Süddeutsche Zeitung

Gauting:Mehr Zeit für die Wassersuche

Landratsamt schlägt Kompromiss im Streit um Quellen und Brunnen vor: eine Fristverlängerung bis Ende 2027

Von Michael Berzl, Gauting

Sieben Jahre noch: So lange soll der Würmtal-Zweckverband (WZV) in Planegg Zeit bekommen, um neue Trinkwasservorkommen zu finden und damit die Versorgung aus den Königswieser Brunnen im Mühltal zu ersetzen, die nur noch vorübergehend genutzt werden dürfen. Das sieht ein Vorschlag des Starnberger Landratsamtes vor, der nun auf dem Tisch liegt. Als "Diskussionsgrundlage", bezeichnet Landrat Stefan Frey (CSU) die Frist bis Ende 2027. Noch im Februar solle ein Gespräch mit Vertretern des Wasserversorgers und der Kreisbehörde stattfinden. Verbandsgeschäftsführer Klaus Krüger wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung. Währenddessen fordern die Gautinger Grünen, diese Brunnen nicht zu ersetzten, sondern auf Dauer zu sichern.

Das Problem: Die Genehmigung für die Brunnen läuft in knapp zwei Jahren aus; eine Verlängerung über Ende 2022 hinaus ist derzeit nicht in Sicht. Die Gründe dafür werden unterschiedlich dargestellt: Mal spielt der Reitverein in der Nähe der Schutzzone eine große Rolle, mal ist die Nähe zu Staatsstraße und Würm ausschlaggebend. Verbandsgeschäftsführer Klaus Krüger lehnt jedenfalls von Gräfelfing bis Gauting konsequent neue Baugebiete ab, wenn er zu einer Stellungnahme aufgefordert wird, weil er die Trinkwasserversorgung im Würmtal nicht auf Dauer gesichert sieht. Das gilt für den am Rand von Gauting geplanten Handwerkerhof genauso wie für das beim Caritas-Altenheim in Krailling geplante Betreute Wohnen.

Die reservierte Haltung des Wasserversorgers hat Auswirkungen. Zum Beispiel in dem kleinen Gewerbegebiet, das die Gemeinde Gauting im Westen des Ortes an der Abzweigung nach Pentenried plant. Elf Unternehmen, die in einem komplizierten Verfahren ausgewählt wurden, würden dort gerne ihre Betriebsgebäude errichten. Bald stünden die Notartermine für den Kauf von Grundstücken bevor. Doch es gibt Interessenten, die mittlerweile so verunsichert sind, dass sie mit der Unterschrift noch zögern. Wer investiert, will schließlich sicher sein, dass er dann auch bauen darf. Dem Vernehmen nach geht es dort um Grundstückspreise in einer Größenordnung von 350 Euro pro Quadratmeter.

"Das ist ein Riesen-Thema im Würmtal", sagt daher Grünen-Gemeinderätin Anne Franke über den Wasser-Streit. "Da muss man doch eine Lösung finden", meint sie. Während Vertreter von Würmtal-Zweckverband und Landratsamt noch um eine Kompromisslösung im Streit um das Trinkwasser aus dem Mühltal suchen, melden sich die Gautinger Grünen mit einem Antrag zu dem Thema. Die Gemeinde solle dem Verband dabei helfen, die Königswieser Brunnen zu sichern und weiter betreiben zu können, fordert die Gemeinde- und Verbandsrätin Franke aus Stockdorf gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden Annette Derksen und Heinz Moser. Das könnte dann zu Lasten eines Reitvereins in der Nähe gehen. Franke sieht einen "Vorrang von Trinkwasser gegenüber einer Reitanlage."

"Aufgrund der einwandfreien Wasserqualität des Königswieser Brunnens sollten wir diesen nicht aufgeben, sondern dem WZV dauerhaft zur Nutzung überlassen, um die Versorgungssicherheit in der Gemeinde Gauting zu gewährleisten", fordert Franke in dem Antrag, den sie in dieser Woche ans Rathaus geschickt hat. Der Verband habe "schon sehr viel Geld und Mühe aufgewendet, um Ersatzbrunnen zu finden." Dabei handle es sich um Steuergeld. Für den nahe gelegenen Reitverein, der schon jetzt eine Koppel nur noch zum Teil nutzen kann, werde sich schon eine "adäquate Lösung" finden.

Der Geschäftsführer des Verbands, Klaus Krüger, hatte in seiner Stellungnahme zur geplanten Altenheim-Erweiterung in Krailling erklärt, er suche "händeringend nach Alternativmöglichkeiten, die allerdings nicht in Sicht sind." Er würde wohl auch lieber die bestehenden Brunnen auf Dauer behalten.

Landrat Frey, der schon im vergangenen Juli in einem Gespräch mit dem Kraillinger Bürgermeister und Verbandsvorsitzenden Rudolph Haux die unterschiedlichen Standpunkte erörtert hatte, ist dagegen der Ansicht, dass eine Suche nach Alternativen unumgänglich ist. Das Entgegenkommen des Landratsamtes bestünde vor allem darin, für die Suche fünf Jahre mehr als nach der bisherigen Frist einzuräumen. Zugleich stellt er klar, dass von einer Gefährdung der Trinkwasserversorgung im Würmtal keine Rede sein könne.

Beim Verwaltungsgericht in München ist wegen des Wasser-Streits ein Verfahren anhängig. Derzeit ruht es, um außergerichtlich noch eine Lösung zu finden.

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SZ vom 23.01.2021
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