Historie:Seine Waffe war das Wort

Historie: Mit Karl Ludwig Hebler, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie und Herausgeber des Buches über den NS-Widerstandskämpfer Friedrich Ritter von Lama, präsentiert Autorin Margarete Sedlmeyer ihr neuestes Werk.

Mit Karl Ludwig Hebler, dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Archäologie und Herausgeber des Buches über den NS-Widerstandskämpfer Friedrich Ritter von Lama, präsentiert Autorin Margarete Sedlmeyer ihr neuestes Werk.

(Foto: Nila Thiel)

Unerschrocken enttarnte der Gautinger Friedrich Ritter von Lama die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus. Für seinen Mut bezahlte er mit dem Leben. Nun gibt ein Buch neue Einblicke.

Von Sabine Bader

Der Publizist Friedrich Ritter von Lama (1876 bis 1944) hatte ein Ziel: den Nationalsozialismus in seiner Niedertracht und Menschenverachtung zu demaskieren. Und es gelang ihm auch. In Gauting erinnert heute eine große Plakette im Rathausfoyer an den NS-Widerstandskämpfer und gläubigen Christen. Die Autorin Margarete Sedlmeyer, ebenfalls Gautingerin, hat das Leben und Werk von Lamas untersucht und ein Buch über ihn verfasst, das sie an diesem Dienstag im Rathausfoyer der Öffentlichkeit präsentiert hat. Herausgeber des Werkes ist die "Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal".

In zwei großen Kapiteln des gut 200 Seiten starken Buches befasst sich Sedlmeyer mit Lamas Zeit in Gauting. 1930 war von Lama, gebürtiger Salzburger, mit seinen Kindern und seiner zweiten Ehefrau ins Würmtal gezogen. Schon da hatten die Nazis ihn und seine Schriften im Visier. So schrieb der Publizist im August 1932 in einem Brief: "Wie können Sie von mir verlangen, dass ich den Nationalsozialismus anerkenne als eine von Gott kommende und Ihm dienende Bewegung? Die Tatsache, dass das ihn belebende Element nicht Liebe, sondern Hass ist, müsste Ihnen die Augen öffnen. Die Mordtaten, die täglich von seinen Anhängern begangen werden - all das ist Sünde, ist Beleidigung Gottes!"

Historie: Der Widerstandskämpfer Friedrich Ritter von Lama.

Der Widerstandskämpfer Friedrich Ritter von Lama.

(Foto: Wikimedia Commons)

Unmissverständliche Worte, die auch die streng katholische Prägung von Lamas offenbaren. Dabei wurde seine Post nach der Machtübernahme 1933 in Gauting auf Anordnung Reinhard Heydrichs, SS-Obergruppenführer und Leiter der Bayerischen Politischen Polizei in München, "strengstens überwacht", wie Sedlmeyer herausgefunden hat. Die Starnberger Gendarmeriestation soll von Briefen mit verdächtigem Inhalt Abschriften angefertigt haben. Die Korrespondenzen seien nach Durchsicht so zu verschließen, dass dies nach außen hin nicht kenntlich sei, hieß es.

Von Lamas Todesursache gaben die Nazis mit Herzversagen an - eine Darstellung, die Zweifel aufkommen lässt

Dass die Zeiten rau für ihn wurden, war dem Widerstandskämpfer offensichtlich bewusst. Hatten ihm die Nazis doch im März 1934 die Fenster seines Gautinger Hauses eingeworfen. Auch hatte die Gautinger Gendarmerie herausgefunden, dass von Lama die Schriften "Die Schildwache" und "Deutschlands Unglück 1917 - und jetzt?" 1935 an Haushalte verteilen ließ. Beide Schriften waren zur damaligen Zeit bereits verboten.

Ein offizielles Schreibverbot erhielt von Lama erst im Jahr 1937. In den Jahren 1938 und 1940 verhafteten die Nationalsozialisten von Lama, im Nazi-Jargon wurden diese Festnahmen als "Schutzhaft" beschönigt. Am 14. Januar 1944 wurde von Lama zum dritten Mal im Gefängnis München Stadelheim inhaftiert und sein Privathaus in einer mehrstündigen Aktion von den Nationalsozialisten durchsucht. Körbeweise beschlagnahmten sie dabei Bücher und Dokumente. Am 9. Februar 1944 starb Friedrich Ritter von Lama. Laut amtlicher Mitteilung war die Todesursache Herzversagen, was heute angezweifelt wird, weil er ein kräftiges und gesundes Herz gehabt haben soll.

Mehr als drei Jahre lang hat Margarete Sedlmeyer an ihrem Buch "Widerstand durch das Wort" gearbeitet. Die heute 82-Jährige lebt seit 1980 mit ihrer Familie in Gauting. Die promovierte Germanistin und Romanistin ist verwitwet und hat drei Kinder. Seit 2015 ist sie Mitglied der Gesellschaft für Archäologie und Geschichte. Vor ihrer Pensionierung arbeitete sie als Dozentin am Fremdspracheninstitut der Stadt München.

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