Gauting:Prächtige Stimmung im Gotteshaus

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Die "Gautinger Gospel Singers" präsentieren ein ausgefeiltes Programm und reißen ihr Publikum mit

Von Berthold Schindler, Gauting

Moderation statt Programmzettel: Die "Gautinger Gospel Singers" haben für ihr Jahreskonzert am Sonntagabend einen unterhaltsamen Weg gewählt, um ihr sorgfältig erarbeitetes Repertoire in der restlos gefüllten evangelischen Christuskirche vorzustellen. Jeweils drei Chormitglieder präsentierten zwischen den Programmblöcken die darauf folgenden Stücke und gaben dem Publikum mit Kurzübersetzungen einen hilfreichen Überblick über den Inhalt der englischen Texte. Eine weitere kleine Überraschung: Der Chor unter der engagierten Leitung ihres Chefs Oskar Werner interpretierte kaum Gospels im eigentlichen Sinne, dafür aber die bei den protestantischen Kirchen in den USA überaus populären Songs aus der "Contemporary Worship Music" (CWM). Während die Gospels ihre Wurzeln in der mündlichen Tradierung von Liedern haben, welche die afroamerikanischen Sklaven im 19. Jahrhundert vorwiegend auf Feldern sangen, kommt die CWM, stilistisch gesehen, aus der Popmusik.

Dieser Umstand mag die beinahe schon ausgelassenen Stimmung im Gotteshaus hervorgerufen haben. Fernab von jeglicher stillen Andächtigkeit, die man sonst oft bei Chorkonzerten vorfindet, sangen und klatschten die Zuhörer begeistert bei den Liedern mit, wo sie nur konnten. Auffällig war, dass die im Zweiwochenrhythmus probenden Sänger hervorragend auf ihren großen Tag vorbereitet waren: Alle Stücke wurden mit großer Selbstverständlichkeit und ansteckendem Enthusiasmus auswendig vorgetragen. "Freude am Evangelium" und "Singen für Gott", so formulierte es Oskar Graf , seien der Antrieb für die Choristen gewesen, die "Gospel Gauting Singers" zu gründen. Der in Rot-und Schwarztönen gekleidete kleine Chor trug in seinem etwa eine Stunde langem Programm unter anderem den Bette-Midler-Klassiker "The Rose" vor aus dem gleichnamigen Hollywooddrama von 1979, beliebte CWM-Songs wie "Come Let Us Sing", "Father" oder den Gospelhit "Amen". Mit besonderem Applaus bedacht wurde ein Arrangement des bekannten "Hallelujah" vom kanadischen Singer-Songwriter Leonard Cohen.

Als durchaus anspruchsvoll wiederum erwies sich ein Satz des Worship-Stücks "You Are Holy": Nach einem responsorienartigen Hin und Her zwischen Männer- und Frauenchor steigerte sich der Gesang zu einem musikalischen Zwiegespräch, ehe der Schluss in ein versöhnliches Unisono mündete. Ein weiteres Highlight war das Duett einer Männer- und einer Frauenstimme - die beiden Solisten erhielten dementsprechend warmen Sonderapplaus. "Never let me go", lautete eine Zeile aus "Lord I Come Before You" und ohne Zugabe gehen lassen wollten die Zuhörer die Gospel Singers dementsprechend auch nicht.

Spätestens als die ganze Kirche bei der Zugabe "He's Got the Whole World in His Hands" lauthals mitsang waren die ein oder andere intonatorische und vor allem aussprachebezogene Schwäche vergessen. Mit langhaltendem, herzlichem Applaus verabschiedete das begeisterte Publikum "ihre" Gospel Singers in den warmen Gautinger Sonntagabend.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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