Letzte Vorbereitungen im Sommerbad Gauting vor Saisonstart am dritten Freitag im Mai. Ein Arbeiter bearbeitet Betonsockel mit dem Hochdruckreiniger, am Kiosk von Friedrich Federsel schleift ein Helfer die Oberfläche eines Biergartentischs ab. Die Becken sind schon mit Wasser gefüllt. Um das große Nichtschwimmerbecken mit den beiden Wasserrutschen stehen die Liegen aufgereiht. Ihre gelben Flächen sind strahlend sauber. Mitglieder des Fördervereins Sommerbad Gauting haben sie beim gemeinsamen „Ramadama“ geschrubbt. Auch das Unkraut, das zwischen den Bodenplatten spross, haben sie entfernt, Blätter gerecht und gemeinsam mit dem Schwimmclub Gauting, einer Abteilung des Sportclubs Gauting, alles für das Sommertraining vorbereitet.
„Das spart der Gemeinde Kosten“, lobt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) kurz vor der Saisoneröffnung. Für die 260 Mitglieder des Fördervereins ist aktive Hilfe Ehrensache. Das Sommerbad ist schließlich mehr als eine Sportstätte. „Es ist ein sozialer Treffpunkt, bei dem sich die Gesellschaft mischt“, sagt Vorstandsmitglied im Förderverein, Robert Kolb. Es ist auch so etwas wie ein zweites Wohnzimmer im Sommer. Die Besucher schätzen die Lage direkt neben der Würm, die riesige Liegewiese mit den Schatten spendenden Bäumen, den Platz für Fuß- und Beachvolleyball und vor allem natürlich das Nichtschwimmerbecken mit den beiden Rutschen, das 50-Meter-Becken, die beiden Ein-Meter- und den Drei-Meter-Sprungturm, das 34-Grad warme Becken und den Wasserspielplatz für die Kleinkinder. Wer verfroren ist, kann über eine Wärmeschleuse ins Innere zu den „Warmumkleiden“ schwimmen. Bei Sonnenwetter genügen die Umkleidekabinen draußen, und die Firma „Aqua Personal“ stellt wie gewohnt geschulte Bademeister.
Angesichts knapper Gemeindekassen ist es keineswegs selbstverständlich, dass sich die Kommune das Bad leistet. „Wir haben ein jährliches Defizit von 521 000 Euro, dazu kommen noch Investitionen“, sagt Kössinger. Die Heizung beispielsweise muss für etwa 50 000 Euro erneuert werden, ein neues Kassensystem soll für 60 000 Euro angeschafft werden, und dann stehen in den nächsten Jahren das Flachdach an und eine neue Filteranlage für etwa 150 000 Euro.
Christian Ruhdorfer ist der Freibadbeauftragte der Verwaltung. „Wir versuchen, auch mit kleinen Maßnahmen Geld zu sparen“, erklärt er. Das Sommerbad ist längst auf LED umgestiegen, die Pumpen wurden optimal eingestellt und ausgewechselt. Heuer musste aber auf Anweisung des Wasserwirtschaftsamts ein neuer Wärmetauscher angeschafft werden. Da kommt der Scheck, den der Förderverein-Vorsitzende Sebastian Worm-Paradiek zum Auftakttermin mitgebracht hat, gerade recht. 40 000 Euro übergibt er der Gemeinde für das Bad. Der Betrag soll für die Heizungsanlage des Wärmebads sowie für die Digitalisierung des Kassensystems verwendet werden.


Viele Kommunen in Bayern haben sich wegen der hohen Kosten von ihren Bädern trennen müssen. Erst im April hat das Münchner „Stäblibad“ geschlossen. Auch in Gauting hängt das Damoklesschwert einer Schließung über dem Freibad. „Wenn die Bürger Interesse am Fortbestand haben und sich dafür einsetzen, dann fällt uns eine Entscheidung dafür natürlich leichter“, sagt Kössinger.
Die Warnung nimmt der Förderverein ernst. „Überall schließen die Bäder, wir müssen dieses retten“, erklärt Worm-Paradiek. Dafür hat der Verein beispielsweise im vergangenen Jahr eine „Saisonkarten Challenge“ ausgerufen. Jede 100. gekaufte Karte sponserte der Förderverein. Die Gewinner wurden ausgelost. Die Aktion hat den Verkauf deutlich angekurbelt. Während 2023 nur 1588 Jahreskarten verkauft wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits 1923. „Heuer wollen wir 2000 schaffen“, erklärt Vorstandsmitglied Robert Kolb. „Wem das Sommerbad wichtig ist, leistet damit einen Beitrag, damit es auch in der nächsten Saison wieder öffnen kann.“
Günstig ist es außerdem, versichert Worm-Paradiek. Die Saisonkarte kostet wie im vergangenen Jahr 160 Euro. Ab sieben Besuchen würde sich die Karte bereits für eine Familie mit zwei Kindern auszahlen. Trotzdem: Nicht jede Familie kann sich den Eintritt ins Sommerbad leisten. Letztes Jahr hat die „Gautinger Insel“ deswegen 26 Betroffenen eine Jahreskarte gesponsert. „Heuer werden es 32 Familien sein“, erklärt Christine Schwarz vom Insel-Team. Für die Aktion gab es viel positives Feedback. „Die Kinder hatten strahlende Augen und die Mütter waren dankbar, dass die Kinder ein schönes Programm für die Sommerferien hatten und schwimmen gelernt haben“, ergänzt ihre Kollegin Andrea Flotzinger. Der Verein „Eltern-Kind-Programm“ (EKP) und eine Schwimmschule bieten Schwimmkurse an. Etwa 380 Kinder im Jahr lernen so das Schwimmen.

Vor 52 Jahren wurde der Schwimmclub Gauting gegründet, erklärt Vorsitzende Antje Feser. 180 Mitglieder hat er, „aktiv sind 130“. Ohne das 50-Meter-Becken im Sommerbad hätte der Verein keine Übungsmöglichkeit. Das gibt es nirgends sonst im Landkreis: „Es ist sogar ein olympisches Sportbecken“, schwärmt Feser. Während der olympischen Sommerspiele 1972 haben die Schwimmolympioniken aus Korea und der DDR in Gauting trainiert. Es gibt zwar das Gerücht im Ort, dass die amerikanische Schwimmlegende Mark Spitz ebenfalls hier im Wasser war, „aber das stimmt leider nicht“, weiß Feser. Damals sei in Gauting ein richtiger Hype auf den Schwimmsport ausgebrochen. Davon profitiert der Verein noch heute.
Schlechtes Wetter ist übrigens kein Grund, um nicht ins Bad zu gehen. Für Kolb ist Regen sogar das beste Badewetter. „Dann ist es ruhig und man hat alles für sich“. Drei- bis fünfmal in der Woche kommt er nach der Arbeit noch kurz ins Bad, um ein paar Runden zu schwimmen, solange bis dann am 16. September die Saison endet.