Hundeschwimmen:"Alle sind total aufgeregt und aufgedreht - wie beim Kindergeburtstag"

Lesezeit: 3 Min.

Hunde apportieren Wasserspielzeug im Sommerbad in Gauting. (Foto: Angi Holzhammer)

An die 100 Hunde und ihre Besitzer vergnügen sich ausgelassen im Gautinger Sommerbad. Manche Tiere dürfen allerdings nur mit Schwimmweste ins Wasser.

Von Patrizia Steipe, Gauting

Verführerisch schaukelt das gelbe Bällchen auf der Wasseroberfläche. Am Beckenrand versucht Labrador-Hündin Kira ihn zu erreichen. Immer weiter streckt sie ihren Körper nach vorne, bis sie plötzlich mit einem Platsch ins Wasser fällt und endlich nach dem Ball schnappen kann. Dank der typischen Schwimmhäute an den Pfoten paddelt sie rasch ans Ufer. Neben ihr schwimmen bereits andere Hunde und apportieren angefeuert von ihren Besitzern bunte Wasserspielzeuge.

Zum ersten Mal hatte das Freibad Gauting zum Saisonende und bevor das Wasser abgelassen wird, das Wasserbecken nur für Hunde geöffnet. Der Förderverein Sommerbad hatte zu dem Badetag eingeladen, er zog dabei mit vielen anderen Bädern deutschlandweit gleich. Etwa 100 Hunde mit ihren Besitzern aus der ganzen Region vergnügten sich am und im Becken, rasten herum und stürzten sich immer wieder ins Wasser. "Das ist wie bei einem Kindergeburtstag. Alle sind total aufgeregt und aufgedreht", fand eine Gilchingerin. Dabei waren die Hunde erstaunlich friedlich. Ab und zu mal wurde ein übermütiger Jungspund an die Leine genommen, aber es gab keine üblen Raufereien oder Beißereien.

Wie schon 2021 (im Bild) dürfen auch heuer wieder an einem Tag Hunde im Gautinger Freibad schwimmen. (Foto: Arlet Ulfers)

Aus München kam Familie Lammers mit der Hovawart-Hündin Priska. Sie war völlig aus dem Häuschen, sprang immer wieder mit einem gewaltigen Satz ins Wasser, um Bällchen zu bringen. Dabei musste sie schnell sein, denn Georgie, ein Mischling aus Schafpudel und Golden Retriever, lauerte schon. Dem Tier gelang das Kunststück, sogar zwei Bälle ins Maul zu stopfen und damit schwimmend abzudrehen. Der Sprung vom Beckenrand war für Milo, einen italienischen Wasserhund der Rasse Lagotto, ein Kinderspiel. Begeistert stürzte sich der kurzgelockte Hund ins Wasser. "Im Urlaub ist er mit den Kindern sogar von zwei Meter hohen Klippen ins Meer gesprungen", erzählte sein stolzes Herrchen.

Alexander Weinberger und Angi Holzhammer hatten sich, ausgestattet mit Taucherausrüstung und Unterwasserkamera, im Becken postiert, um die Tiere auch aus dieser Perspektive abzulichten. "Die beiden sind selbst Hundebesitzer und haben schon öfter bei solchen Aktionen fotografiert", berichtete ihr Freund Dominik Henz, Tauchlehrer aus München. Damit sein Hovawart Xantos möglichst fotogen rauskommt, hatte er einen Leckerli-Spender mitgebracht, den er mit einem Saugnapf am Beckenboden befestigen konnte. Begeistert tauchten Xantos und andere Hunde nach der Belohnung oder schnappten unter Wasser nach angebotenen Leckerlis. Ihre Fotos verkaufen die beiden Fotografen für eine Spende zugunsten des Sommerbads. Näheres unter www.tauchsucht.net/events-termine.

Alex Weinberger hält die Tiere mit Spezialkamera und Taucherausrüstung fest. (Foto: Arlet Ulfers)

Zwischen den großen Hunden wirkte der zweieinhalbjährige Zwergspitz Jerry noch kleiner, als er ist. Sebastian Stärk und Tochter Lena aus Gauting warfen kleine Bällchen für das flauschige Fellknäuel. Unerschrocken hüpfte das vier Kilo leichte Haustier ins Wasser und strampelte mit seinen kurzen Beinchen unbeirrt ans Ufer. "Das ist eine super Sache", schwärmte Lena. Für den Kleinen wäre ein Bad in der Würm wegen der Strömung viel zu gefährlich. Und an den meisten Seen ist das Hundebaden verboten.

Das wusste auch das Frauchen von Calito. "Wir gehen am Starnberger See um sechs Uhr morgens illegal schwimmen. Dann findet man nur die Nacktbader und uns", sagte sie und lachte. Dem katalanischen Hirtenhund der Rasse Gos d'Atura hatte sie eine Hundeschwimmweste angezogen. Das dichte lange Fell saugt sich im Wasser schnell voll und ist dann so schwer, dass der Hund kaum schwimmen könnte. Den Beweis lieferte Calito umgehend und schüttelte nach dem Bad einen ganzen Eimer voll Wasser aus seinem Fell.

Unter anderem tauchen Hunde nach Leckerlis. (Foto: Angi Holzhammer)

Auch Cocker Spaniel Nala hatte eine Schwimmweste um. Vorsichtig spähte er ins Wasser, traute sich aber nicht hinein. Clemens Laumeier von der Hundeschule K 9 wollte das Tier sanft ans nasse Element gewöhnen. Das ist ein Teil der Suchhundeausbildung. Die Schwimmweste sei übrigens nicht nur wegen des Haltegriffs praktisch, um die Tiere aus dem Wasser zu ziehen, sondern diene der Sicherheit. "Wenn Hunde ihre Schnauze unter das Wasser bekommen, dann können sie die Orientierung verlieren und untergehen wie ein Stein", wusste Laumeier. Den Besitzern wasserscheuer Tiere riet er "niemals einen Hund mit Gewalt ins Wasser zu schieben". Drei Stunden und einige Leckerlis später hatten etliche Neulinge tatsächlich ihre Scheu vor dem Wasser verloren.

Die Initiatoren Franz Jaquet vom Förderverein Sommerbad und Antje Feser von Schwimmclub Gauting zogen eine positive Bilanz: Etwa 200 Besucher, 100 Hunde und rund 1500 Euro Spenden. Der Termin für das nächste Hundeschwimmen steht auch schon fest: der 18. September 2022.

© SZ vom 21.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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