Neubau in GautingPolizeibeamte hinter Glas

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Dienststellenleiter Andreas Ruch führt die neue Einsatzzentrale vor.
Dienststellenleiter Andreas Ruch führt die neue Einsatzzentrale vor. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die neue Dienststelle an der Pentenrieder Straße vereint technischen Komfort mit architektonischer Klarheit. Von Mitte Januar an soll von hier aus vor allem der Call-Center-Betrug bekämpft werden.

Von Patrizia Steipe, Gauting

Künftig können Passanten den Polizeibeamten an ihrer Arbeitsstelle am „Pennykreisel“ an der Pentenrieder Straße 1, zuwinken. Im neuen Dienstgebäude verstecken sie sich nicht hinter dicken Wänden, sondern sind durch Panoramafenster als „Freund und Helfer“ sichtbar. Dennoch sind sie vor potenziellen Attentätern sicher. „Fenster und Wände sind schusssicher“, erklärte Miriam Hengst, Architektin und Abteilungsleiterin beim Staatlichen Bauamt Weilheim, bei der offiziellen Einweihung der neuen Dienststelle am Mittwoch.

Das neue Dienstgebäude der Polizeiinspektion Gauting
Das neue Dienstgebäude der Polizeiinspektion Gauting (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Panoramafenster sind nicht alles: Überwachungskameras können jeden gewünschten Winkel erfassen und auf die Bildschirme im Wachraum übertragen. Es gibt Notfallknöpfe, einen geschlossenen Innenhof und keine unangekündigten Paketboten mehr, die früher immer wieder mal Post für die Freiwillige Feuerwehr brachten und plötzlich in den Diensträumen der Polizei standen, zählt Dienststellenleiter Andreas Ruch auf. Das alte Gebäude an der Münchner Straße habe längst nicht mehr den technischen Anforderungen entsprochen. Seit 1958 nutzte es die Polizei. Es wurde im Laufe der Jahre immer wieder erweitert. Zuletzt waren Polizei und Feuerwehr dort äußerst beengt untergebracht.

Nur eines gefällt Ruch im Neubau nicht so gut: der giftgrüne Linoleumboden. Die Farbe wurde jedoch bewusst ausgewählt, erklärt Hengst. „Grün beruhigt“. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes befindet sich schließlich der „öffentliche Bereich“ der Polizei mit Wache, Vernehmungszimmer und Arrestzelle, wobei man hier den Begriff „öffentlich“ nicht allzu wörtlich nehmen kann. Zum Probesitzen für ein Foto wurden die Architekten von der Presse gleich einmal in die Zelle geschickt. Dabei hatten sie sich vorbildlich an den „fast schon kriminellen Zeitplan“ (Hengst) gehalten und auch den Kostenrahmen von 8,5 Millionen Euro eingehalten. Dafür gab es bei der symbolischen Schlüsselübergabe mit Ehrengästen aus Polizei, Politik und den Kommunen besonderes Lob von Innenstaatssekretär Sandro Kirchner. Er erinnerte sich noch gut an die Grundsteinlegung im Herbst 2022. Damals herrschte auf der Baustelle „Land unter“, alles versank im Matsch. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier etwas entstehen kann“, sagte er. Jetzt steht tatsächlich das 37 Meter lange Gebäude mit einer Nutzfläche von 700 Quadratmetern.

Gauting Einweihung des neuen Dienstgebäudes der Polizeiinspektion Gauting mit den Ehrengästen (v.l.) Landrat Stefan Frey, Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, PI-Leiter Andreas Ruch, Staatssekretär Sandro Kirchner, MdL Ute Eiling-Hütig sowie den Polizeipräsidenten Thomas Hampel (München) und Günther Gietl (Oberbayern Nord).
Gauting Einweihung des neuen Dienstgebäudes der Polizeiinspektion Gauting mit den Ehrengästen (v.l.) Landrat Stefan Frey, Bürgermeisterin Brigitte Kössinger, PI-Leiter Andreas Ruch, Staatssekretär Sandro Kirchner, MdL Ute Eiling-Hütig sowie den Polizeipräsidenten Thomas Hampel (München) und Günther Gietl (Oberbayern Nord). (Foto: Franz Xaver Fuchs/Franz Xaver Fuchs)

Beim Rundgang konnten sich die Gäste einen Eindruck von den künftigen Arbeitsplätzen machen. Höhenverstellbare Tische, moderne Schränke und Stühle sind vorhanden – ansonsten sind die Räume noch leer. Der Umzug ist nämlich erst für Mitte Januar 2025 geplant.

