Gauting:"Ich liebe ihn ja, ich mag ihn bloß nicht"

Martin Schmitt und Werner Bartens befassen sich beim Benefizabend für den SZ-Adventskalender mit dem ganz normalen Beziehungs-Wahnsinn - mal streng wissenschaftlich, mal ungeheuer spaßig

Gerhard Fischer

GautingMartin Schmitt erzählt von seiner Oma und von seinem Opa: Die Oma war beim Arzt, kommt nach Hause und strahlt. "Der Arzt hat gesagt, ich hätte die Brüste einer 35-Jährigen", erzählt sie. "Und was hat er zu deinem 70-jährigen Arsch gesagt?", antwortet der Opa. "Dein Name ist gar nicht gefallen", erwidert die Oma. Martin Schmitt hat sich die Geschichte ausgedacht, vermutlich.

Gauting Bosco SZ Adventskalender

Martin Schmitt begeistert das Publikum beim Benefizabend für den SZ-Adventskalender im Gautinger Bosco. Foto: Georgine Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Werner Bartens zählt auf, was Paare zusammenhält. Er nennt unter anderem "permanente Unzufriedenheit" und "wenig Sex". Bartens hat sich das nicht ausgedacht, er zitiert eine wissenschaftliche Studie. Warum das so ist, warum etwa wenig Sex eine Beziehung zusammenhält? Aufklärung später.

Der Musik-Kabarettist Martin Schmitt und der Journalist-Arzt-Buchautor Werner Bartens traten zusammen im Bosco in Gauting auf. Es war für einen guten Zweck - für den Adventskalender der Süddeutschen Zeitung - und es war eine verdammt gute Vorstellung. Die 250 Leute im Publikum lachten viel, selbst über die traurigen Erkenntnisse des ganz normalen Beziehungswahnsinns. Sie lachten, weil Martin Schmitt und Werner Bartens das Ganze spaßig verpackten, der eine derber, der andere feiner.

Diese Mischung aus Spaß und Information - es gab sie schon in der Anmoderation. Christian Krügel, Leiter des SZ-Ressorts München-Region-Bayern, erzählte von den Anfängen des Adventskalenders im Jahr 1948. SZ-Teilhaber Werner Friedmann habe die Leser damals zu Kleider- und Essensspenden aufgerufen, später kam auch Geld dazu. Bis heute sind es mehrere Hundert Millionen Euro für Hilfsprojekte, für arme Kinder, kranke oder alte Menschen. Allein im vergangenen Jahr waren es 5,7 Millionen Euro.

Dann kam Krügel zu seinem SZ-Kollegen. Werner Bartens ist ja bekannt dafür, dass er Ärzte kritisiert; deren Ton, deren Bevormundung, deren Vorsorgemaßnahmen. Eines seiner Bücher heißt "Das Ärztehasser-Buch". Bartens hat deshalb viele Gegner unter den Doktoren. Krügel erzählte also davon, wie er bei seinem Zahnarzt war. Dieser weiß, dass Krügel und Bartens Kollegen sind, und deshalb sagte er: "Was hat denn der Bartens da wieder geschrieben!" Die Spritze, die er, Krügel, daraufhin bekam, habe ganz besonders weh getan.

Bartens sprach über sein neues Buch "Was Paare zusammenhält". Es seien vor allem vier Dinge. Erstens: Permanente Unzufriedenheit mit dem Partner; das seien negative Gefühle, ja, aber man habe wenigstens noch Gefühle füreinander. Zweitens: Einer der beiden Partner sei unsicher - und dessen Angst vor Neuem sei größer als "der alltägliche Horror". Als Bartens das sagte, lachten die Leute. "Ich meine das ernst", sagte der Autor fast hilflos, "das ist alles rein wissenschaftlich."

Drittens: wenig Sex. Wenn jemand Sex wolle, so Bartens, stehe dahinter der Wunsch: Zeige mir, dass du mich noch liebst. Das sei kein Zeichen für eine stabile Beziehung. Und viertens: Beziehungen von Männern über 1,90 Meter hielten länger. Große Männer gelten als attraktiv, hätten gute Chancen, eine andere Frau zu bekommen, und seien deshalb weniger eifersüchtig. Sie klammerten nicht so wie "vertikal Benachteiligte". Bartens ist 1,98 Meter groß.

Martin Schmitt ist nicht so groß, aber er hat Humor - auch das ist attraktiv. Und er hat noch mehr zu bieten: Er spielt gut Klavier, er beobachtet Menschen genau und gibt das gekonnt wieder, was er gesehen hat - meistens sind es die lustigen Sachen und noch öfter die unfreiwillig lustigen. Schmitt ist lebendig, er setzt geschickt Mimik und Gestik ein, alles wirkt lässig und man merkt, wie gerne er auf der Bühne steht. Ja, Schmitt ist eine Rampensau.

Die Leute lachten immer am lautesten, wenn Schmitt über seine Oma und seinen Opa redete. Einmal schüttete sich der Opa beim Essen Suppe auf sein Hemd und sagte: "Ich schau' aus wie eine Sau." Die Oma erwiderte: "Ja, und jetzt hast du dir auch noch Suppe auf dein Hemd geschüttet."

Das war nicht neu und ist schon sehr schlicht, aber, sorry, saukomisch.

Irgendwann hat Schmitt seine Oma gefragt, warum sie trotz allem mit ihrem Mann zusammen sei. Die Oma sagte: "Ich liebe ihn ja, ich mag ihn bloß nicht."

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