Gauting:Gegen die Kälte

Gautinger zeigen Solidarität und spenden große Mengen Kleidung für die Asylbewerber

Blanche Mamer

Kleiderspenden in Gauting

In Tüten und Taschen schleppen die Gautinger Altkleider ins Gemeindehaus bei der Christuskirche. Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

GautingVor der evangelischen Christuskirche an der Ammerseestraße in Gauting herrscht Verkehrschaos. Freie Parkplätze sind rar, und wer einen ergattert hat, lädt prall gefüllte Tüten und Taschen aus dem Kofferraum und holt stapelweise warme Decken vom Rücksitz. Überall in Gauting kann man am Mittwochnachmittag auch Fußgänger und Radfahrer beobachten, die bepackt mit Taschen und Koffern in Richtung Walter-Hildmann-Haus strömen. Um 13 Uhr hat dort die Sammlung warmer Winterbekleidung für die Asylbewerber in der staatlichen Sammelunterkunft am Rand der Villenkolonie begonnen.

Am Donnerstag kurz nach 10 Uhr waren schon die ersten Flüchtlinge da, um zu günstigen Preisen einzukaufen. Geplant war, mit dem Erlös Fahrradhelme anzuschaffen, doch da auch viele Helme gespendet wurden, ist das nun nicht mehr nötig. Für den Nachmittag hatte Iana Fröse vom Starnberger Landratsamt einen Bus organisiert, damit sich auch die Asylbewerber aus dem Forsthaus Mühltal versorgen können. Was vom Bazar übrig bleibt, wird vom Roten Kreuz abgeholt.

Im Gemeindehaus herrschte Gedränge, als die Kleiderspenden gebracht wurden. Nur ein Raum war zunächst für die Annahme vorbereitet, Kleiderständer, Regale und Tische waren aufgestellt. Doch schon nach kurzer Zeit mussten alle Räume geöffnet werden, sogar das kleine Nebenzimmer, in dem die Konfirmanden sonst Kicker spielen. Mit einem solchen Ansturm hatte niemand gerechnet, weder bei der evangelischen Gemeinde noch beim Helferkreis Pro Asyl. Gauting war überregional in die Schlagzeilen geraten, weil das Starnberger Landratsam auf Beschwerden von Nachbarn hin Fenster im Flur der Sammelunterkunft an der Ammerseestraße mit Milchglasfolie verkleben ließ. Dieses Vorgehen hat viele Gautinger empört.

"Ich kann nur staunen. Das übertrifft alle Erwartungen", berichtete Prädikant Wolfgang Schrader. Pfarrer Günther Riedner packte zusammen mit Mitarbeitern der Kirche und der Gautinger Insel an. Ehrenamtliche Helfer packten Kleider und Schuhe aus, hängten Mäntel auf, sortierten nach Größe, getrennt für Männer, Frauen und Kinder. "Es ist großartig. Es sind so viele, gute modische Sachen, viele frisch aus der Reinigung und gewaschen und gebügelt", schwärmte Pfarrsekretärin Anita Drexler. "Wir konnten gar nicht mehr alles annehmen. Es wurde noch ein Depot in der Tiefgarage eingerichtet, weil einfach kein Platz mehr war." Abends sind noch alle Kleider sortiert worden und in verschiedenen Räumen, getrennt nach Männern und Frauen mit Kindern hergerichtet worden.

Aktuell leben 219 Flüchtlinge im Landkreis Starnberg, berichtet Landratsamtssprecher Stefan Diebl. Zuletzt kamen am Donnerstag sieben junge Nigerianer ins Mühltal. "Das war möglich, weil acht Asylbewerber, davon einige Kinder, nach Tutzing umziehen konnten. Dort ist die Anbindung besser", erklärte Diebl. Der Landkreis geht davon aus, dass er bis Ende dieses Jahres 300 Flüchtlingen unterbringen muss.

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