Süddeutsche Zeitung

Bildung:Geballte Kompetenz

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Am Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting gibt es nun ein Zentrum für Begabtenförderung. Es ist das vierte in Bayern und soll andere Schulen informieren, Angebote bündeln und vernetzen

Von Blanche Mamer, Gauting

Die individuelle Förderung besonders begabter und leistungsstarker Schüler ist angesagt. Das Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting ist Vorreiter und hat mit dem Kompetenzzentrum für Begabtenförderung Oberbayern-West jetzt eine wichtige Rolle übernommen. Das zeigte sich bei der feierlichen Auftaktveranstaltung am Mittwoch in der Aula des Gymnasiums, an der neben Stephan Zahlhaas, Ministerialbeauftragter für die Gymnasien Oberbayern-West, und Ingmar Ahl, Vorsitzender der Karg Stiftung, auch die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig, weitere Politiker und eine Reihe von Direktoren von Gymnasien der Region teilnahmen.

Es geht längst nicht mehr darum, nur die Hochbegabten zu fördern, sondern generell besondere Begabungen zu unterstützen, sei das nun beispielsweise in Bläser- oder I-Pad-Klassen. Die Notwendigkeit der individuellen Förderung in den Regelklassen illustriert Schulleiterin Sylke Wischnevsky mit dem Beispiel von zwei Buben. Einer ist dreieinhalb, einer sechs Monate alt. Der Kleine will immer das, was der Große hat. "Niemand käme auf die Idee, dem Älteren sein Feuerwehrauto wegzunehmen, nur damit der Kleine nicht frustriert ist."

Leitlinie bei der Förderung ist eine Pädagogik, die an der jeweiligen Person orientiert und auf den einzelnen Schüler zugeschnitten ist. Diese Pädagogik sei extra entwickelt worden, betonte Sylke Wischnevsky. 14 Jahre Hochbegabtenklasse und sieben Jahre TUM-Kolleg seien die Basis für das Kompetenzzentrum. Seit eineinhalb Jahren arbeitet ein Lehrerteam an dem Konzept und steht nun bereit, die Erfahrungen an die Kollegen anderer Gymnasien weiterzugeben. Ziel des Kompetenzzentrums ist, die Schulen über die Möglichkeiten zu informieren, sie zu unterstützen und bereits vorhandene Angebote zu bündeln und zu vernetzen. Wichtige Aufgabe ist zudem, Impulse zur Weiterentwicklung zu geben.

Notwendig sind somit gut ausgebildete Lehrkräfte, die genau beobachten und die Begabungen der Schüler erkennen. Hierzu hat das Gautinger Kompetenzzentrum eine pädagogisch-psychologische Diagnostik entwickelt. Allerdings geht es bei einem solchen Förderprogramm nicht nur um die Aneignung von Wissen, sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Selbständigkeit, soziale Kompetenz und ethische Verantwortung sind zentrale Elemente der Begabungsförderung. Die Förderung beschränkt sich nicht auf die Unterrichtszeit. Gerade bei den Ferienseminaren im Kloster Schäftlarn im Sommer habe man die Erfahrung gemacht, dass begabte und vielseitig interessierte Schüler außerhalb ihrer Klassenverbände viel lockerer und kreativer arbeiteten und sich enorm weiterentwickeln können, so Wischnevsky. Drei Regionalzentren in Gymnasien in Ingolstadt, Landsberg und Bad Tölz sollen zusammen mit Gauting als Multiplikatoren arbeiten, sagte der Ministerialbeauftragte Stephan Zahlhaas.

Auf die Verdienste William Sterns bei der Begabtenförderung ging Ingmar Ahl, Vorstand der Karg Stiftung ein, deren Ziel es ist, die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten hochbegabter Kinder und Jugendlicher zu fördern. Der deutsche Jude Stern war Begründer der Differenziellen Psychologie und hat 1912 eine neue Art der Berechnung des Intelligenzgrades eines Kindes aufgestellt. Er prägte den Begriff des Intelligenzquotienten IQ, der noch heute gilt und Intelligenz und Lebensalter koppelt. Das Gautinger Gymnasium stehe in der Tradition William Sterns, und so hätte er diesen gern als Namensgeber vorschlagen. Doch die Schule hat bereits einen guten Namen.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2016
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