Hotel am Bahnhofplatz:Nächster Immobiliendeal im Gautinger Zentrum

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Die Familie Simon will ihr Hotel für neun Millionen Euro verkaufen. Die SPD befürchtet eine Dauerbaustelle im Ort.

Von Michael Berzl, Gauting

Das nächste zentral gelegene Grundstück mitten in Gauting wechselt den Besitzer. Die Familie Simon verkauft ihr Hotel beim Bahnhof zusammen mit einem sogenannten Stadthaus direkt daneben für etwa neun Millionen Euro. Zu annähernd demselben Preis hat die Erlanger Firma Sontowski vor drei Jahren von der Gemeinde das ehemalige Grundschulareal gegenüber erworben, das aber deutlich größer ist. Die Verhandlungen mit Interessenten am Hotel-Grundstück seien schon so weit gediehen, dass er das Objekt seit Mittwoch nicht mehr anbiete, sagte der Weilheimer Immobilienhändler Tobias Bindl, der mit dem Geschäft beauftragt ist. Was mit dem Gebäudekomplex nach einem Verkauf geschieht, sei noch offen; es gebe völlig unterschiedliche Konzepte. "Aber die nächsten Jahre bleibt erst mal alles beim Alten", sicherte Bindl zu. Auftraggeber Leopold Simon wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Verkauf äußern.

Der Makler ist mit dem Objekt nach eigenen Angaben bereits seit zwei Jahren befasst. Seit etwa zwei Monaten hat er es auf einem Internetportal angeboten, und die Nachfrage war groß. Viele Interessenten hätten sich gemeldet, sagte Bindl, eine genaue Zahl wollte er jedoch nicht nennen. Auch was die Pläne der potenziellen Käufer betrifft, hält er sich vorerst bedeckt. Denkbar seien sowohl eine umfassende Sanierung wie auch ein Abriss und ein Neubau. Das werde sich erst im Lauf der kommenden Monate entscheiden. Der Hotelbetrieb läuft unterdessen weiter, die Mieter von Wohnungen können bleiben, auch die Verträge mit der Bäckerei Müller, den Inhabern eines Blumenladens und eines Lebensmittelgeschäfts, eines Fitnessstudios und einer Parfümerie bleiben bestehen.

Ein Grundstück in Top-Lage wird verkauft: Links neben dem Hotel steht das sogenannte Stadthaus mit einer Bäckerei im Erdgeschoss. (Foto: Google Earth, SZ)

Als "einmaliges Baugrundstück mit Altbestand" war der Gebäudekomplex am Bahnhofplatz angeboten. Dazu gehören außer dem dreistöckigen Hotel mit 14 Zimmern und sechs Appartements auch ein im Jahr 1907 errichtetes Haus nebenan, in dem sich eine Bäckerei befindet. In dem Inserat ist ausdrücklich die Rede davon, dass auch die Aufstockung des Hotels um eine vierte Etage möglich wäre. Im Exposé für die Immobilie "in Bestlage" wird darauf hingewiesen, dass einige Einheiten bereits bezugsfrei seien und selbst bezogen oder auch vermietet werden könnten. Andere Flächen seien teilweise nur noch kurzfristig vermietet.

Das Hauptgebäude mit dem Hotel verfügt demnach über etwa 350 Quadratmeter Wohnfläche und gut 1000 Quadratmeter Nutzfläche, drei Läden und eine Wohnung. Zum sogenannten Stadthaus nebenan gehören außer der Bäckerei im Erdgeschoss auch fünf Wohnungen und ein kleines Büro.

Die Gesamtfläche des Grundstücks wird mit 1800 Quadratmetern angegeben. Das ergibt einen Quadratmeterpreis von 5000 Euro. Zum Vergleich: Das Grundschulgelände, auf dem nun ein Wohn- und Geschäftshaus mit Supermarkt, Drogerie und gut 50 Wohnungen entsteht, hatte die Gemeinde Gauting vor drei Jahren ebenfalls für etwa neun Millionen Euro verkauft. Das waren allerdings etwa 4500 Quadratmeter.

Kritiker des Wohn- und Geschäftshauses, das die Firma Sontowski gerade auf dem ehemaligen Grundschulareal gegenüber errichtet, sehen ihre Befürchtungen bestätigt, dass nun auch auf anderen Grundstücken in der Umgebung höher gebaut wird. Vor allem über die Ausmaße des dreiteiligen Neubaus, in dem ein Edekamarkt und eine Drogerie im Erdgeschoss und Wohnungen in vier Etagen darüber vorgesehen sind, wurde über Monate hitzig diskutiert, bis sich die Gautinger in einem Bürgerentscheid mit Zwei-Drittel-Mehrheit dafür aussprachen. Nun haben die Arbeiten begonnen, derzeit werden auf dem Grundstück Spundwände in den Boden eingebracht. Mit der Fertigstellung wird im Frühjahr 2021 gerechnet.

"Sontowski setzt den Maßstab", mahnt nun Ingo Hugger vom SPD-Ortsvorstand auf der Homepage des Ortsvereins. Der Erlanger Bauträger habe noch nicht einmal richtig zu bauen angefangen, "und schon können wir auf die nächste Baustelle beim Bahnhof warten". Im Immobilienangebot für das Hotel heißt es, das Grundstück sei bebaubar nach Paragraf 34; dabei ist die Bebauung in der Nachbarschaft entscheidend für die zulässigen Ausmaße. Makler Bindl verspricht: "Wir werden einen Weg suchen, der auch für die Einheimischen ganz toll wird."

© SZ vom 22.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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