Trotz vielfacher Warnungen sind wieder Menschen durch Schockanrufe auf Betrüger hereinfallen. So wie in Gauting, wo laut Polizei eine 83-jährige Rentnerin am Dienstag gegen 13.45 Uhr einem korpulenten, etwa 40 Jahre alten Mann vor ihrer Gartentür Schmuck und Gold im Wert von rund 50 000 Euro als „Kaution“ für ihren Sohn übergab. Der Filius müsse wegen eines angeblichen Verkehrsunfalls ansonsten ins Gefängnis. Die völlig verunsicherte Seniorin überreichte dem unbekannten Abholer, der wortlos zu Fuß verschwand, in einem Stoffsäckchen auch noch eine vierstellige Geldsumme, berichtete die Polizei.
Kurz zuvor hatte gegen 13 Uhr ein Mann bei der Seniorin angerufen und sich als Mitarbeiter eines Amtsgerichts ausgeben. Dabei seien im Hintergrund weinende und schreiende Frauen zu hören gewesen, die angeblich vom Sohn des Betrugsopfers angefahren worden seien, so die Polizei. Die überforderte Frau glaubte, die Stimme ihres Sohnes erkannt zu haben. Um eine Haft für ihn abwenden zu können, erklärte der Mann am Telefon, müsse sie eine Kaution in Höhe von 100 000 Euro aufbringen.
Ebenfalls einen Schockanruf ereilte eine 55 Jahre alte Frau aus Utting am Dienstagvormittag. Nach Polizeiangaben rief sie ein angeblicher Polizeibeamter und ein falscher Staatsanwalt an: Da die Tochter jemanden angefahren und tödlich verletzt habe, sei zur Abwendung der Haft eine Kaution erforderlich. Die Uttingerin glaubte dem Anruf und übergab gegen Mittag in der Bahnhofstraße in Germering Geld und Schmuck im Wert von etwa 20 000 Euro an eine unbekannte Frau.
Der Polizei zufolge soll die Täterin circa 30 Jahre alt und etwa 1,55 Meter groß sein. Bekleidet war die zierliche Abholerin mit einem dunklen Mantel und einem weißen Kopftuch. Sie entfernte sich zu Fuß. Die Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck übernommen, die unter Telefon 08141/61 20 auf Hinweise hofft.

