der Kraillinger Rathauschef gibt sich kämpferisch. Diese Stellungnahmen bedeuten für ihn „keinen Stopp“ und man werde weiter mit dem neuen Projektbetreiber zusammenarbeiten, nachdem das Ingenieurbüro Sing schon vor einiger Zeit bei dem Vorhaben im Kreuzlinger Forst aus anderen Gründen ausgestiegen war.

Zu den Vorwürfen des Starnberger Landrats, dass der Flughafenbetreiber nicht zu Änderungen beim „Anflugverfahren“ bereit sei und die Kommunikation eingestellt habe, erklärte am Freitag ein Sprecher der Triwo AG als Eigentümerin des Sonderflughafens: „Wir müssen da zuständigkeitshalber an die Deutsche Flugsicherung verweisen – Flugrouten werden in Deutschland ausschließlich von denen festgelegt.“

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