Immobilienmarkt:Schloss Fußberg vor ungewisser Zukunft

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Schloss Fußberg in Gauting dient seit 25 Jahren als Firmensitz. Im März 2025 zieht die dort ansässige Unternehmensberatung aus. (Foto: Nila Thiel)

Nach 25 Jahren gibt die Unternehmensberatung Engel & Zimmermann ihren Firmensitz in Gauting auf. Was mit dem geschichtsträchtigen Anwesen geschieht, ist offen.

Von Michael Berzl, Gauting

Karl Theodor Maria Freiherr von Hallberg-Broich hat dort gewohnt, ein Frauenheld und Hochstapler soll er gewesen sein: Er galt als unsteter Geist, der sich unter anderem als Schriftsteller und Militärberater betätigte. Als „Eremit von Gauting“ wurde der Sonderling bekannt, als er vor 200 Jahren im Schloss Fußberg an der Würm wohnte. Später war dort allerhand Prominenz zu Gast: Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder etwa, die ehemaligen Bundesminister Otto Schily und Theo Waigel oder der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Es ist Gautings Flurnummer eins, die feinste Adresse im Ort. Seit 25 Jahren dient es als Firmensitz für eine Unternehmensberatung; im März jedoch zieht „Engel & Zimmermann“ um in einen Neubau in Haar. Ob sich die Gemeinde als Eigentümerin dann auf die Suche nach einem neuen Mieter für ihre feudale Immobilie macht, wird erst noch entschieden.

Ein Schloss mit Stuckdecken und knarzenden Holztreppen als Firmensitz – das ist schon eine fesche Adresse. Das Anwesen im idyllischen Park an der Würm mit einem kleinen Weiher direkt gegenüber sieht nicht aus wie ein echtes Schloss, eher wie ein stattliches Herrenhaus. Seit sich das Rittergeschlecht Fuß in der Flussschleife der Würm eine Feste errichtet hatte, durchlebte das Anwesen eine wechselvolle Geschichte. Es war Hofmark und Gerichtssitz, verschiedene Hausherren kamen und gingen, bis das Anwesen vor 40 Jahren in das Eigentum der Gemeinde gelangte. Gekostet hat es damals mitsamt dem drei Hektar großen Park drei Millionen Mark. Die aufwendige Renovierung, bei der selbst alte Holznägel im Dachstuhl erhalten wurden, war mehr als doppelt so teuer. Verschwendung, befand seinerzeit der Verein „Bund der Steuerzahler“ in seinem Schwarzbuch.

Die Verwendung von Schloss und Nebengebäuden wurde danach zum Politikum; es folgten etliche hitzige Debatten im Gemeinderat. Für den Erhalt eines Cafés, das zwischenzeitlich im Haupthaus untergebracht war, sammelten die Gautinger Unterschriften und demonstrierten vor dem Rathaus. Im „Salettl“ auf der einen Seite befindet sich nun ein italienisches Restaurant, die Remise gegenüber wird kulturell genutzt.

Eigentlich wurde das Haus hergerichtet als Museum für die Kunstsammlung von Joseph Hierling aus Tutzing, doch dann kam alles anders: Ende 1999 zog die von Peter Engel aus Starnberg mitgegründete Beraterfirma ein. Seither ist die Belegschaft von zwölf auf fast 50 Beschäftigte angewachsen, zudem wurde ein Standort in Köln eröffnet. Engel selbst ist schon lange ausgestiegen.

„Wir verkleinern uns“, sagt nun Frank Schroedter, einer der beiden Geschäftsführer von Engel & Zimmermann zu den Umzugsplänen. Räume im Schloss stünden oft leer. Denn seit der Corona-Zeit geht es der Unternehmensberatung wie vielen anderen Firmen auch: Ein Teil der Mitarbeiter erledigt die Arbeit im Homeoffice, das Büro hat nicht mehr die zentrale Funktion wie früher. „Unsere Arbeit kann man von überall machen“, sagt Schroedter.

„Wir haben im Schloss spannende Zeiten erlebt“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir hatten viele bekannte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik bei uns und haben in der Region Verbindungen aufgebaut, die bleiben werden.“ Engel & Zimmermann begleitet vor allem in Bayern Projekte, darunter den Bau von Stromtrassen, Geothermie und Windkraft, und berät mittelständische Unternehmen, im Landkreis Starnberg etwa die Andechser Molkerei.

Turbulente Szenen in einer Sondersitzung des Gautinger Gemeinderats im Jahr 2008: Freunde eines Cafés im Schloss protestieren gegen die Pläne von Engel & Zimmermann. Das Unternehmen sollte weitere Räume bekommen und das kleine Lokal musste schließen. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Gemeinde bedauere „den Wegzug ihres verlässlichen, langjährigen Mieters, Gewerbesteuerzahlers und Arbeitgebers“, erklärt Rathaussprecherin Charlotte Jans. Die Zukunft von Schloss Fußberg ist ungewiss. Zunächst müsse der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden, ob das Objekt wieder gewerblich genutzt werden soll. Nachmieter zu finden, dürfte aber nach Einschätzung des Standortförderers Fabian Kühnel-Widmann nicht schwierig werden. Schließlich handle es sich um „ein besonderes Objekt mit einer langen Historie und eigenem Charme“, erklärt Rathaussprecherin Jans.

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