Vom neuen Jahr an gibt es noch eine Neuerung. Dann wird die Polizeiinspektion (PI) Gauting auch für die Gemeinde Krailling und den Gautinger Ortsteil Stockdorf zuständig sein. Diese Bereiche waren bisher der Inspektion Planegg im Polizeipräsidium München zugeordnet. Damit ist die Gautinger Polizei für zusätzliche 11 250 Einwohner zuständig. „Dienstbereichsanpassung“ nennt es die Polizei. Auch dies wurde an diesem Tag gefeiert. Dafür hatte der Präsident des Polizeipräsidiums München, Thomas Hampel die Münchner Polizei-Blaskapelle „Schandiblech“ mitgebracht, die zwischen den Grußworten

aufspielte.

Die Polizeipräsidenten Thomas Hampel (München) und Günther Gietl (Oberbayern Nord) mit der Grafik des Gebietes der Polizeiinspektion Gauting (von links).
Die Polizeipräsidenten Thomas Hampel (München) und Günther Gietl (Oberbayern Nord) mit der Grafik des Gebietes der Polizeiinspektion Gauting (von links). (Foto: Franz Xaver Fuchs)
Hinter den Gittern der neuen Arrestzelle sind hier die Architekten Thomas Grubert (v.li.) und Manuel Pratz, sowie Ulrike Mädge und Miriam Hengst vom Staatlichen Bauamt Weilheim.
Hinter den Gittern der neuen Arrestzelle sind hier die Architekten Thomas Grubert (v.li.) und Manuel Pratz, sowie Ulrike Mädge und Miriam Hengst vom Staatlichen Bauamt Weilheim. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Und noch etwas hatte er mitgebracht, aber später leider – aus Sicht der Gautinger – wieder mitgenommen. Den kleinen elektrisch betriebenen Polizei-Mini, der dem neuen Dienstgebäude ein wenig die Schau stahl. Seit vergangenem Jahr nutzt die Polizei die Knutschkugel, die für Vielfalt wirbt, in München für Repräsentationszwecke. „Wir fahren damit beispielsweise beim Wiesn-Einzug mit“, erklärte Hampel. Auf den Seiten steht das Wort „Polizei“ in verschiedenen Sprachen, etwa in Japanisch, Türkisch, Kroatisch, Griechisch oder Arabisch.

Die Umorganisation der PI-Dienstbereiche hat bereits vor Jahren begonnen. 2023 ist Gilching von der PI Germering nach Gauting gekommen und hat der PI 19 000 weitere Einwohner beschert. Ab Januar wird die Polizei Gauting für 103 Quadratkilometer Fläche und 48 600 Menschen zuständig sein, erklärte Günther Gietl, Polizeipräsident Oberbayern Nord.

Die Stellen werden auf 47 aufgestockt

Gautings Polizeichef Andreas Ruch freut sich besonders darüber, dass der Stellenschlüssel im neuen Haus von 30 auf 47 Stellen aufgestockt wird, denn die Aufgaben wachsen. Ein Schwerpunkt der PI wird der Call-Center-Betrug und dessen Prophylaxe sein. Außerdem erforderten Einrichtungen wie die Fünfseenklinik mit ihrer psychiatrischen Abteilung, das Caritas-Mädchenheim in Gauting und der Sonderflughafen in Oberpfaffenhofen immer wieder Polizeieinsätze.

Die Bevölkerung braucht sich übrigens nicht zu merken, zu welchem Polizeisprengel sie gehört, versicherte Hampel. „Wer Anzeige erstatten möchte, wählt im Zweifel einfach 110 und ist damit immer an der richtigen Stelle“. So oft ist das laut Kirchner gar nicht nötig, denn Bayern sei „das sicherste Bundesland, mit der höchsten Aufklärungsquote und der geringsten Anzahl an Delikten, und in Gauting ist es sogar noch besser“.

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