Gauting:Kreativ, virtuos und motivierend

Gauting: Preisträger mit Bürgermeisterin: (v.l.) Simon Schachtner, Brigitte Kössinger, Erika Pusch und Markus Hagenbucher.

Preisträger mit Bürgermeisterin: (v.l.) Simon Schachtner, Brigitte Kössinger, Erika Pusch und Markus Hagenbucher.

(Foto: Arlet Ulfers)

Erika Pusch, Simon Schachtner und die Theatercompagnie des Gautinger Gymnasiums erhalten den Klinge-Preis

Von Blanche Mamer, Gauting

Er wäre gern dabei gewesen, um mit seiner früheren Schülerin Erika Pusch den Klinge-Preis zu feiern. Doch Stefan Britt, der Gautinger Maler, der 1993 die Auszeichnung erhielt, ist vergangene Woche im Alter von 89 Jahren gestorben. Mit dieser traurigen Nachricht hat Bürgermeisterin Brigitte Kössinger am Freitag die Teilnehmer an der Klinge-Preis-Verleihung überrascht, die alle sichtlich betroffen waren. Britt war jahrelang treibende Kraft in der Gautinger Künstlerszene und Mitbegründer des Kunstvereins.

Besonders traurig war das für die 98-jährige Erika Pusch, die in den 1980er- Jahren Aktmalerei bei Britt studierte. Sie hatte erst spät, nachdem die vier Kinder groß waren, mit der Malerei beginnen können. Wegen ihres Alters hat sie die Kunstakademie abgelehnt, woraufhin sie bei Malern wie Klaus Frank, Gudrun von Rimscha und Juschi Bannaski anfing. Ihre Laudatorin Evamaria Brehm erzählte, wie sie die Malerin kennenlernte und gleich beim ersten Gespräch vor sechs Jahren von deren wachem Geist, Humor und Herzenswärme beeindruckt war und sie zugleich die Kreativität, Fantasie und der künstlerische Ausdruck begeisterten. "Sie ist eine Abenteurerin. Sie spielt mit den Farben, hat keine Erwartung an ein Bild, überlässt sich dem Prozess." Der Betrachter kann sich bei der Ausstellung im Rathaus von der Dynamik der abstrakten Bilder überzeugen.

Die Geehrte hat sich gut erholt von der Grippe, die sie ans Bett fesselte, als sie die Nachricht von der Auszeichnung erhielt. Sie geht zwar am Stock zum Rednerpult, bedankt sich jedoch mit fester Stimme. Ja, sagt sie, Farben haben sie immer fasziniert. Die Freude und Freiheit, die sie beim Malen empfinde, könne sie schwer beschreiben. Jedenfalls ist sie fast täglich in ihrem Atelier in der Reismühle. Sie ist Mitbegründerin der Künstlergemeinschaft.

Der Cellist Simon Schachtner ist mit 20 Jahren gerade mal am Anfang seiner Karriere, hat aber schon viel erreicht. Als Kind einer Musikerfamilie hat er sich mit fünf Jahren für das Cello entschieden, wurde schon mit Zwölf Mitglied des Bayerischen Jugendorchesters. Neben dem 1. Preis bei Jugend musiziert, den er parallel zur Abiturprüfung erspielte, hat er als einziger Streicher das Stipendium der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Musikhochschule in Leipzig bekommen, wie Laudator Nicolai von Maltitz berichtet. Wie virtuos Simon Schachtner sein Metier beherrscht, hat alle Zuhörer überzeugt. Zusammen mit Laurianne Follonier am Klavier begeisterte er mit Stücken von Robert Schumann und Camille Saint-Saens.

"Ich bin sehr stolz, hier zu stehen", sagte Sylke Wischnevsky, Direktorin des Otto-von-Taube Gymnasiums. Nicht nur, weil Simon Schachtner in Gauting Abi machte, sondern vor allem, weil die Theatercompagnie des Otto-von-Taube-Gymnasiums unter der Leitung von Markus Hagenbucher den Förderpreis bekommen hat. Es kommt nicht oft vor, dass ein Lehrer für Chemie und Biologie Chef des Schul-Theaters ist und so ambitionierte Stücke wie "Peer Gynt", "Der Besuch der alten Dame" oder "Jedermann" auf die Bühne bringt. Nun ist Hagenbucher nicht nur Naturwissenschaftler, er steht auch als Bariton im Extrachor auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper, hat also hohe Maßstäbe. Er ist aber vor allem ein Meister im Motivieren und im Mitreißen, denn neben der Begabung und der Disziplin ist es die außergewöhnliche Spielfreude der Schüler, die später bei einer Video-Präsentation den Zuschauern imponiert.

Trotz der traurigen Botschaft und der Betroffenheit zu Beginn wurde der Abend doch noch fröhlich: Stefan Britt hätte seine Freude gehabt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: