Gauting:Wenn Wünsche in Erfüllung gehen

Gauting: Magdalena Wieser hat als Grundschülerin für einen Zugang des Spielhauses gekämpft. Die inzwischen Zwölfjährige hat das Fest eröffnet.

Magdalena Wieser hat als Grundschülerin für einen Zugang des Spielhauses gekämpft. Die inzwischen Zwölfjährige hat das Fest eröffnet.

(Foto: Arlet Ulfers)

Das Familienzentrum des Eltern-Kind-Programms in Stockdorf feiert die Sanierung des ehemaligen Schulgebäudes und eröffnet einen neuen Spielplatz

Von Blanche Mamer, Gauting

Magdalena Wieser durfte als erste durch die Rutsche aus dem ersten Stock der Alten Schule am Mitterweg flitzen. Die zwölfjährige Schülerin aus Stockdorf hat damit am Samstag den neuen Spielplatz am Familienzentrum des Eltern-Kind-Programm (EKP) offiziell eröffnet. Zeitgleich ist nun auch die Sanierung des ehemaligen Schulgebäudes sowie des zweistöckigen Spielhauses im Inneren abgeschlossen.

Eine lange Schlange von Kindern aus der Mittagsbetreuung und der Eltern-Kin-Gruppen wartete auf der neuen Fluchttreppe, die über einen Holzbalkon, einen Seilgang entlang der Fassade und einen umbauten Podest aus Robinienbrettern zur Rutsche führt. Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) hatte zuvor in ihrer Eröffnungsansprache erzählt, mit wie viel Begeisterung die Eltern und Mitarbeiter mitgeholfen hätten, das Projekt, von Architektin Susanne Köhler umzusetzen. Die Gemeinde hat 260 000 Euro investiert, das EKP hat 14 000 Euro und viele Arbeitsstunden eingebracht und zusätzlich haben Stockdorfer Bürger für die Instandsetzung gespendet. "Bei so viel privatem Engagement mussten wir einfach mitmachen", sagte Kössinger.

Der erste Impuls kam indes von Magdalena Wieser, wofür sie von allen Seiten gelobt wird. "Ich war in der Mittagsbetreuung und habe mich immer geärgert, dass wir nicht ins Spielhaus rein durften. So lange schon war es abgeschlossen. Dann war Wahlkampf in Gauting und meine Eltern meinten, ich könnte ja einen Brief schreiben", erzählt die Zwölfjährige.

Seit 2003 war der Zugang zum Spielhaus, das mit der Hilfe von Eltern gebaut worden war, abgeschlossen. Grund war die neue Brandschutzregelung. Bei Gefahr sei es unmöglich, dass ein Feuerwehrmann in voller Montur oder gar mit Atemschutzgerät in das enge Treppenhaus mit den niedrigen Spielpodesten einsteigen könne, lautete die Begründung. Ein zweiter Fluchtweg wäre nur durch eine der noch bewohnten Wohnungen im Obergeschoss möglich gewesen. Erst als die alten Mieter auszogen und eine neue Bleibe für das Bürgerbüro gefunden war, konnte der Umbau konkret geplant werden.

Magdalena Wieser hat, so EKP-Geschäftsführerin Monika Bezdek, an alle Bürgermeisterkandidaten geschrieben, dass sie sich doch bitte für den Umbau einsetzen sollten. "Ich war grad Bürgermeisterin geworden, als sie zu mir in die Sprechstunde kam. Sie hatte eine Zeichnung dabei, wie das Spielhaus werden sollte", berichtete Kössinger. Magdalena hatte zudem eine Unterschriftenliste der Kinder aus der Mittagsbetreuung dabei, womit sie zeigen konnte, dass es das Interesse aller war. "Dass es jetzt geschafft ist, ist doch eine tolle Motivation, zeigt es doch, dass ein Kind etwas erreichen kann, wenn es etwas wirklich will und sich dafür einsetzt." Magdalena Wieser selbst besucht die Mittagsbetreuung inzwischen nicht mehr, aber ihr kleiner Bruder erzähle ihr ganz begeistert von den zahlreichen Spielmöglichkeiten.

Architektin Köhler hatte ein Holzmodell mitgebracht, das auf ihre ersten Umbauentwürfe zurückgeht. Noch kurz vor ihrem plötzlichen Tod 2003 hätte Ursula Bezdek, Mitbegründerin des EKP, sie gebeten, sich mit dem Umbau des Spielhauses zu befassen und brandschutzsichere Pläne auszuarbeiten, berichtet Köhler. Ursula Bezdek, 82, hatte im September 2003 beim Spendensammeln in Martinsried einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. 15 Jahre später ist der naturnahe öffentliche Spielplatz nun realisiert worden.

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