Gauting:Sprache integriert

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Ein Glücksschwein zum Abschied bekam Johanna Jonas (Mitte) von Christl Freund, der Geschäftsführerin des Arbeitskreises Ausländerkinder, überreicht. Die Leitung übernimmt nun Marijana Pinkert. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Arbeitskreis Ausländerkinder hat eine neue Leitung

Von Blanche Mamer, Gauting

"Bildung ist ein Kapital, das alle Kinder brauchen", sagt Johanna Jonas. Das Motto hat sie angetrieben und stand 35 Jahre für ihre Arbeit im Arbeitskreis Ausländerkinder (Akak) in Gauting. Bei der Verabschiedung in den Ruhestand am Mittwoch im Walter-Hildmann-Haus rief sie dazu auf, ihre Mitarbeiter ebenfalls zu würdigen, denn ohne ihr Team und das Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen hätte die Arbeit nicht so gut funktioniert.

Jonas war das Gesicht des Arbeitskreises, seit die Initiative 1983 als Verein gegründet wurde. 35 Jahre und zwei Monate hat sie unzählige Kinder mit Migrationshintergrund in Deutsch unterrichtet, mit ihnen Hausaufgaben gemacht, gespielt, gebastelt, gesportelt, Kontakt zu den Schulen gehalten und wenn es Probleme gab, auch mit dem Jugendamt verhandelt. Und hat sich dafür eingesetzt, dass der Radius erweitert wurde und auch in Starnberg, Gilching und Stockdorf Hausaufgabenbetreuungen angeboten wird. "Aus der Integrationsarbeit ist der Akak nicht wegzudenken, und das ist vor allem Ihr Verdienst", sagte Vizebürgermeister Jürgen Sklarek.

Die Diplomsozialpädagogin war ursprünglich durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu dem evangelischen Arbeitskreis gekommen, der sich um Kinder der Gastarbeiter aus Italien, Griechenland, Jugoslawien und der Türkei kümmerte. Es ging darum, den Kindern den Zugang zur Sprache und zur Bildung zu ebnen.

Jonas, die auch drei Jahre als Parteifreie für die SPD im Gautinger Gemeinderat war, geht nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist sie froh, dass sie nun endlich Zeit hat für sich und ihre Hobbys. Andererseits hat sich ein großes Anliegen nicht erfüllt: Vergeblich hat sie eine Wohnung für eine anerkannte Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo gesucht. Nun ist die 65-Jährige voller Tatendrang und will mehr Sport treiben, zum Beispiel Schlittschuh fahren oder Rad fahren, wandern oder langlaufen. Irgendwann wird die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern wieder mit einer kleinen Gruppe von Kindern basteln, malen, vorlesen.

Seit Schulbeginn im September hat sie ihre Nachfolgerin eingearbeitet, Marijana Pinkert, die aus Bosnien-Herzegowina stammt, aber schon lange in Deutschland lebt. Sie hat slawische Sprachen studiert und mit einem Master abgeschlossen. Seit 15 Jahren leitet sie ehrenamtlich Deutschkurse für Flüchtlinge.In ihrer Freizeit will sie auch weiterhin kleine Gruppen von Frauen unterrichten. Zudem ist sie Dozentin für Kroatisch an der Volkshochschule. Ihre Tochter ist acht Jahre alt und wächst zweisprachig auf, mit dem Vater spricht sie deutsch, mit der Mutter bosnisch. Pinkert kocht leidenschaftlich gern und ist an Kunst interessiert. Sie malt und bastelt gern und will das auch in die Arbeit einbringen. "Am Montag wird es ernst. Dann muss ich mich ganz allein auf mich verlassen", sagt sie.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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