Aktion im Schwimmbad:Für einen Tag Seehund sein

Aktion im Schwimmbad: Franz Jaquet mit der Nachbarshündin Oonagh. Sie ist am Sonntag beim ersten Gautinger Hundeschwimmen dabei.

Franz Jaquet mit der Nachbarshündin Oonagh. Sie ist am Sonntag beim ersten Gautinger Hundeschwimmen dabei.

(Foto: Valerie Künzl)

Am Sonntag dürfen die Gautinger erstmals ihre Zamperl im Sommerbad planschen lassen. Komische Idee? Von wegen, findet der Förderverein.

Von Valerie Künzl

Nicht jeder Mops hat Spaß im Nassen. Aber: "Der Labrador, der Retriever und der portugiesische Wasserhund sind berühmt dafür, dass sie gerne ins Wasser gehen. Die genießen das richtig", sagt Franz Jaquet. Er hat zusammen mit Antje Feser den ersten "Hund-im-Freibad-Tag" an diesem Sonntag im Gautinger Sommerbad organisiert. Start ist um 14 Uhr. Für drei Stunden können die Hunde im Wasser planschen und sich austoben.

Franz Jaquet hat selbst keinen Hund, der Aufwand sei ihm zu groß. Aber: "Ich bin sehr hundelieb", sagt er, lacht und fügt an: "Wenn ich jetzt im April in Rente gehe, wäre das eine Überlegung." Einen Hund hat er trotzdem dabei. Neben dem 62-jährigen sitzt nämlich Oonagh, gesprochen Una, "wie das italienische eins für eine weibliche Person", erklärt Jaquet. Für den Interviewtermin hat er sich extra die Hündin von einer Bekannten aus der Nachbarschaft geliehen. Es handelt sich um einen Beauceron, einen französischen Hütehund. "Sie ist sehr verfressen, für Essen tut sie fast alles. Das habe ich jetzt ausgenutzt", sagt er, grinst und lässt die Tüte mit den Leckerlis rascheln. Oonagh schaut auf. Mit ihren lohfarbenen Pfoten, deshalb auch "Rotstrumpf" genannt, tappst sie auf der Terrasse herum und nascht dann aus der Hand des Gautingers.

Jaquet ist studierter Elektroingenieur und arbeitet in der Erdgasbranche. Nebenher ist er im Gemeinderat in Gauting tätig. Doch die Gemeinde ist, wie viele andere Kommunen auch, finanziell klamm. Dies liege unteranderem an der Gewerbesteuer, "die sprudelt nicht so, wie sie soll", meint der 62-jährige. Und: "Das Sommerbad ist mit einer der Hauptkostenträger für die Gemeinde, neben den Personalkosten und dem Schulwesen." Doch gerade das Schwimmbad liegt Jaquet am Herzen. Er ist, wie er selbst von sich sagt, "ein alter Gautinger." Seit seinem zweiten Lebensjahr wohnt er hier. Sein Elternhaus befand sich 200 Meter neben dem Gautinger Freibad. "Ich bin in dem Sommerbad quasi groß geworden, habe dort Schwimmen gelernt und meine Freizeit verbracht", erzählt er. Doch mittlerweile "ist das Sommerbad mit einer sechsstelligen Defizitsumme jedes Jahr ein kleines Problemkind." So entstand die Idee, einen Förderverein zu gründen. Im März dieses Jahres war es so weit. Franz Jaquet ist "Schatzmeister", wie er stolz sagt. Vorsitzende sind Stephan Ebner und Michaela Reißfelder-Zessin.

Ebner hat sogar einen Hund, einen Dackel. Aber, "den müsste man schwer überreden, dass er ins Wasser geht", findet Jaquet. Auf die Badegaudi mit Hund ist er im Internet gestoßen. "Viele Freibäder veranstalten so ein Hundeschwimmen. Diese Idee habe ich weitergetragen. Wir wollen den Förderverein damit ins Gespräch bringen und für Projekte sammeln. Es ist erst einmal ein Test. A: Wie kommt es überhaupt an? Und B: Wie läuft es ab?"

Wie man sich diesen tierischen Spaß im Wasser nun vorzustellen hat? "Im Gelände müssen die Hunde an der Leine sein. Beim Schwimmen müssen sie nackig sein, wegen der Unfallgefahr, keine Leine, kein Halsband, weil sie sich selber sonst mal mit der Pfote verheddern könnten." Und wichtig: "Wir müssen das Bad natürlich so hinterlassen, wie wir es vorgefunden haben. Die Leute müssen Kotbeutel dabeihaben."

Das Hundeschwimmen findet auf Spendenbasis statt. "Wir haben eine Mindestspende definiert. 1,50 Euro pro Bein oder Pfote. Das heißt, ein Zweibeiner zahlt drei Euro, die Vierbeiner zahlen sechs Euro." Alle Spenden gehen an den Förderverein. Mit den Einnahmen soll die Attraktivität des Schwimmbads erhöht werden. "Ein Gedanke ist zum Beispiel, den Kinderplanschbereich mit einem Sonnensegel auszustatten", erzählt er, denn der steht bis dato in der prallen Sonne.

Natürlich gab es Diskussionen darüber, ob die Idee mit dem Hundeschwimmen nun so gelungen ist oder auch nicht. Jaquet findet: Klar, die Hunde könnten auch in der Würm baden gehen. Aber "da ist die Strömung, und für die Vogelwelt ist es eine Katastrophe. Die Enten springen auf, so toll finde ich das nicht", sagt er. Außerdem habe das Hundeschwimmen noch einen positiven Effekt: "Es muss auch ein toller Sozialisierungseffekt sein. Wann, außer in der Hundeschule, treffen Hunde auf so viele andere Artgenossen?" Freude am Planschen könnten nicht nur die Vierbeiner, sondern auch deren Halter haben. Eine Anmeldung sei nicht notwendig. "Die Leute können einfach kommen und ihren Hund mitbringen", sagt Jaquet. "Wir verlangen aber, dass der Hund geimpft ist, eine Marke und eine Haftpflichtversicherung hat", fügt er hinzu. Oonagh erfülle alle Kriterien. Wird sie am Sonntag auch dabei sein? "Mit Sicherheit." Und mit ein paar Leckerlis kann man sie bestimmt ins Wasser locken.

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