Gauting:Start mit Personalsorgen

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Kardinal Reinhard Marx zelebriert einen Gottesdienst zur Einweihung des Altenheims. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Altenheim Marienstift mit 118 Plätzen eingeweiht

Von Michael Berzl, Gauting

"Für mich ist das ein Stück vom Himmel", schwärmt Frieda Schuller, als Kardinal Reinhard Marx sie zusammen mit Vertretern der Caritas in ihrem Zimmer besucht. So ein Lob für ein Altenheim hört der Erzbischof von München und Freising bestimmt nicht oft. Die 86-Jährige ist eine der ersten, die im Januar in das neu gebaute Haus in Gauting eingezogen ist, sie scheint tatsächlich zufrieden zu sein mit ihrem Zuhause. Sie hat ein Zimmer im dritten Obergeschoss mit Blick nach Süden bekommen und sich gemütlich eingerichtet. Bei klarer Sicht sei von dort aus sogar die Zugspitze zu sehen, erzählt sie. Zum Abschied segnet Marx auch diesen Raum.

Der Besuch mit Rundgang und Segnung gehört zu der Einweihungsfeier am Dienstag im Altenheim Marienstift mit Bewohnern und Personal sowie Vertretern von Caritas und Kommunalpolitik, die mit einem Gottesdienst beginnt, der eineinhalb Stunden dauert. Der Neubau ersetzt einen vor fünf Jahren abgebrochenen Altbau an derselben Stelle in zentraler Lage an der Schulstraße direkt neben der ehemaligen Realschule. Insgesamt 118 Plätze gibt es jetzt dort in drei Gebäuden. Zum Angebot zählen eine Tagespflege, die im Juli den Betrieb aufnimmt, Betreutes Wohnen und stationäre Wohngruppen. Die Zimmer kosten je nach Pflegegrad bis zu 5000 Euro im Monat, sodass dann nach Abzug der Leistungen der Pflegekasse Eigenkosten von knapp 3000 Euro bleiben.

Im vierstöckigen Haupthaus ist auch die Verwaltung untergebracht; außerdem gibt es dort eine Cafeteria, einen Friseur und Gruppenräume. Das Marienstift sei komplett ausgebucht, berichtet Heimleiter Sebastian Etzel bei einem Rundgang. Allerdings werden einige Zimmer erst noch belegt; so steht ein ganzes Stockwerk im Hauptgebäude noch leer.

Der Betrieb im neuen Marienstift beginnt mit Personalsorgen. Das ist bei der Einweihungsfeier mehrfach zur Sprache gekommen. "Die größte Herausforderung haben wir noch vor uns", sagte Heimleiter Etzel in einer Art Diskussionsrunde bei der Feierstunde. Die Personalsuche werde ein großes Problem sein.

Es ist eine Frage, mit dem alle Pflegeeinrichtungen konfrontiert seien, ergänzte Gabriele Star-Angermeier, die im Caritas-Vorstand für das Ressort Altenhilfe, Soziale Dienste und Personal zuständig ist. Der Gautinger Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek nannte es eine "Katastrophe, dass es so wenige Fachleute gibt, weil sie so schlecht bezahlt sind". Da sei die Politik gefordert, etwas zu ändern, meinte er.

Zugleich waren die Redner aber voll des Lobes für das neue Marienstift. Die 82-jährige Elisabeth Goth aus München, die nun in dem Gautinger Altenheim wohnt, sagte, sie habe dort Geborgenheit und Sicherheit gefunden. Vize-Bürgermeister Sklarek wies auf die gute Lage in der Nähe der Ortsmitte hin.

Kardinal Marx mahnte in seiner Predigt: "Eine menschenwürdige Gesellschaft zeigt sich auch daran, wie sie mit Alten und Kranken umgeht."

Jeden Freitag bietet Heimleiter Sebastian Etzel Hausführungen an. Sie beginnen um 14 Uhr. Eine Teilnahme ist auch ohne Anmeldung möglich.

© SZ vom 19.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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