Baustelle mit Auswirkungen:Königswiesen wird für den Verkehr gesperrt

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Vorbereitungen für den Brückenbau in Königswiesen laufen schon seit Monaten. Bald kommt hier kein Auto mehr durch. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Bahn baut eine neue Brücke. Autofahrer müssen Umwege in Kauf nehmen, Busse werden umgeleitet. Von Baulärm geplagten Anwohnern werden Ersatzwohnungen angeboten.

Von Michael Berzl, Gauting

Nach jahrelangen Vorbereitungen, vielen Debatte, Protesten von Anwohnern und mehreren Gerichtsurteilen wird es nun ernst in Königswiesen: Die Bahn lässt in dem Gautinger Ortsteil eine neue und größere Brücke bauen. Die Ortsdurchfahrt ist deshalb von Mitte Februar an bis Mitte nächsten Jahres gesperrt, Autofahrer müssen Umwege in Kauf nehmen. Eine Strecke vom Würmtal zum Ammersee, wie sie auch von Navigationsgeräten vorgeschlagen wird, ist damit mehr als ein Jahr lang unterbrochen.

Züge und S-Bahnen fahren in Königswiesen bisher über eine Brücke aus dem Jahr 1907; sie ist wegen ihres hohen Alters und des Zustandes als erneuerungsbedürftig eingestuft worden. Auf der Fahrbahn darunter ist es eng, in der Unterführung steht nur eine Spur zur Verfügung, eine provisorische Ampel regelt dort den Verkehr. Einen Gehweg gibt es nur auf einer Seite, die Durchfahrtshöhe ist auf 3,80 Meter begrenzt. Das 118 Jahre alte Bauwerk soll nun abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ein aufwendiges Vorhaben, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Kosten für die neue Brücke beziffert ein Bahnsprecher auf vier Millionen Euro.

Die neue Brücke wird wesentlich größer, nach einer Mitteilung der Bahn bekommt sie eine Höhe von 4,50 Metern und wird neun Meter breit. Die Kreisstraße, die dort verläuft, bekommt dann zwei Fahrspuren und wird mit einem getrennten Gehweg ausgestattet. Das neue Brückenbauwerk wird auf einem Platz neben der alten Unterführung gebaut und voraussichtlich im September eingeschoben.

Die ersten Vorbereitungen beginnen in dieser Woche. Dafür wird die Königswieser Straße von diesem Montag an gesperrt, um Leitungen und Rohre zu verlegen und Büsche zu schneiden. Diese Strecke dürfen offiziell aber ohnehin nur Anwohner benutzen. Wesentlich größere Auswirkungen hat die Vollsperrung der Hauser Straße fünf Wochen darauf. Von Montag, 17. Februar, an ist die Ortsdurchfahrt von Königswiesen komplett gesperrt, und das bleibt bis Mitte 2026 so.

Züge und S-Bahnen fahren in Königswiesen über eine Brücke, die schon 118 Jahre alt ist. Nun wird das Bauwerk abgerissen. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Bau der neuen Brückenkonstruktion beginnt nach dem Zeitplan der Bahn im März und dauert bis zum August. Am Ende der Sommerferien soll die alte Brücke abgebrochen und das neue Bauwerk eingeschoben werden. Dafür sind fünf Tage von Freitag bis Dienstag, 12. bis 16. September, vorgesehen. Damit ist das Großprojekt aber noch nicht abgeschlossen. Das Verlegen von Kabeln und Rohren sowie Arbeiten an Stützwänden und den Gleisen erstrecken sich bis in den Dezember.

Im kommenden Jahr sind dann Arbeiten an den Fahrbahnen in Königswiesen vorgesehen. Abschnitte von Hauser Straße, Mühlstraße und Königswieser Straße werden demnach tiefergelegt, der Gehweg durch die Unterführung und eine Querungsinsel sollen angelegt werden. Anwohner müssen immer wieder mit erheblichem Baulärm rechnen. Die Bahn kündigt an, die betroffenen Haushalte rechtzeitig zu informieren und bei Bedarf auch Ersatzwohnungen zur Verfügung zu stellen.

Die Hauser Straße ist während der gesamten Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt. Die beschilderte Umleitung führt über die Ammerseestraße in Gauting nach Unterbrunn und weiter bis zum Kreisverkehr an der sogenannten Waldkreuzung zwischen Hausen und Mamhofen. Fußgänger können die Unterführung aber meistens weiterhin benutzen. Der Regionalbus 969, der normalerweise vom Gautinger Bahnhof über Königswiesen und Hausen nach Unterbrunn fährt, wird umgeleitet. Der Wertstoffhof im Westen von Königwiesen bleibt bis Herbst nächsten Jahres gesperrt. Die Fläche dient als Lagerplatz und Wendemöglichkeit für Busse und Lastwagen.

Anwohner klagen vergeblich gegen den Neubau

Der Brückenneubau hat eine lange Vorgeschichte, nach ersten Planungen hätten die Arbeiten schon vor Jahren beginnen sollen, wurden aber verschoben. Die Vorbereitungen und die Auseinandersetzungen mit Kritikern haben den Gautinger Gemeinderat, den Starnberger Kreistag und auch Gerichte beschäftigt. Denn einige Königswieser haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen, Unterschriften gesammelt und mit Klagen bis zum Bayerischen Verwaltungsgerichtshof letztlich vergeblich versucht, die Unterführung in den nun vorgesehenen Dimensionen zu verhindern. Sie befürchten, dass mehr Verkehr durch den Ort fließt, wenn die Durchfahrt höher und breiter wird. Wie der Gautinger Grünen-Gemeinderat Matthias Ilg im Namen der Bürgerinitiative „Gegenverkehr“ in einem Brief an Landrat Stefan Frey (CSU) schreibt, entstehe eine „Ersatzumfahrung für die Stadt Starnberg“.

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