Gauting:Geselligkeit in alter Tradition

Hoagascht für Johannes M. Schachtner

Viele Musikerinnen und Musiker haben mit dem bekannten Gautinger Kirchenmusiker Johannes M. Schachtner (Mitte) im Rathaus gefeiert.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Mit einem "Hoagascht" verabschiedet sich der Kirchenmusiker Johannes M. Schachtner in den Ruhestand

Von Reinhard Palmer, Gauting

Wo heute Steinwüsten vorherrschen, wurden früher sozialer Kontakte und nachbarschaftliches Zusammenleben gepflegt: Die Rede ist vom Vorgarten, der in früheren Zeit Heingarte genannt wurde und regional schließlich zu "Hoagascht" mutiert2. In Bayern trafen sich dort die Musikanten, um wohlklingend beieinander zu sein. Eine schöne Form, einen hochverdienten Musiker in den Ruhestand zu verabschieden, zumal einen musikalischen Grenzgänger, der sein Spektrum von Klassik bis Volksmusik spannte. Am Vorabend des 65. Geburtstags vom Gautinger Kirchenmusiker in St. Benedikt und Chorleiter Johannes M. Schachtner wurde daraus im Rathaus dann auch ein Treffen von Familie, Weggefährten, Freunden, darunter auch Orgelkoryphäe Klemens Schnorr und hochrangige Honoratioren.

Dass die Festrede vom einstigen politischen Gegner im Gemeinderat Altbürgermeister Ekkehard Knobloch gehalten wurde, bescheinigte Gauting ein funktionierendes Gemeinwesen - zumindest in damaliger Zeit, als Kultur noch Chefsache war. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger sprach als aktuelle Hausherrin des Rathauses das Grußwort, würdigte dabei Schachtner vor allem als Mitglied im Kuratorium des Günther-Klinge-Preises, zog aber auch die musikalischen Verdienste fürs Kulturleben in der Gemeinde der ganzen Familie Schachtner mit ein, die sogleich den maßgeblich vom Sohn Johannes X. Schachtner organisierten Hoagascht mit bestritt.Johannes X. Schachtner hat einen Teil der Früchte der Arbeit seines Vaters geerbt: Die Choristen des collegium:bratananium, die aus der engagierten Jugendarbeit des Vaters hervorgegangen sind. Die Frauenabordnung zeigte Präzision im schönmusikalischen Mix, über den sich der Bariton von Florian Prey in Schuberts schönfarbigen "Ständchen" einfühlsam erhob. Einen "Mercedes" nannte "J.X"., wie ihn sein Vater in seiner humorvollen Danksagung titulierte, metaphorisch den engagierten Klangkörper. Frühere Mitglieder reisten sogar aus London an, um den Chorleiter zu ehren. Der bereits gestorbene Großvater Franz Xaver Schachtner war mit zwei romantischen Menuetten vertreten, die J. M. Schachtners Sohn Simon am Violoncello und Schwiegertochter Lauriane Follonier am Flügel vital bestritten. Für Geselligkeit sorgte indes der Männerchor Gilching unter der Leitung von Manuel Kundinger, während der Gilchinger Viergesang - wegen Erkrankung zu dritt - warmtonig-schönharmonische Stimmung verbreitete. Johannes X. Schachtner war nicht nur am Pult zu erleben. Sein Klavier-"Menuetto" aus "Capriccio sopra il dado" von 2010 befreite sich behutsam von der Tonalität, um aus expressiver Programmatik sinnenfreudige Bildmusik zu kreieren. In der "Hoamgeh-Suite" zum Mitsingen, die Johannes M. Schachtner vor mehr 20 Jahren aus Volksmusiken zusammengestellt hatte, griff sein Sohn gar zur Trompete im Akkordeon begleiteten Bläser-Trio-Part. Ein klassischer Hoagascht wunderbar geselliger Art.

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