Gauting:Treibende Bässe, satter Sound

Das Kulturspektakel etabliert sich als vielfältiges Festival. Lediglich das Bon-System verwirrt.

Von Thorben Pollerhof, Gauting

Fetzige Gitarrenklänge und laute Stimmen sind bereits auf dem Weg vom Gautinger Bahnhof zum Schulgelände zu hören. Ein Holzschild weist die richtige Richtung durch einen schmalen Waldweg, "Kult" steht darauf. Unterwegs hängen immer wieder kleine Hinweise mit dem markanten "K" in rot ausgeschnitten. Einmal auf dem Festivalgelände angekommen, ist die Vielfalt des Angebotenen riesig. Auf der kleinen Bühne wird bereits musiziert, das Jugendzentrum Gauting hat sein Zelt aufgeschlagen und daneben riecht es nach Gegrilltem und Pizza.

Das Kulturspektakel Gauting kündigt sich als Festival an und enttäuscht dabei nicht. Auf dem Campus in der Germeringer Straße tummeln sich Bühnen, Stände, Attraktionen - und drum herum stehen die Gebäude der verschiedenen Schulen, als hätten sie nie etwas anderes auf ihrem Schulhof beherbergt. Neue Besucher dürfte das Bon-System zu Anfang allerdings etwas verwirrt haben. Anstatt eine Art von Marken zu verkaufen, gibt es zwei: Die roten Chips kosten dabei zwei Euro, eine gelbe Marke gibt es für 50 Cent. Die roten Chips sollen dabei teils als Pfandmarken dienen, die gelben lediglich zum Ausgeben. So kann es vorkommen, dass man nach zwei Bier nur noch rote Zwei-Euro-Marken übrig hat und man also beim nächsten Bon-Einkauf sagt: "Bitte mehr Gelbe, von den Roten habe ich noch welche".

Aber gut, ist diese kleine Hürde einmal überwunden, ist die große Bühne das, was der Mittelpunkt des Festivals sein sollte. Dort spielen Hochkaräter wie Bowmen, drei etwas ergraute Männer, die aber im Stile von "Motörhead" kernigen Rock spielen und den noch nicht sehr zahlreich erschienenen Zuschauern mächtig einheizen.

Die beNUTS, eine international anerkannte Ska-Band aus München, beweisen ebenfalls, dass sie keineswegs nur zum Spaß gekommen sind. Die Mischung aus Reggae und den drei Blechbläsern Trompete, Posaune und Saxofon treiben die immer voller werdende Fläche vor der großen Bühne mächtig an. Besonders der Sound auf der großen Bühne klingt glasklar, die Licht-Show im Hintergrund tut ihr Übriges.

In den Pausen der Bands sind immer wieder treibende Bässe zu hören. Die kommen ein paar Meter weiter von der DJ-Bühne. Dort, circa auf drei Metern Höhe, steht ein Discjockey und beschallt die tanzende Menge, vorrangig junge Menschen, mit seiner elektronischen Musik. Besonders beeindruckend ist die LED-Wand direkt unter ihm, die verschiedenste abgefahrene Motive zeigt, beispielsweise einen sich drehenden Wal vor grünem Hintergrund.

Währenddessen zeigt "Eskalation" aus Nürnberg, dass das Kulturspektakel sie zu Recht als Headliner angekündigt hat. Ebenfalls mit drei Blechbläsern ausgestattet, rockt die Band mit einem Affen, einer gehörigen Portion Gelb und provokanten deutschen Texten den Campus und sorgen für richtig Stimmung. Es wird getanzt, gehüpft, gefeiert.

Und das war nur der musikalische Teil. Im "Muddles's Aisle", einem irischen Pub, gibt es in wunderbar rauchiger Atmosphäre irisches Bier und weitere Leckereien von der Insel. Ein Schachspieler mit langen Haaren, grauem Bart und runder Brille wartet direkt daneben manchmal sogar auf drei Gegner gleichzeitig. Neben der kleinen Bühne können sich Interessierte die Kunstwerke des Gautinger Kunstvereins anschauen.

Alles in allem überzeugt besonders die Vielfalt der Angebote auf dem Gautinger Kunstspektakel. Der Sound ist satt, die Lichter farbenfroh und wenn man einmal über das Bon-System hinweggekommen ist, kann man hier drei schöne Tage genießen.

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