Kaum wird publik, dass ein Laden an der Starnberger Straße leer steht und zu mieten ist, nutzt das Sozialamt im Gautinger Rathaus die Chance und sichert sich die Immobilie. Dort soll nun eine Mittagsbetreuung einziehen, berichtete Bürgermeisterin Brigitte Kössinger im Gemeinderat: "Uns ist es mit großer Wahrscheinlichkeit gelungen, hier weitere 24 Plätze anzubieten". Bei der Suche nach solchen Flächen wird keine Gelegenheit ausgelassen, diesmal wurde man in einer Facebook-Gruppe fündig, war im Rathaus zu erfahren.
Dieses Beispiel zeigt, wie dringend die Verwaltung weitere Räume bräuchte, um mehr Betreuungsplätze für Kinder anbieten zu können. Rein rechnerisch stehen schon mehr als 1100 Plätze zur Verfügung, aber das reicht immer noch nicht. Schon jetzt steht fest, dass im kommenden Herbst in der Gemeinde Gauting mehr als 200 Betreuungsplätze für Kinder fehlen. Das hat Alexandra Heckl ausgerechnet, die im Rathaus den Geschäftsbereich Kinder, Jugend, Schulen und Soziales leitet. Als sie im Internet fündig wurde, hat sie gleich reagiert. Mangelverwaltung ist ihr Geschäft, da macht die Not erfinderisch. Trotzdem müssen Eltern auch diesmal bangen, ob sie einen Platz für den Nachwuchs finden. Und es sind nicht nur die Räume, die fehlen, sondern oft auch das Personal.
Newsletter abonnieren:SZ Gerne draußen!
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Die Gemeinde selbst betreibt keinen einzigen Kindergarten selbst; das ist eine Gautinger Spezialität. Betreiber sind unterschiedliche Träger vom Roten Kreuz und den Kirchen bis zu Vereinen oder einer Firma. Aber es sei Aufgabe der Kommune, wenigstens die Räume zur Verfügung zu stellen, betonte Bürgermeisterin Kössinger: "Das hat uns das Landratsamt bei einer Bürgermeister-Dienstbesprechung ganz deutlich gesagt."
Die Gemeinde hat eine Standortuntersuchung beauftragt
Wo es noch Möglichkeiten gibt, hat die Verwaltung aber auch systematisch über das ganze Gemeindegebiet hinweg untersuchen lassen. Die Ergebnisse der Standortuntersuchung hat Christian Schwander im Gemeinderat vorgestellt. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München und Leiter der Ortsplanung. Die Wünsche von Eltern hat er berücksichtigt, das gesamte Angebot an Betreuungsplätzen in den Blick genommen und auch nachgeschaut, wo Einrichtungen fehlen. Daraus hat der Stadtplaner ein paar Empfehlungen an das Rathaus formuliert.
An oberster Stelle steht demnach für Schwander der Standort Wiesmahdstraße. Für das 1,6 Hektar große Grundstück am Waldrand beim Schulzentrum gibt es ohnehin schon erste Entwürfe. Demnach ist dort ein zweistöckiger Neubau geplant mit jeweils zwei Gruppen in Kindergarten und Krippe. Insgesamt sind nach dem Konzept 74 Plätze vorgesehen. Mitte 2025 könnte das Haus stehen, hieß es bei der Vorstellung im März.
Schwander empfiehlt außerdem einen Waldkindergarten in Königswiesen und die Erweiterung der bestehenden Einrichtung in Buchendorf; dort betreibt das Eltern-Kind-Programm das Netz für Kinder mit nur 15 Plätzen. Im Nordosten Gautings sollte nach seiner Vorstellung ein neuer Standort gefunden werden, in Stockdorf setzt er auf die Umgestaltung des Firmengeländes von Stanz-Schmidt, wo ein Kindergarten schon vorgesehen ist.
Während neue Angebote geplant werden, geht allmählich ein Dauer-Provisorium zu Ende. Seit acht Jahren nutzt die Starnberger Lebenshilfe den einst als Ausweichschule errichteten Containerkomplex auf der Postwiese als Kindergarten. "Das geht noch einige wenige Jahre so", sagte die Bürgermeisterin. Die Betonung liege auf "wenige".