Gauting:Voller Hoffnung

Pernille Fischer Christensens Film "Astrid"

Von Blanche Mamer, Gauting

Ihre Geschichten kennen alle im Kinosaal, sie sind mit Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Michel aus Lönneberga und dem Ort Bullerbü erwachsen geworden. Astrid Lindgren gehört zum kollektiven Bewusstsein ganzer Generationen und steht als Vorbild für kleine Mädchen und Buben, die stark und frech sein wollen wie Pippi, schlau wie Kalle Blomquist oder wild und eigensinnig wie Michel. Nun also "Astrid", der Film von Regisseurin Pernille Fischer Christensen, ein Biopic über die junge Astrid, als sie noch Ericsson hieß und ein aufgewecktes, die Freiheit liebendes Mädchen war. Wobei der Originaltitel "Unga Astrid - Becoming Astrid" den Inhalt treffender ausdrückt.

Alles an diesem Film ist schön. Die Natur ist unberührt, die idyllischen roten Holzhäuser im Süden Schwedens wecken Sehnsüchte, das Zusammenleben der Familie ist ein Ideal, selbst das spätere schwierige Leben, als Astrid schwanger wird und das Haus ihrer Kindheit und ihre Familie verlässt, um nach Stockholm zu gehen, ist von einer strengen Schönheit geprägt. Klar, wir wissen alle, sie schafft das. Sie wird ziemlich bald zu einer berühmten Schriftstellerin, deren Geschichten und Figuren Kinder wie Erwachsene gleichermaßen faszinieren. Eingebettet ist die Geschichte in die Erinnerung der 80-jährigen Astrid Lindgren, die ihre Geburtstagspost öffnet und unzählige Zeichnungen und Glückwünsche von Kindern vor sich ausbreitet und an ihre Jugend zurückdenkt.

Sicher liegt es an diesem Wissen, das verhindert, dass die Wirkung des Films und sein Thema bedrücken, dass aus der tragischen Geschichte wirkliche Tragik entsteht. Der Film ist berührend, voller Hoffnung. Denn ja, in den 1920er Jahren ein uneheliches Kind von einem immer noch verheirateten Mann zur Welt zu bringen, war nicht nur im bigotten Schweden eine furchbare Last, eine Schmach und von der Gesellschaft geächtet. Doch Astrid ist eine starke, unabhängige junge Frau, die gesellschaftliche Normen aufbricht und sich schwierigen Entscheidungen stellt: Allein in der Sekretärinnenausbildung in Stockholm, sich verzehrend nach Lasse, ihrem Sohn, der bei einer Ziehmutter in Dänemark lebt, gelingt es ihr, nicht zu verzweifeln. Astrid Lindgren hat in ihren Erinnerungen gesagt, dass es die glückliche Kindheit war, die sie so hat werden lassen.

Gespielt wird young Astrid von Alba August; wild, fröhlich, freiheitsliebend und doch auch nachdenklich. Sie erzählt daheim auf Smaland als 16-Jährige gerne Geschichten und erheitert ihre Geschwister mit Variationen aus der Bibel. Alba August, die Tochter von Regisseur Bille August und der Schauspielerin Pernilla August, ist einem als Gesicht aus den düsteren TV-Serien "Jordskott" und "Countdown Copenhagen" in Erinnerung. Und sie wird als junge Astrid, zukünftige Lindgren, unvergessen bleiben.

Es heißt, Matthias Helwig habe den Film zur Eröffnung haben wollen. Das wäre eine gute Wahl gewesen, weil er das Publikum beruhigt und zufrieden entlassen hätte. Doch es ist anders gekommen, und auch wenn "Styx" nicht jedem gefallen hat, für mehr Gesprächsstoff und Nachdenken dient er allemal. Astrid wird demnächst im regulären Programm laufen, dann synchronisiert.

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