Süddeutsche Zeitung

"Fridays for Future" in Gauting:Protest mit Maske

Nach langer Zwangspause gibt es wieder eine Demonstration. Die Redner kritisieren die geplante Abholzaktion in Unterbrunn und fordern Politiker auf, alte Versprechen einzulösen.

Von Michael Berzl

"Wir sind viele, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut." Dieser Klassiker unter den Sprechchören bei Fridays-for-Future-Demonstrationen ist am Freitag auch in Gauting erklungen. Etwa 30 Teilnehmer haben sich am Nachmittag zu einer einstündigen Kundgebung fast ohne Publikum vor dem Kultursaal Bosco versammelt. Es sei wichtig, sich nicht nur den großen Demonstrationen in München anzuschließen, sondern auch am Ort präsent zu sein, erklärte der 17-jährige Fachoberschüler Timo Schmitt, einer der Redner, die per Megafon ihre Forderungen kundtaten. Er habe nicht damit gerechnet, dass so viele kommen würden. Die Vorschriften zum Infektionsschutz wurden dabei penibel beachtet. Mit Masken, weit verteilt und mit genügend Abstand haben sich die Teilnehmer aufgestellt.

Wegen der Corona-Pandemie war der Protest gegen den Klimawandel für lange Zeit verstummt. Nun wurde in mehr als 50 Ländern wieder demonstriert. Zentrale Forderung war, die Versprechen des Pariser Klimaabkommens einzulösen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

In Gauting haben die Gymnasiastinnen Luise Barth und Josefine Wehr die Moderation übernommen und immer wieder zu Sprechchören aufgefordert. Zum Beispiel: "Eins, zwei, drei, vier - die Bäume bleiben hier. Fünf, sechs, sieben, acht - die Kohlekraft wird platt gemacht." Oder, mit Blick auf die Motorisierung im Fünfseenland: "Keiner hat das Recht, einen SUV zu fahren." Im Namen der Omas for future forderte Ulrike Bubenzer, nicht mehr so "konsumbezogen und verschwenderisch" weiterzuleben, denn ihre Generation habe auf Kosten der Enkel gelebt. Ellen Hacker vom Bund Naturschutz wies auf das Artensterben in ganz Europa hin und forderte, "dass die Politiker endlich umsetzen, was sie uns immer versprechen".

Der 74-jährige Alfred Deiglmayr mahnte, nicht nur in Richtung große Politik die Stimme zu erheben, sondern auch im Kleinen aktiv zu werden. Als Beispiel nannte er das geplante Gewerbegebiet im Unterbrunner Holz, für das viel Wald abgeholzt werden solle. Im Aufruf zur Demonstration hatte Mitorganisator Jakob Rindermann darauf hingewiesen, dass laut Energiebericht des Landkreises in Gauting nur 18,9 Prozent des Strombedarfs aus regenerativen Quellen gedeckt werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5240704
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.03.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.